Die Musik von Negură Bunget kann man grob als Metal mit Folklore-Einflüssen bezeichnen. Genauer lässt sich der Sound der Rumänen kaum definieren, denn ihr Stil ist breit gefächert, überspringt manche Genre-Grenze und wirkt nicht selten experimentell.
Vor wenigen Tagen hat die Band ihr neues Album „ZI“ veröffentlicht. Es bildet den zweiten Teil ihrer so genannten Transsilvanien-Trilogie, die 2015 mit dem „Tau“-Album ihren Anfang nahm. Mehr über „ZI“ erfahrt ihr in dieser Rezension.
„ZI“ enthält sechs Lieder mit einer Gesamtspielzeit von rund 48 Minuten. Inhaltlich befasst sich das Album laut Pressetext mit den Kulturen, den Traditionen und der Lebensweise der Menschen Transsilvaniens. Genaueres kann ich nicht dazu sagen, denn sämtliche Liedtexte sind einmal mehr auf Rumänisch.
Auch jenseits der Sprache ist „ZI“ wieder typisch Negură Bunget: Das Album bietet komplex arrangierte, vielschichtige Lieder, die einigen Anspruch an den Hörer stellen. Leichte Kost findet man hier sicher nicht.
Negură Bunget bedienen ein breites Klangspektrum, das mitunter in sehr gegensätzliche Richtungen umschlägt. Mit Blastbeats, sehr tiefem Growl-Gesang und einer mehr als offensiven Herangehensweise erinnert das Album stellenweise an Black Metal. Wenige Momente später kann dann schon ruhiger, sphärischer Instrumental-Rock zu hören sein.
Auch der Stellenwert der Folklore ist hoch, sodass oft Flöte oder Horn Einlass in das Klangbild finden. Demgegenüber stehen aber auch elektronische Klangspuren, die zum Teil einen surrealen Eindruck hinterlassen. Gesprochene Passagen oder mehrstimmiger Klargesang tun hierzu ihr übriges.
Die experimentelle, surreale Seite von Negură Bunget kann durchaus auch so weit gehen, dass gar keine feste Melodiestruktur mehr zu erkennen ist. Mitunter vernimmt man nur noch ein wie auch immer geartetes, scheinbar wenig geordnetes Klangbild mit schamanisch anmutenden Gesängen, die aus der Ferne des Hintergrunds dringen.
Insgesamt macht der ebenso abwechslungsreiche wie unberechenbare, ebenso tiefgründige wie komplexe Sound wirklich Eindruck. In der sehr eigenen Atmosphäre von Negură Bunget kann man nahezu abtauchen und es gibt zweifellos viel zu entdecken. Das Klangerlebnis ist ein besonderes. „ZI“ ist sicher ein Album, an das man sich erinnert.
Gleichzeitig ist das Werk aber auch anspruchsvoll und nicht leicht zugänglich. Geneigte Hörer müssen sich auf das Album einlassen wollen, denn zum schnell mal querhören eignet sich „ZI“ garantiert nicht. Ohrwurm-Refrains oder Schunkel-Melodien sollte man von dieser Art von Folk-Metal-Band besser nicht erwarten.
Fazit
„ZI“ ist ein atmosphärisches und stilistisch interessantes Album, das sich keinesfalls an ein Massenpublikum richtet. Das Werk lässt mit Vorfreude auf den dritten Teil von Negură Bungets Transsilvanien-Trilogie blicken, der Anfang 2018 erscheinen soll.
Punkte: 8 / 10
Rezension: Stefan Frühauf, Stefan(at)dark-festivals.de