Fäulnis aus Hamburg verbinden Black Metal mit derber Rockmusik. Drei Jahre nach ihrem letzten Album hat die Band um Frontmann Seuche nun ihr neues Werk fertig gestellt. Es trägt den Titel „Antikult“ und ist am heutigen Freitag erschienen.
Wie es geworden ist erfahrt ihr in dieser Rezension.
„Antikult“ enthält neun Lieder mit einer Gesamtspielzeit von rund 39 Minuten. Die Textsprache ist durchgehend Deutsch.
Bei ihrer Mischung aus Black Metal und Rockmusik haben Fäulnis den Rock-Anteil auf „Antikult“ noch stärker gewichtet als auf ihrem vorherigen Album. Aus dem Black Metal nimmt ihr Sound die Blastbeats und die Kälte, aus dem Rock die Rhythmik die Riffs. Der Gesang steht zwischen beiden Genres und ist weder die reine Rock-Röhre noch echter Gutturalgesang im Sinne des Black Metal.
Wenn auf einem Album von Fäulnis von Rock die Rede ist, dann ist jedoch nicht etwa der sphärische Post Rock gemeint, an dem diverse moderne Black-Metal-Bands Orientierung finden. Bei Fäulnis ist derber, organischer Rock gemeint, der durchaus in die Punk-Richtung geht.
Fäulnis wollen, dass ihr Album richtig dreckig klingt – und das tut es auch! Verzerrte, übersteuerte Gitarren, der beißende Gesang und eine Drauflos-Attitüde sorgen zu jeder Zeit für ein gärendes Klangbild.
Leider sind Fäulnis hierbei aber über das Ziel hinausgeschossen. So setzt die Band auf dem Weg zu einem gewollt schäbigen Klangbild nicht nur auf die beschriebenen Stilelemente, sondern auch auf eine schlechte Produktion und eine fragwürdige Abmischung. Im Ergebnis ist der Gesang fast durchgehend zu leise gemischt worden und geht stellenweise völlig unter. Man muss sich schon sehr anstrengen um überhaupt etwas zu verstehen.
In ruhigeren Passagen kann man mit etwas gutem Willen noch folgen. Spätestens wenn wie in „MS Fäulnis“ schneller gesungen wird, versteht man aber nichts mehr. Gar nichts.
Was soll das? Es gibt ja einige klassisch ausgerichtete Black-Metal-Bands, die auf diese Weise den Sound skandinavischer Black-Metal-Platten der frühen 90er-Jahre imitieren wollen. Bei solchen Bands ist die bewusst schlechte Abmischung bescheuert genug, bei einer durchaus künstlerisch zu verstehenden Band wie Fäulnis aber vollends daneben.
Fäulnis legen seit jeher Wert auf ihre Texte und besingen nicht nur vage den Weltschmerz, sondern echte Themen. Gerade deshalb führt der zu leise Gesang das Album ein Stück weit ad absurdum. Wenn die Texte ein wesentlicher Faktor im Schaffen von Fäulnis sein sollen, dann wäre es sicher nicht verkehrt, wenn sie zumindest laut genug wären, um ansatzweise verstanden zu werden.
Lässt man die Gesangs-Problematik mal beiseite, ist „Antikult“ eigentlich ein interessantes Album. Durch die Gratwanderung zwischen Black Metal und derbem Rock hat es einigen Wiedererkennungswert. Auch spielerisch ist es wirklich gelungen und bringt durchaus schneidige Riffs mit.
Zudem wartet „Antikult“ mit recht unterschiedlichen Klangbildern auf und fällt dadurch abwechslungsreich aus. Gemächlich dahintrabende Downtempo-Nummern („Im Auge des Sturms“) gibt es ebenso wie offensive Stücke mit fettesten Blastbeat-Gewittern („Kadaver“). Atmosphärisch kann „Antikult“ ebenfalls punkten, die Dystopie nimmt man dem Album durchgehend ab. Eigentlich hätte „Antikult“ also alles was es zum Gelingen eines Black-Metal-Albums braucht. Warum genau das durch fragwürdige Designentscheidungen bei der Abmischung verhindert wird, wird wohl das Geheimnis der Band bleiben.
Fazit
„Antikult“ ist ein an sich interessantes Album mit eigenem Stil, wurde am Mischpult aber zum Teil versaut. Mit Fäulnis vorherigem Album „Snuff // Hiroshima“ kann es daher nicht mithalten.
Punkte: 5.5 / 10
Rezension: Stefan Frühauf, Stefan(at)dark-festivals.de