Die deutsche Post-Metal-Band Heretoir veröffentlichte ihr Debütalbum im Jahr 2011 und machte in der Folgezeit vor allem live auf sich aufmerksam. Auf ein zweites Album haben die Fans der Band bislang jedoch warten müssen.
Damit ist es nun vorbei: Heretoirs zweites Album “The Circle” ist fertig und erscheint am 24. März. Wie es sich anhört erfahrt ihr in dieser Rezension.
“The Circle” kommt mit einem Intro und zehn Liedern auf eine Gesamtspielzeit von rund 65 Minuten. Das Konzept des Albums beschäftigt sich mit dem Zyklus des Lebens, Tod und Wiedergeburt. Gesungen wird dabei auf Englisch.
Wo Heretoir musikalisch genau stehen, ist oftmals schwer zu fassen. Die Musik der Band wird seitens des Plattenlabels schlicht als Post Metal angekündigt. Dahinter steht bei Heretoir ein durchaus vielseitiger Stil, der Elemente verschiedener Genres in sich vereint.
Von sphärischem, sehr ruhigem Post Rock geht es bis hin zu Stücken, die mit Blastbeats und flinken Riffs im Black Metal verwurzelt sind. Eine ebenso große Bandbreite hat der Gesang: Mal sind Growls zu hören, mal Klargesang, mal eine Art geschriener Klargesang, der jedoch nicht in den gutturalen Bereich übergeht. Oft greifen mehrere Gesangsstile auf “The Circle” auch ineinander oder werden mehrstimmig dargeboten.
Von den Instrumenten her beschränken sich Heretoir meist auf Gitarre, Bass und Schlagzeug. Gelegentlich kommt auch eine Akustikgitarre zum Einsatz, nur äußerst selten auch Klavier und Streichinstrumente. Die Gitarrenarbeit hat bei Heretoir einen hohen Stellenwert und auch das Schlagzeug sticht hervor. Letzteres dringt mit auffallenden Loops oder Trommelwirbeln auch mal in den Vordergrund und lässt den rein begleitenden Charakter hinter sich.
Insgesamt ist der Sound von Heretoir komplex und vielschichtig aufgebaut, hier und da schwingt durchaus auch eine Progressive-Note mit. Durch die verwobene Gitarrenarbeit und die verschiedenen Gesangsebenen wirkt das Klangbild zu jeder Zeit sehr voll und lässt praktisch nie eine Lücke. Stellenweise kann man dabei gar nicht sagen, ob die Hintergrundfläche nun aus einer Synthesizer-Spur oder aus textlosem Vokalgesang besteht.
Das sehr volle Klangbild erinnert vor allem wenn wärmere Klangfarben zum Tragen kommen an das “Les Voyages De L’Âme”-Album von Alcest. Da mag es nicht ganz zufällig sein, dass deren Gründer Neige auf “The Circle” als Gastsänger vertreten ist.
An anderer Stelle gehen Heretoir dann aber wieder in die deutlich härtere Richtung. Diese Übergänge kommen mitunter auch innerhalb einzelner Stücke vor, so bei “Fading With The Grey” mir seiner Berg- und Talfahrt zwischen donnernden Blastbeats und bedächtigem Post Rock oder bei “Golden Dust” mit seinem langsamen Spannungsaufbau.
Wie Heretoir all das zusammenfügen ist mehr als beachtlich. Die Band nimmt ihre Fans mit auf eine atmosphärische Reise durch verschiedene, zum Teil hoch unterschiedliche Stimmungsbilder. Von diversen Gesangsstilen bis hin zu langen Instrumentalpassagen, von wolkigen-warmem Rock bis hin zu härteren Metal-Klängen präsentiert die Band auf “The Circle” einen eigenen, in sich stimmigen und sauber umgesetzten Stil.
Das Ergebnis ist einnehmend, vielschichtig und abwechslungsreich. Bei alledem sollten Hörer aber dazu bereit sein, etwas Einarbeitungszeit für “The Circle” mitzubringen. Anders als beispielsweise Agrypnie oder Harakiri For The Sky kommen Heretoir nicht laufend mit Ohrwurm-Refrains um die Ecke. Ihr Songwriting fällt daher weniger zugänglich aus als das der genannten Bands.
“The Circle” braucht also mehr Anlauf, zündet mit seiner treibenden Rhythmik und seinen ansprechenden Gitarrenschleifen dann aber voll. Freunde der atmosphärischen, etwas anspruchsvolleren Metal-Musik werden hier in jedem Fall gut bedient.
Fazit
Nach mehreren Jahren Wartezeit präsentieren Heretoir ihren Fans mit “The Circle” ein rundum gelungenes Album, auf dem es viel zu entdecken gibt.
Punkte: 8.5 / 10
Rezension: Stefan Frühauf, Stefan(at)dark-festials.de