Solstafir – Berdreyminn

Sólstafir sind eine der bekanntesten Bands, die Island jemals hervorgebracht hat. Wenn man die vier Musiker aus dem Norden einem bestimmten Subgenre der Rockmusik zuordnen möchte, landet man am ehesten bei Alternative-, Post- oder auch Psychedelic Rock.

Eine genaue Kategorisierung ist aber nicht zwingend nötig. Sólstafir stehen schlicht für atmosphärische, künstlerisch anspruchsvolle und tendenziell melancholische Rockmusik. Am 26. Mai bringt die Gruppe ihr neues Album „Berdreyminn“ heraus. Diese Rezension wirft einen Blick darauf.

„Berdreyminn“ enthält acht Lieder mit einer Gesamtspielzeit von rund einer Stunde. Der Albumtitel bedeutet übersetzt etwa „Träumer bevorstehender Ereignisse“. Wie auch der Titel sind alle Lieder des Albums komplett auf Isländisch gehalten – so wie man es von Sólstafir kennt. Über den Inhalt der Texte kann ich daher auch keine weiteren Aussagen treffen.

Sólstafir zeigen sich auf ihrem Album mit einem eher ruhigen und gewohnt atmosphärischen Rock-Sound. Die Metal-Wurzeln der Band schlagen sich kaum mehr in ihrem Klang nieder. Insgesamt ist das Klangbild meistens recht langsam und gediegen, sowohl bei der Härte als auch bei der Geschwindigkeit gibt es aber durchaus auch Ausbrüche nach oben.

Auch wenn im Vordergrund erwartungsgemäß die Rock-Instrumente stehen, kommt auch der Begleitung auf „Berdreyminn“ ein hoher Stellenwert zu. Oft erfolgt die Begleitung durch elektronische Schwaden oder ein klassisches Klavier, mitunter aber auch durch Streichinstrumente.

Das Ergebnis hört sich gewohnt vielseitig an und jedes der Lieder hat seinen eigenen Charakter. „Hvit Saeng“ startet beispielsweise geradezu minimalistisch. Das Lied konzentriert sich die ersten knapp drei Minuten auf Gesang und Klavier, alle anderen Instrumente halten sich äußerst zurück. Plötzlich schlägt „Hvit Saeng“ dann vollends zu einer Rock-Nummer um und nimmt ordentlich Geschwindigkeit auf.

„Naros“ startet ebenfalls relativ ruhig und zündet dann in seinem späteren Verlauf. Zusätzlich fällt hier aber noch die stark verzerrte Gitarre auf, die dem Sound eine für Sólstafir ungewöhnlich derbe Note gibt.

Noch einmal ganz anders funktioniert „Hula“, der vielleicht stärkste Titel des Albums. Ein sphärisch gehaltener, trauriger Rock-Sound trabt dahin und wird im Hintergrund von einem klagenden, textlosen Gesang begleitet. Später übernehmen dann ein hoher weiblicher Chor und Streichinstrumente mit einem geradezu sakralen Bombast. Sólstafirs Sänger Aðalbjörn holt dazu alles aus sich heraus.

Insgesamt gestaltet sich „Berdreyminn“ also sehr abwechslungs- und facettenreich. Die Umsetzung ist dabei wieder tadellos. Die Lieder sind in sich stimmig, alles wirkt atmosphärisch, das Klangbild ist zu jeder Zeit ästhetisch. Es gibt viel zu entdecken, von diversen Gänsehaut-Momenten bis hin zu psychedelischen Stellen ist alles dabei.

Gibt es denn an „Berdreyminn“ auch etwas auszusetzen? Am ehesten, dass der eine große Hit fehlt, ein Leuchtturm im Kaliber von „Fjara“. Das ist dann aber wirklich Kritik auf sehr hohem Niveau.

Fazit

Sólstafir liefern mit „Berdreyminn“ erneut ein hochwertiges und atmosphärisches Rock-Album ab.

Punkte: 8.5 / 10

 

Rezension: Stefan Frühauf, Stefan(at)dark-festivals.de