Gut zweieinhalb Jahre nach „One Man Army“ hat die finnische Folk-Metal-Band Ensiferum wieder ein neues Album vorgestellt. Es trägt den Titel „Two Paths“ und ist am gestrigen Freitag erschienen.
Eines kann man schon vorweg nehmen: Ensiferum knüpfen mit „Two Paths“ wieder stärker an ihre frühen Alben an. Was es sonst noch über ihr neues Werk zu wissen gibt, erfahrt ihr in dieser Rezension.
„Two Paths“ hat eine Gesamtspielzeit von rund 53 Minuten. Gesungen wird auf Englisch, nur selten gibt es auch finnische Einwürfe. Auf dem Album finden sich Intro, Outro und insgesamt elf Lieder. Eigentlich sind es nur neun, denn „God Is Dead“ und „Don’t You Stay“ sind in einer alternativen Version ein zweites Mal auf dem Album vertreten. Ob das nur bei der Erstauflage oder immer der Fall ist, entzieht sich meiner Kenntnis.
Wie angesprochen gehen Ensiferum mit „Two Paths“ stark in Richtung ihrer frühen Alben zurück. Um das zu verstehen, lohnt sich ein kleiner Exkurs in die Bandgeschichte: 2012 veröffentlichten Ensiferum „Unsung Heroes“, das komplexer, langsamer und deutlich ruhiger ausfiel als alles, was man bisher von den Finnen kannte. 2015 folgte „One Man Army“, das eine Mischung aus dem alten und dem neuen Stil bot.
„Two Paths“ geht nun ganz klar wieder zurück zu den Wurzeln der Band. Einzelne Lieder mit einer eher ruhigen, getragenen Stimmung sind zwar vorhanden, insgesamt ist das neue Werk von Ensiferum aber wieder ein schnelles Album geworden. Der Löwenanteil der Songs erinnert an die Zeit von „From Afar“ oder „Victory Songs“.
So enthält „Two Paths“ den typischen Stil mit allen Merkmalen, die Ensiferum bekannt gemacht haben: Ein sehr schneller, hoch melodischer Stil mit markantem Gesang, Folklore-Einflüssen und einer großen Portion Epik. Die Folk-Note kommt vor allem durch Akkordeon und Geige zum Tagen, für den epischen Einschlag sorgen hingegen Chöre und ein orchestraler Bombast.
Prägend ist auch wieder der für Petri Lindroos typische Scream-Gesang, der sehr markant ist und sich von dem „echten“ Gutturalgesang anderer Bands unterscheidet. Selbstverständlich kommt daneben aber auch Klargesang zum Einsatz.
So bietet „Two Paths“ also alle stilistischen Merkmale, die man bei Ensiferum noch von früher her kennt. Dennoch ist das neue Album der Finnen keine reine Oldschool- oder Nostalgie-Platte geworden. Einige Dinge unterscheiden sich dann doch von der Frühphase.
So wird „Feast With Valkyries“ zum Beispiel komplett von einer Frau gesungen (mutmaßlich Keyboarderin Netta Skog) und in „Don’t You Stay“ gibt es ausschließlich Klargesang. Außerdem wirken einige Lieder rockiger als das früher der Fall war. „Two Paths“ mag also keine direkte Imitation der frühen Alben sein. Trotzdem gilt: So nahe an ihrem ursprünglichen Stil wie mit dem neuen Album waren Ensiferum in diesem Jahrzehnt noch nicht.
Die Umsetzung ist den Finnen dabei wirklich gut gelungen. Nicht nur durch die Geschwindigkeit, sondern auch durch eine tadellose Melodieführung hat „Two Paths“ einen enormen Schwung und reißt wirklich gut mit. Die Lieder sind eingängig, in sich stimmig und machen Laune. Dargeboten wird all das auch technisch auf einem hohen Niveau und mit Spielfertigkeiten, die sich mehr als hören lassen können.
Was man sich als alter Fan noch wünschen könnte, wäre ein richtiger Hit vom Kaliber eines „Iron“ oder gar „One More Magic Potion“. Aber man kann ja nicht alles haben.
Fazit
Ein gelungenes Ensiferum-Album, das vom Stil her stark an die frühen Werke der Band anknüpft.
Punkte: 8 / 10
Rezension: Stefan Frühauf, Stefan(at)dark-festivals.de