Joachim Witt war in den 80ern der „Goldene Reiter“ der Neuen Deutschen Welle. Um die Jahrtausendwende machte er dann als Rockmusiker der so genannten Neuen Deutschen Härte auf sich aufmerksam.
Noch später wechselte Witt, mittlerweile in der Schwarzen Szene bekannt, zum Electro Pop. Inzwischen sind die Gitarren in die Musik von Witt zurückgekehrt. Davon überzeugen kann man sich auf seinem neuen Album „Rübezahl“, das am 23. März erscheint.
Wie es sich anhört erfahrt ihr in dieser Rezension.
„Rübezahl“ enthält 13 Lieder mit einer Gesamtlaufzeit von rund einer Stunde. Die Lieder sind wie gewohnt auf Deutsch gehalten. Wer möchte bekommt „Rübezahl“ auch als Box-Set mit diversen Fanartikeln, Gegenstand dieser Rezension ist aber nur die herkömmliche Variante des Albums.
Den Sound von Joachim Witt kann man anno 2018 am besten als eine Mischung aus Pop und Rock bezeichnen. Gitarre und Schlagzeug bilden das Fundament, über das Witt mit einer düsteren Stimme singt. Im Hintergrund begleiten wahlweise ein Klavier oder aber Streichinstrumente. Gelegentlich werden auch Chöre mit eingestreut.
Viel von dem orchestralen Streicher-Sound im Hintergrund mag elektronisch erzeugt sein, wirklich synthetische Elemente finden aber nur noch in einzelnen Liedern statt. Die Elektronik, die auch nach Elektronik klingt, ist vergleichsweise selten geworden („Wofür Du Stehst“, „Eis Und Schnee“). Vom Electro Pop mit Beats und breiten Synthesizer-Spuren, den es zum Beispiel auf dem „Neumond“-Album von 2014 gab, ist nichts mehr zu hören.
Dass nun die Gitarren wieder mehr den Ton angeben, bedeutet umgekehrt aber keine Rückkehr zum kantigen NDH-Rock der „Bayreuth“-Reihe. Es gibt zwar einzelne Lieder, die wirklich rockig sind („Leben Und Tod“). Hart ist das Album aber auf keinen Fall. Im Gegenteil, einen wesentlichen Teil von „Rübezahl“ machen sogar waschechte Balladen aus („Goldrausch“, „Mein Diamant“).
Insgesamt pendelt „Rübezahl“ also irgendwo zwischen Pop- und Rockmusik in mittlerer Spielgeschwindigkeit. Die Klangfarben sind recht kühl gehalten, die Texte passend dazu nachdenklich. Durch die breit aufgestellte Hintergrundbegleitung wirkt der Sound hin und wieder feierlich, beinahe sakral. Eine düstere, melancholische Atmosphäre bleibt dabei aber durchgehend erhalten.
Wie hat der mittlerweile 69 Jahre alte Musiker das alles nun umgesetzt? Ziemlich gut eigentlich. Die Lieder sind hörenswert, das Album und seine Atmosphäre sind stimmig. Rein vom Stil her mag „Rübezahl“ dabei nicht spektakulär sein, das muss es aber auch nicht.
Witt liefert seinen Fans hier schlicht formschönen, niveauvollen und gut gemachten Pop-Rock. Auch das Songwriting ist gelungen und und lässt die Lieder gut ins Ohr gehen. Nicht jedes Lied ist dabei gleich stark, aber man sollte auch nicht hinter jeder Ecke den „Goldenen Reiter“ erwarten.
Fazit
Ein gut gemachtes Album für Freunde von melancholischem Pop-Rock.
Punkte: 7.5 / 10
Rezension: Stefan Frühauf, Stefan(at)dark-festivals.de