Vyre – Weltformel

Nachdem KG Cypher, Hendrykk und Zyan 2011 aus der Black-Metal-Band Eïs geworfen wurden, gründeten die drei Musiker ihre eigene Band Vyre. Black Metal steht auch bei Vyre auf dem Programm, jedoch mit einer für das Genre sehr ungewöhnlichen Themensetzung.

Es geht bei der inzwischen um diverse Mitmusiker angewachsenen Gruppe doch tatsächlich um Raumfahrt und Science Fiction. Angekündigt wird das Ganze als Avantgarde Black Metal.

Am 20. April bringen Vyre nun ihr drittes Album „Weltformel“ heraus. Wie es sich anhört erfahrt ihr in dieser Rezension.

„Weltformel“ enthält ein Intro und sechs Lieder. Die Gesamtspielzeit des Albums liegt bei 52 Minuten. Anders als es der deutschsprachige Albumtitel vermuten lässt, wird auf „Weltformel“ durchgehend auf Englisch gesungen.

Dass „Weltformel“ kein gewöhnliches Black-Metal-Album ist, merkt man schon beim Intro. Fast fünf Minuten lang dröhnen dem Hörer wabernde Elektronik-Schwaden entgegen, die von einem Schlagzeug begleitet werden. Der fast schon surreale Einstieg bereitet nun also auf eine musikalische Reise ins Weltall vor.

Umso größer ist dann die Überraschung, dass die Begleitung von Vyres Metal-Fundament eben nicht nur durch Synthesizer und andere elektronische Klänge erfolgt. Diese Elemente spielen zwar eine Rolle, es kommen aber ebenso Geige und Cello vor.

Wie diese Instrumente der Klassik in das Science-Fiction-Konzept passen, sei mal dahingestellt. Rein musikalisch liefern sie aber ebenso wie die Elektronik eine stimmige Begleitung zum Metal-Klangbild.

Stichwort Metal-Klangbild: Das ist bei Vyre weniger finster und hart als es die Ankündigung als Avantarde Black Metal vermuten lässt. Es gibt zwar einen tiefen Growl-Gesang, der dem von Eïs durchaus ähnlich ist. Hinzu kommt aber häufig auch Klargesang. Auch das instrumentale Klangbild ist nicht wirklich hart, Blastbeats des Schlagzeugs kommen zum Beispiel nur selten vor.

Insgesamt ist also nicht besonders viel Black in diesem Black Metal. Die Musik von Vyre ist aber auch nur schwer in einem bestimmten Genre-Begriff zu erfassen. Melodischen, fast schon experimentellen Metal mit zwei Gesangsstilen, Science-Fiction-Bezug und einer breit gefächerten Begleitung von Klassik bis hin zu surrealer Elektronik hört man eben nicht jeden Tag.

Umgesetzt haben Vyre ihr Album ziemlich souverän. Die Band zeigt gute Spielfertigkeiten mit sehr sauberen Gitarrenpassagen und kreiert insgesamt einen stimmungsvollen, atmosphärischen Sound. Das Songwriting ist ebenfalls gelungen, wenngleich man auf einem in Richtung Atmosphäre ausgerichteten Album keine griffigen Hits erwarten sollte.

Die Musik auf „Weltformel“ ist an sich also gut. Es bleibt aber die Frage, ob das Weltraum-Konzept von Vyre auf ihrem Album immer begreifbar gemacht wird. Es gibt Momente wie im Stück „Away Team Alpha“, in dem ein gesprochener Textvortrag den Funkverkehr von Astronauten nachahmt. So eindeutig ist der Science-Fiction-Bezug aber nicht immer. Ohne vorab den Kontext des Albums zu kennen, denkt manch einer bei den elektronischen Klängen vielleicht eher Industrial-Metal-Einflüsse denn an die Weiten des Weltalls.

Fazit

Auf Vyres unkonventionelles Konzept  und auf dessen Umsetzung muss man sich einlassen wollen. Wer das tut, erhält mit „Weltformel“ ein gut gemachtes und nicht alltägliches Album.

Punkte: 7.5 / 10

 

Rezension: Stefan Frühauf, Stefan(at)dark-festivals.de