Revaira sind eine der derzeit unzähligen Newcomer-Bands im Metalcore. Die fünf Musiker aus Hamburg haben bisher zwei Singles veröffentlicht und stellen nun in Kürze ihr Debütalbum vor. Es trägt den Titel “In Between” und ist ab dem 17. August zu haben.
Ob Revaira im boomenden Genre eine Marke setzen können, erfahrt ihr in dieser Rezension.
“In Between” enthält elf Lieder mit einer Gesamtspielzeit von 42 Minuten. Das Album beschäftigt sich mit den Höhen und Tiefen im Leben sowie diversen damit verbundenen Gefühlslagen. Das Debütalbum von Revaira deckt damit die typischen Themen des Genres ab. Gesungen wird durchgehend auf Englisch.
Metalcore ist in den letzten Jahren extrem populär geworden. Um unter den zahlreichen Newcomer-Bands des Genres aufzufallen gibt es im Prinzip drei Möglichkeiten. Erstens, man hat technisch richtig was drauf. Wer vom Start weg ausgefeilte Riffs, Hooks und Soli auffährt, fällt gerade unter den vielen Newcomern natürlich auf.
Zweitens, man hat schlicht die besseren Lieder. Es ist eine Binsenweisheit, aber der Hit-Faktor ist natürlich entscheidend. Ein gutes Songwriting mit Ohrwurm-Refrains und eingängigen Melodien kann auch kleinen Bands schnell Aufmerksamkeit bringen.
Drittens, man hat stilistisch etwas Neues zu bieten. Wenn viele Bands sich auf ein Genre stürzen, so wie es im Moment im Metalcore der Fall ist, kann frischer Wind nicht schaden. Wenn also nicht durch die bessere Spieltechnik oder die besseren Songs, so kann sich eine Band auch durch eine eigene stilistische Note hervortun.
Revaira machen genau das. Die Hamburger sind weder technisch noch vom Songwriting her herausragend, klingen dafür aber sehr eigen und haben Wiedererkennungswert. Auf den ersten Blick setzen die Nordlichter auf bekannte Elemente, so zum Beispiel das melodische, wuchtige Klangbild oder das Zusammenspiel von Klar- und Gutturalgesang. Auch die Hintergrundbegleitung aus Elektronik und Klavier wirkt noch bekannt.
Schnell fallen auf “In Between” aber auch Dinge auf, die beim Großteil der Metalcore-Bands anders laufen. Zunächst einmal verzichten Revaira komplett auf Blastbeats und drosseln gerne auch mal die Spielgeschwindigkeit. Damit stehen die Hamburger insgesamt weicher dar als viele kernige Vertreter des Gernes.
Vor allem bauen Revaira ihre Lieder aber deutlich vielschichtiger auf als die meisten ihrer Genre-Kollegen. “In Between” bleibt zwar stets als Metalcore zu erkennen, die Lieder sind aber auffallend komplex arrangiert und haben deutlich mehr Tiefgang als man vielleicht vermutet hätte.
Was Revaira hier machen ist durchaus anspruchsvoll. Die hohe klangliche Bandbreite und der vorhandene Abwechslungsreichtum gefallen dabei wirklich gut. Ohne ein neues Sub-Genre erfinden zu wollen, würde ich hier fast von Progressive Metalcore sprechen.
Die Kehrseite der Medaille liegt bei Revaira dort, wo sie auch bei Progressive-Bands aus dem “normalen” Metal-Bereich zu finden ist. Der Sound ist durch die unkonventionelle, komplexe Machart nicht ganz leicht zugänglich. Das Klangbild vieler geradliniger Metalcore-Bands ist einfach eingängiger und hat mehr Schwung.
Fazit
Ein interessantes Debütalbum, wenn auch nicht für jeden.
Wer rein auf Stimmung und Hits aus ist, der findet bessere Alternativen. Wer für ein Mehr an Tiefgang und Komplexität aber Abstriche beim Hit-Faktor macht, der darf sich bei diesem eher ungewöhnlichen Metalcore-Album angesprochen fühlen.
Punkte: 7 / 10
Rezension: Stefan Frühauf, Stefan(at)dark-festivals.de