Wardruna – Skald

Texte aus längst vergangenen Tagen gesungen in altnordischer Sprache und begleitet von traditionellen Instrumenten, die puristischer kaum sein könnten. Das sind Wardruna. Nachdem 2016 das letzte Album der „Runaljod“-Reihe veröffentlicht worden ist, war es erst einmal ruhiger um die Norweger geworden.

Diesen Herbst, genauer am 23.November, melden sich Wardruna nun mit ihrem viertem Album zurück. Es heißt „Skald“ und verfolgt im Vergleich zu seinen Vorgängern einen etwas anderen Stil.

Das epische Klangbild, das sich aus der Kombination verschiedener Instrumente mit verschiedenen Stimmnuancen der Sänger Einar Selvik und Lindy Fay Hella ergibt, wird auf diesem Album in eine minimalistische, ursprüngliche Form verwandelt.

„Skald“ ist ein reines Soloalbum von Selvik. Als solches verlangt es seinen Hörern eine erhöhte Aufmerksamkeit ab. Das Album umfasst zehn Lieder mit einer Gesamtspieldauer von 50 Minuten. Drei der Songs sind „skaldic“ Versionen älterer, erfolgreicher Wardruna-Songs, genauer gesagt von „Voluspá“, „Fehu“ und „Helvegen“.

Sämtliche Instrumente, Kraviklyre (ähnlich einer altnordischen Gitarre mit 7 Saiten), Taglharpa (Streichinstrument) und Bukkehorn (Ziegenhorn), sowie der Gesang wurden von Einar Selvik in einer Live-Session im Studio aufgenommen. Besonders schön sind die umfangreichen Booklets, die Übersetzungen der Lieder und eine Einführung in die altnordische Poesie beinhalten.

Ruhig beginnend begrüßt Selvik den Zuhörer mit dem Bukkehorn und lädt in die Tiefen von mittelalterlichen Sagen und nordischer Poesie ein. Fast stellt man sich einen Abend am Lagerfeuer oder Kamin vor, bei dem man dem „Skald“ (Dichter / Barde) lauscht, während dieser die Saiten der Kraviklyre anschlägt. Diese stellt das meist genutzte Instrument des Albums dar, während Bukkehorn und Taglharpa nur in einzelnen Songs Verwendung finden. Selviks Stimme selbst wechselt dabei von dunkleren, sehnsüchtigen Motiven zu etwas schnelleren und stärker betonten Passagen. Das hält die Songs lebhafter und hilft, die Intensität der Texte aufrecht zu erhalten.

„Voluspá“ (Prophezeiung der Seherin) zeigt deutlich, dass Selvik als Sänger auch in dieser puristischen Form eine fesselnde Erzählung aufbauen kann. Die wechselnden Betonungen und Lautstärke leiten gut in die Strophen ein, eine Technik, die Selvik auch bei späteren Stücken des Albums nutzt.

„Fehu“ stellt auf dem Album eine Besonderheit dar, da Selvik von Iver Sandøy als Background-Sänger begleitet wird. Wer jedoch die breiten Klangfarben des Originals erwartet, könnte bei dieser Version etwas enttäuscht sein, schließt sie sich doch dem minimalistischen Grundkonzepts des Albums an. Insgesamt stellt dies auch die Schwachstelle des Albums dar, da es leicht eintönig wirkt wenn man ihm nicht seine volle Aufmerksamkeit widmet.

Thematisch dreht sich vieles auf dem Album um Vergangenes, Umbrüche und Abschied. So auch das Lied „Sonatorrek“. Als Teil der Isländersagas erzählt das Stück von einer seiner Hauptpersonen: Egill Skallagrímsson (Wikinger / Skalde) und dem niederschmetternden Verlust seines Sohnes. Mit über 16 Minuten ist es das längste Stück auf dem Album, welches mitunter monoton wirkt, auch wenn Selvik durch seine Intonation immer wieder Teile hervorhebt. Hier empfiehlt es sich eine Übersetzung zur Hand zu haben (es sei denn man versteht Altnordisch) und dem Skalden bei seiner Erzählung von Verlust, Wut und Trauer zu folgen.

Passend zu „Sonatorrek“ endet das Album mit der „skaldic“ Version von „Helvegen“, dem Todeslied. Deutlich näher erscheint einem die Kraviklyre hier im Gegenzug zu der opulenteren Version aus dem zweiten Album „Runaljod – Yggdrasil“. Auch Selviks Stimme wirkt gefühlvoller und variantenreicher als er den Tod besingt.

Fazit

„Skald“ ist ein schönes, gelungenes Album. Um zu entdecken, was seine Klangwelt bietet, sollte man sich allerdings Zeit nehmen.

Die puristische Gestaltung und die Klangfarben von Selvik Stimme erzeugen eine großartige Atmosphäre und fangen den Geist der traditionelle Erzählungen und Gesänge gut ein.

Durch die Beschäftigung mit den Texten eröffnet sich deren Tiefe und Poesie. Ohne dieses gewisse Maß an Einarbeitung können die berührenden Melodien und der emotionale Gesang hingegen leicht eintönig wirken.

(ohne Punktewertung)

 

Rezension: Natalie Laube, Natalie(at)dark-festivals.de