For I Am King aus den Niederlanden sind eine junge, ambitionierte Band zwischen Melodic Death Metal und Metalcore. Vor ihrem Konzert in Wiesbaden traf ich Sängerin Alma und Gitarrist Wouter zum Interview.
Herausgekommen ist ein kurzweiliges Gespräch über die Gegenwart und Zukunft der Band, die besondere Hingabe der deutschen Metal-Szene, Almas denkwürdige Begegnung mit einem bekannten Rapper und vieles mehr. Aber lest selbst!
Hallo For I Am King und Willkommen in Wiesbaden! Möchtet ihr euch für diejenigen, die euch noch nicht kennen, zu Beginn vielleicht kurz vorstellen?
Alma: Wir sind For I Am King aus Amsterdam in den Niederlanden – und wir spielen Metal!
Ihr habt bisher zwei Alben veröffentlicht. In den Rezensionen, die ich über die Alben geschrieben habe, habe ich eure Musik als Mischung aus klassischem Melodic Death Metal und modernem Metalcore beschrieben. Wie würdet ihr euer Genre selbst bezeichnen?
Wouter: Normalerweise sagen wir einfach Metal. Ich glaube aber, du hast unseren Stil ziemlich gut beschrieben. Melodic Death Metal zählt zu unseren großen Einflüssen. Bands wie At The Gates haben uns beeinflusst, aber eben auch Metalcore. Von daher hast du es auf den Punkt gebracht.
Wenn wir es mal Metalcore nennen: Warum glaubt ihr ist das Metalcore-Genre in den letzten Jahren so populär? Warum sind Bands wie eure derzeit so beliebt?
Wouter: Ich habe keine Idee. Du, Alma?
Alma: Das weiß ich wirklich nicht. Vielleicht weil Bands wie zum Beispiel Parkway Drive, die heute großen Einfluss auf die Musik-Szene haben, auch Metalcore spielen…
Wouter: … oder zumindest als Metalcore-Bands gestartet sind, auch wenn sie heute manchmal mehr nach Guns n‘ Roses klingen als nach Metalcore. Der Metalcore-Stil hat sich jetzt einfach auch über ein paar Jahre etabliert und die Leute mögen ihn.
Die Metalcore-Szene zieht auch viele Newcomer an. Warum gibt es gerade im Metalcore heute so viele Newcomer?
Wouter: Gute Frage, ich kann es dir nicht sagen. (lacht)
Alma: Keine Antwort, tut mir leid! (lacht)
Die heutige Show in Wiesbaden ist die vierte eurer kleinen Deutschland-Tournee. Wie lief die Tour bisher so?
Alma: Total verrückt, echt genial! Einfach perfekt.
Wouter: Viel besser als wir gedacht haben. So viele Leute, die uns früher schon in Deutschland spielen gesehen haben, sind zurück gekommen. Die sind zum Teil zwei Stunden gefahren, um uns zu sehen und unsere Lieder mit uns zu singen.
Alma: Wir haben es wirklich sehr genossen. Jede Show in Deutschland ist etwas Besonderes. Die Szene in Deutschland nimmt uns immer sehr gut auf. Es ist immer eine Freude, in Deutschland zu spielen. Die letzten drei Konzerte haben das auf jeden Fall bestätigt.
Wer ist der typische For I Am King Fan, der zu euren Konzerten kommt?
Wouter: Ich denke, wir haben nicht den einen bestimmten Typ von Fan. Wir sehen recht verschiedene Arten von Fans, da unsere Musik ja auch eine Mischung von verschiedenen Stilrichtungen ist. Wir sehen ältere Leute, die in ihren jungen Jahren Fans von Melodic Death Metal waren. Die können mit unserem Stil etwas anfangen, weil wir die Soli und Melodien haben. Dann haben wir aber auch junge Leute, die mit Bands wie Parkway Drive aufgewachsen sind und daher einen Bezug zu unserer Musik haben.
Alma: Ja, wir haben auf jeden Fall unterschiedliche Fans.
Ihr seid aus den Niederlanden, habt in den letzten Jahren aber auch einige Shows in Deutschland gespielt. Was würdet ihr sagen ist der größte Unterschied zwischen der niederländischen und der deutschen Metal-Szene?
Wouter: Die Deutschen sind enthusiastischer. Ich weiß nicht warum das so unterschiedlich ist, aber es ist so.
Alma: Ja, das ist der größte Unterschied. Die Mengen in Deutschland sind weniger schüchtern als die in den Niederlanden. So ist meine Erfahrung durch die Shows, die wir in Deutschland gespielt haben. Hier ist einfach vom Start weg Stimmung, von der ersten bis zur letzten Band. In den Niederlanden müssen sich die Leute erst aufwärmen. Oder sie kommen bei der ersten Band noch gar nicht, hier in Deutschland sind bei der ersten Band alle da.
Wouter: Hier in Deutschland ist einfach mehr Hingabe.
Im Dezember ist euer zweiten Album „I“ erschienen. Welche Aspekte des Albums sind euch besonders wichtig?
Wouter: Der gesamte Schaffensprozess des Albums war sehr wichtig. Unser anderer Gitarrist Koen war gerade erst in die Band eingestiegen und hatte einen großen Einfluss beim Schreiben der Musik. „I“ war ein Album, dass wir wirklich als Gruppe zusammen geschaffen haben. Koen hatte einige Liedstrukturen, aber als Band…
Alma: … haben wir uns alle daran beteiligt.
Wouter: Wir haben die Lieder diskutiert, haben Lieder weggeworfen und all das. Der Prozess als Gruppe war das wichtigste für dieses Album.
Alma: Es wurde dadurch auch sehr persönlich.
Habt ihr im Schaffensprozess eines Albums eine bestimmt Arbeitsteilung? Also, dass zum Beispiel einer von euch die Texte schreibt und ein anderer komponiert?
Wouter: Die mit den Saiteninstrumenten sind die, die komponieren. Ich habe einige Stücke komponiert, Jurgen und Koen auch.
Alma: Für die Texte sind dann Jurgen und ich verantwortlich.
Wouter: Unser Schlagzeuger Jaap diskutiert dann gerne die Strukturen der einzelnen Lieder, macht die Feinabstimmung und die Schlagzeug-Parts.
Wenn ihr ein Album veröffentlicht, wie wichtig ist dann der kommerzielle Erfolg? Wie relevant ist es, wie viele Leute wirklich das Album kaufen?
Wouter: Heutzutage ist es mehr relevant, dass die Leute zu den Konzerten kommen und die Musik hören. Es gibt ja auch Streaming-Plattformen wie Spotify. Von daher ist es für uns gar nicht übermäßig wichtig, dass die Leute das Album kaufen.
Alma: Hauptsache sie hören die Musik.
Wouter: Wichtiger ist, dass die Leute uns unterstützen wenn wir Konzerte spielen.
Gibt es schon einen Ausblick auf ein drittes Album? Habt ihr schon konkrete Pläne dafür?
Alma: Wir haben schon angefangen, neue Musik zu schreiben. Es gibt aber noch keinen festen Plan wann und wie es damit weitergeht.
Wouter: Einen Erscheinungstermin haben wir jedenfalls noch nicht. Wir schreiben eigentlich immer an irgend etwas und denken darüber nach, was wir als nächstes tun wollen. Es ist eigentlich ein fortwährender Prozess.
Ist For I Am King das Hauptprojekt von euch allen oder touren einige von euch auch mit anderen Bands?
Wouter: Hauptprojekt!
Alma: Hauptprojekt!
Wouter: Für alle von uns. Für Nebenprojekte…
Alma: … haben wir überhaupt keine Zeit. Ich habe mal Jaap, unseren Schlagzeuger, gefragt ob wir eine Black-Metal-Band starten. Er sagte dann auch direkt, dass er gar keine Zeit dafür hat.
Wouter: Wir legen unseren vollen Fokus und unsere volle Hingabe auf For I Am King.
Alma: Von daher bleibt wirklich keine Zeit für andere Bands.
Was war der denkwürdigste Moment in eurer bisherigen Bandgeschichte?
Alma: Oh, das ist eine interessante Frage. (denkt nach)
Wouter: Das With Full Force war sehr speziell.
Alma: Ja, da kann ich absolut zustimmen.
Wouter: Die ganze Szenerie mit diesen Industriebauten war schon etwas Besonderes.
Alma: Dort zu spielen war in dem Jahr auch glaube ich unsere erste Deutschland-Show. Im Jahr zuvor hatten wir in Deutschland als Vorband von Any Given Day gespielt. Das With Full Force war dann eine unserer ersten Gelegenheiten, wieder nach Deutschland zurück zu kehren. Dorthin kamen dann auch viele Leute, die uns auf der Tour von Any Given Day gesehen hatten, um uns wieder zu sehen.
Wouter: Wir wussten gar nicht was wir zu erwarten hatten, wir waren auf der Hauptbühne ja nur die Eröffnungs-Band. Aber dann sind die Leute durchgedreht, wir hatten eine Wall of Death…
Alma: … und es war richtig voll. Oh, und Ice-T! Kennst du den?
Der Rapper?
Alma: Genau. Der spielte dort mit seiner Band Body Count. Für mich ist Ice-T ein Held. Ich habe ihn dann dort vielleicht eine halbe oder ganze Stunde vor unserem Auftritt getroffen. Ich bin wie ein Fan-Girl zu ihm hingegangen und habe ein Foto mit ihm gemacht. Aber ich wollte nicht zu sehr wie ein Groupie herüberkommen und habe ihm erzählt, dass ich ebenfalls auf dem Festival auftrete. Und fünf Minuten bevor wir losgelegt haben, kam er dann mit seiner ganzen Crew. Die haben sich dann Stühle neben die Bühne gestellt und unseren gesamten Auftritt angeschaut! Nach der Show kam er dann zu mir und hat gesagt, wie klasse er es fand. Das war ein epischer Moment!
Wo seht ihr euch in fünf oder sechs Jahren?
Alma: Noch eine gute Frage! Hoffentlich als Headliner auf Wacken. (lacht)
Wouter: Wir stecken uns hohe Ziele! (lacht)
Alma: Oder wäre in fünf Jahren dafür zu früh?
Wouter: Nein!
Alma: Wir arbeiten einfach hart daran, dass es passiert.
Wouter: Wir wollen einfach so viele Shows spielen wie wir können und das herausbringen, was für uns gute Musik ist.
Die letzten Zeilen des Interviews gehören euch! Möchtet ihr unseren Lesern noch etwas sagen?
Alma: Erstmal danke für das Interview. Ich hoffe, dass ich einige oder gern auch viele deiner Leser auf unseren Konzerten sehen werde. Stay Metal!
Wouter: Schön, dass wir uns deinen Lesern hier präsentieren konnten. Ich hoffe, dass sie einen Blick auf unsere Musik werfen und der Metal-Szene verbunden bleiben.
Vielen Dank für das Interview!
Interview: Stefan Frühauf, Stefan(at)dark-festivals.de
Das Interview wurde auf Englisch geführt und für die Veröffentlichung ins Deutsche übersetzt.