Lacuna Coil sind die mit Abstand bekannteste Gothic-Metal-Band Italiens. Ihr Durchbruch erfolgte Anfang der 2000er als die große Welle der Female-Fronted-Bands über die Metal-Szene schwappte.
Zwar haben Lacuna Coil nie ganz den Rang erreicht, den heute manch andere der damals bekannt gewordenen Bands innehat. Dennoch haben die Italiener ihren damaligen Schub genutzt, sich über all die Jahre eine internationale Präsenz bewahrt und eine beachtliche Karriere hingelegt.
Heute ist ihr mittlerweile neuntes Studioalbum „Black Anima“ erschienen. In dieser Rezension erfahrt ihr mehr darüber.
„Black Anima“ enthält elf wie gewohnt englischsprachige Lieder mit einer Gesamtspielzeit von 45 Minuten. Ihren bekannten Stil verfolgen Lacuna Coil auf ihrem neuen Album konsequent weiter. Geboten wird melodischer, meistens nicht ganz so harter, eingängig gehaltener Gothic Metal.
Für die Hintergrundbegleitung werden sowohl Klavier- als auch Synthesizer-Spuren verwendet. Insgesamt haben die Hintergründe dabei einen mittleren Stellenwert, weder sind sie zu dezent noch richtig orchestral. Die melodische Ausrichtung und diverse moderne Elemente im Klangbild werden oft als Einflüsse aus dem Alternative Metal wahrgenommen. Man kann die Musik von Lacuna Coil also gut und gerne als Gothic Metal mit Anleihen aus dem Alternative Metal beschreiben.
Für ein Gothic-Metal-Album traditionell ist hingegen der zweigleisige Gesang. Lacuna Coil setzen auch dieses Mal wieder auf den Kontrast zwischen den tiefen Growls von Sänger Andrea und der hohen (wenn auch nicht in den Sopran übergehenden) Klarstimme von Sängerin Cristina.
Dieses Stilelement spielen Lacuna Coil sehr konsequent aus. Manchmal wirkt es, als ob die Growls extra tief gehalten wurden. Die ganz hohen Passagen von Sängerin Cristina wirken dagegen derart glatt und flächig, dass ich zumindest nicht ausschließen würde, dass in der Produktion die Tonhöhe mit technischen Helferlein nach oben gepitcht wurde. Ob nachgeholfen wurde oder nicht, es klingt auf jeden Fall gut.
Ohnehin fällt die Produktion des Albums sauber und zeitgemäß aus. Die Spielfertigkeiten der Band wissen ebenfalls zu gefallen. So gibt es beispielsweise auch schöne Gitarrensoli. Diese kommen nicht ständig – wenn, dann aber richtig gut.
Einer der größten Pluspunkte von „Black Anima“ ist jedoch ein anderer: Das hohe Maß an Abwechslungsreichtum. Lacuna Coil decken auf ihrem neuen Album eine enorme stilistische Bandbreite ab. Die Reise geht von ruhigen, beinahe balladenhaften Stücken bis hin zu druckvollen Nummern mit wuchtigen Riffs und harten Growls.
Vom Songwriting her zeigt „Black Anima“ dagegen Licht und Schatten. Es gibt richtig griffige Stücke, die mit einprägsamen Melodien und Refrains direkt das Zeug zum Hit haben. „Layers Of Time“ und „Apocalypse“ gehören ganz sicher dazu. Dass nicht jedes Lied dieses Niveau haben kann, ist selbstverständlich klar. Einzelne Stücke fallen dann aber doch auffallend weit zurück. Im Angesicht der durchaus vorhandenen Hits kann das den positiven Gesamteindruck des Albums aber nicht nachhaltig trüben.
Fazit
Auch wenn das Songwriting sein teils sehr gutes Niveau nicht durchgehend hält: „Black Anima“ ist ein vielseitiges, gut gemachtes Gothic-Metal-Album und auf jeden Fall hörenswert.
Punkte: 7.5 / 10
Rezension: Stefan Frühauf, Stefan(at)dark-festivals.de