Karg – Traktat

Den österreichischen Musiker J.J. kennt man am ehesten als Sänger der Post-Black-Metal-Band Harakiri For The Sky. Mit Karg betreibt er schon seit längerer Zeit ein weiteres Black-Metal-Projekt.

Auch wenn es eine Live-Besetzung für Auftritte gibt, ist Karg praktisch seine Ein-Mann-Band. Ab 7. Februar erscheint Kargs neues Album „Traktat“. Mehr darüber erfahrt ihr in dieser Rezension.

Acht lange Lieder bringen „Traktat“ auf eine beeindruckende Gesamtspielzeit von 76 Minuten. Die Stücke sind auf Deutsch gehalten – zumindest so einigermaßen. J.J. singt bei Karg nämlich ausschließlich in österreichischem Dialekt.

Auch in Österreich haben Dialekte natürlich verschiedene Ausprägungen. Im Vergleich zu anderen österreichischen Mundart-Künstlern sind die Lieder von Karg für dialektfremde Hörer noch ganz gut zu verstehen. J.J. treibt es nicht so weit wie Drescher oder die Newcomer Vinsta, die beide schwerer zu verstehen sind und sogar ihre Liedtitel in Mundart angeben. Nur Hochdeutsch sollte auf „Traktat“ eben keiner erwarten.

Inhaltlich geht es auf dem Album um Verlust, Abschied, Schmerz, Depression – eben die komplette Black-Metal-Bandbreite. Die Texte fallen dabei durchaus poetisch und anspruchsvoll aus, was von der verwendeten Mundart in keiner Weise gemindert wird.

Musikalisch bietet „Traktat“ melodischen, gitarrenlastigen Black Metal. Meistens ist der Aufbau recht geradlinig, nur selten kommen Klavier oder Geige als Unterstützung hinzu. Auffallend ist die große Bandbreite an Spielgeschwindigkeiten. Auch die Intensität des Klangbilds variiert häufig. Kein Zweifel besteht, dass Karg zu den anspruchsvollen Bands ihres Genres zählen. Die bloße Härte oder viel Vortrieb stehen keinesfalls im Vordergrund.

Auf dem gesamten Album herrschen kalte Klangfarben und eine düstere, eher bedrückende Stimmung vor. All das wurde atmosphärisch und in gelungener Weise umgesetzt. Das emotionale, mitunter depressive Ambiente kommt gut herüber und wirkt zu keiner Zeit aufgesetzt. „Traktat“ lädt dazu ein, die Gedanken kreisen zu lassen.

Erwähnenswert ist, dass sich Stücke im Einzelfall aufeinander beziehen. In „Alaska“ heißt es „Dei Nam is mei Nam und dei Tod is mei Tod“. In „Abgrunddialektik“ wird das gleiche Mantra dann erneut vorgetragen. Momente wie diese unterstreichen, dass „Traktat“ sich als Gesamtkunstwerk und nicht nur als Ansammlung einzelner Lieder versteht.

Gibt es an dem Album eigentlich auch etwas auszusetzen? Auszusetzen vielleicht nicht direkt, eine Einschränkung muss man aber machen. „Traktat“ könnte etwas griffiger, etwas eingängiger sein. Es ist zwar ein melodisches Album und einzelne Lieder wie „Grabcholerik“ und „Alaska“ haben Passagen, die wirklich gut reingehen. Im Allgemeinen ist das Songwriting aber nicht auf den Hit-Faktor ausgelegt.

Bei Karg steht eben die Atmosphäre im Vordergrund, nicht die Melodien oder Refrains. Man sollte hier also nicht etwas in der Art der großen Harakiri For The Sky-Hits wie „Funeral Dreams“ oder „My Bones To The Sea“ erwarten. Wer sich dessen bewusst ist erhält mit „Traktat“…

Fazit

… ein entdeckenswertes, stimmungsvolles Black-Metal-Album.

Punkte: 8 / 10

 

Rezension: Stefan Frühauf, Stefan(at)dark-festivals.de