Aspar – Maifrost

Als sich Akrea 2014 auflösten, waren sie eigentlich gerade auf dem Sprung nach oben. Die bayerische Melodic-Death-Metal-Band hatte mehrere richtig gute Alben veröffentlicht, Tourneen als Vorband bekannter Größen gespielt und erhielt zunehmend mehr Aufmerksamkeit. Berufliche und private Dinge führten dann aber zu ihrem Ende. Akrea gingen und kamen nie wieder.

Sechs Jahre später kündigt sich nun eine Art inoffizielle Nachfolge-Band an. Die drei ehemaligen Akrea-Musiker Sebastian (Gesang), Stephan (Gitarre) und Christian (Bass) haben zusammen mit einem neuen Schlagzeuger Aspar ins Leben gerufen. Geboten wird – natürlich – wieder Melodic Death Metal. Das Debütalbum „Maifrost“ steht schon in den Startlöchern. Hier erfahrt ihr mehr darüber!

Man kann „Maifrost“ nicht einfach beim Versandhändler des Vertrauens ordern, denn bei der Veröffentlichung gehen Aspar ungewöhnliche Wege. Beginnend ab dem 30. Oktober veröffentlicht die Band jeden Freitag eines der Lieder kostenlos im Internet. Nach rund drei Monaten hat man dann – wie gesagt kostenlos – das komplette Album beisammen.

Dieses kommt mit 13 Liedern auf eine Gesamtspielzeit von 63 Minuten. Die immer deutschen Liedtexte sind recht abstrakt und damit interpretationsoffen gehalten. Mal haben die Texte einen trübsinnigen, mal aber auch einen erbaulichen Unterton. Das alles aber meistens sehr schemenhaft, nie wirklich konkret.

Geboten wird gut gespielter, meistens schneller und durchaus eingängiger Melodic Death Metal. Dem voran steht der gute alte „Akrea-Gesang“ von früher. Damit ist der schwungvolle Growl von Frontmann Sebastian gemeint, der teils auch in den Scream springt und wirklich markant ist.

Hat man die ersten 25 Minuten des Albums hinter sich, dann könnte man meinen, die Geschichte von „Maifrost“ sei schnell erzählt. Klingt ähnlich wie damals Akrea, nur etwas geradliniger, etwas härter und weniger ausgeschmückt. Statt Klavier im Hintergrund einfach mehr Vollgas.

Die zweite Hälfte des Albums belehrt einen dann eines besseren. Hier geben Aspar ihrem Sound auf einmal mehr Breite und Komplexität, was man nach den recht geradlinigen Liedern vom Anfang so nicht hat kommen sehen.

So läuft „Rom“ im Midtempo ab, kleidet den Hintergrund elektronisch aus und bringt auch das Klavier zurück. „Der Aufstieg“, der sich mit einem klasse Refrain empfiehlt, setzt ebenfalls auf eine elektronische Komponente.

Das Titelstück „Maifrost“ ist hingegen sehr zurückhaltend inszeniert. Die Strophen sind fast minimal gehalten und bieten sogar Flüstergesang. Erst im Refrain schlägt dann wieder der Metal voll durch. „Inferno“ wirkt dagegen wie das Kontrastprogramm: Energiegeladen, schnell, ja fast rockig und wieder mit einem schicken (und triefend ironischen) Refrain. Mit „Mond“ gibt es später auch noch ein Instrumentalstück.

Auch wenn der Anfang von „Maifrost“ erst das Gegenteil angedeutet hat, sind Aspar hier also sehr abwechslungsreich und experimentierfreudig unterwegs. Sie bieten damit den Blick über den Tellerrand des Genres, der so auch für Akrea typisch war.

Ob man nun in einem der geradlinigen oder der komplexeren Stücken ist: Das gesamte Album ist richtig gut gespielt. Die sauberen Riffs sitzen immer gut und hier und dort fliegen einem auch schicke Soli entgegen.

Neben der Vielseitigkeit und den guten Spielfertigkeiten gefällt „Maifrost“ auch mit seinem Songwriting. Die Lieder gehen gut rein, sind melodisch und im besten Fall wirklich mitreißend.

Dass die letzten beiden Akrea-Alben die Nase trotzdem leicht vorne behalten, liegt an zwei Aspekten. Erstens war die Abmischung bei Akrea noch etwas besser. Dort kam der Gesang immer sehr sauber und deutlich raus. Bei „Maifrost“ muss man hin und wieder Abstriche machen, zum Beispiel wenn es in den Flüster- oder Klargesang übergeht.

Zweitens war das Songwriting bei Akrea noch eine Stufe obendrüber. Auch das Songwriting von Aspar ist gut, zum Teil sogar sehr gut. „Maifrost“ ist eingängig und einzelne Stücke wie „Fluch“ sind richtige Brecher mit Hit-Potenzial. Bei Akrea war die Hit-Dichte aber einfach noch etwas höher. Ihre großartigen Klassiker wie „Vier Sonnen“ oder „Fundament der Existenz“ bleiben ungeschlagen.

Dass zu Akrea noch ein Abstand besteht (der nicht enorm groß ist, aber vorhanden) ist definitiv keine Schande. Die waren zum Zeitpunkt ihrer Auflösung eine der besten deutschsprachigen Melodic-Death-Metal-Bands überhaupt. Knapp hinter den Akrea-Alben zu landen, tut Aspars „Maifrost“ also keinen Abbruch.

Fazit

Aspar sind nicht einfach Akrea unter neuem Namen, kommen aber ziemlich nahe dran. Ihr Debütalbum „Maifrost“ ist vielseitig, gut gespielt, hat Wiedererkennungswert und macht schlichtweg Laune.

Punkte: 8 / 10

 

Rezension: Stefan Frühauf, Stefan(at)dark-festivals.de