Katla – Allt Betta Helvitis Myrkur

Das isländische Metal-Duo Katla besteht aus Fortid-Gründer Einar Thorberg und dem ehemaligen Sólstafir-Schlagzeuger Gudmundur Palmason. Die beiden Musiker stehen zusammen für einen stilübergreifenden, anspruchsvoll-traurigen Sound auf der Basis von Doom Metal.

Am Freitag erscheint ihr zweites Album “Allt Betta Helvitis Myrkur” (“All diese verdammte Dunkelheit”). Wie es geworden ist und was ein bestimmtes meteorologisches Phänomen damit zu tun hat, erfahrt ihr in dieser Rezension.

“Allt Betta Helvitis Myrkur” ist ein echter Brocken, denn das Album hat eine gewaltige Laufzeit von 65 Minuten. Wenn man dem Pressetext Glauben schenken mag, diente Katla das so genannte Islandtief als Inspiration für ihr Album. Das Islandtief ist ein permanentes Tiefdruckgebiet, das unter anderem für kalte Winterwinde verantwortlich ist.

Dieses meteorologische Phänomen sei es nun also, das Katla als Analogie zu ihrem emotional-düsteren Sound sehen. Und ja, kalter Wind und grauer Himmel passen durchaus zu ihrem Klangbild. Die ausschließlich isländischen Texte tragen dem Konzept ebenfalls Rechnung. Jagt man diese durch den Übersetzer, wird man Zeuge von Depression, Trostlostigkeit und dergleichen.

Rein musikalisch liefern Katla ein meist kaltes, dabei aber stets melodisches und nicht übermäßig hartes Metal-Klangbild. Im Vordergrund steht eine helle, gewollt fahle Klarstimme. Die Spielgeschwindigkeit bewegt sich im langsamen und mittleren Bereich. Im Prinzip spielen Katla also melodischen Doom Metal mit Klargesang.

Auf diesem Fundament baut das Duo dann aber einen durchaus vielseitigen Sound auf. Hierbei kommen Streicher zum Einsatz, ein Klavier, aber auch eine zurückhaltende, sachte vor sich hin wabernde Elektronik. Manchmal verlassen Katla gar die üblichen Liedstrukturen. In “Ast Ordum Ofar” findet der Gesang zum Beispiel vor einer übersteuernden Gitarrenwand statt, die gar keine erkennbare Melodie spielt.

An anderer Stelle bieten Katla einen derart verwobenen Sound und ein komplexes Schlagzeugspiel, dass man durchaus von Anleihen am Progressive Metal sprechen kann. “Salarsfevn” fährt dagegen einen für das Album ungewöhnlich verzerrten Gesang, mehr Schwung und sogar Blastbeats auf.

Besonders facettenreich ist “Svartnaetti”, mit über 14 Minuten Laufzeit auch das längste Stück des Albums. Es beginnt mit unerwartet warmen Klangfarben und geht dann in das über, was ich mal als den doomigen Normalzustand von Katla bezeichnen möchte. Später zündet das Stück eine rockige Passage mit Klavierbegleitung und lässt diese dann in Blastbeats übergehen. Von Doom Metal ist da auf einmal nichts mehr zu hören!

“Allt Betta Helvitis Myrkur” ist also wirklich sehr vielseitig. Als verbindende Elemente treten dabei die kalte Atmosphäre und die eher bedrückende Grundstimmung des Albums auf. Eben dieses Ambiente steht auf “Allt Betta Helvitis Myrkur” auch zu jeder Zeit im Mittelpunkt. Katla legen hier ein wirklich anspruchsvolles Album vor, das ganz sicher nicht auf Hits ausgelegt ist.

Griffige Melodien oder knackige Refrains sollte man hier also nicht erwarten. Die Intention des Albums liegt schlicht woanders. “Allt Betta Helvitis Myrkur”, dessen verschiedene Lieder manchmal sogar direkt ineinander übergehen, ist ein durchaus forderndes Gesamtkunstwerk.

Als solches funktioniert das Album auch wirklich gut. Die dichte Atmosphäre und die kalten Stimmungsbilder kommen gut herüber und wirken nie aufgesetzt. “Allt Betta Helvitis Myrkur” bietet Tiefgang und hält dabei einiges zu entdecken bereit. Die bemerkenswerte Vielfalt sorgt dabei dafür, dass das Werk trotz seiner enormen Länge nicht eintönig wird.

Erwähnenswert sind auch die weit überdurchschnittlichen Spielfertigkeiten, die zum Beispiel in “Villuljos” und “Vergangur” in hörenswerte Gitarrensoli münden. Alles in allem fliegt einem “Allt Betta Helvitis Myrkur” nicht einfach so zu. Man muss ein wenig Zeit mitbringen und sich damit beschäftigen wollen. Metal-Fans mit dem entsprechenden künstlerischen Anspruch bekommen dafür aber auch so einiges geboten.

Fazit

Ein gelungenes, atmosphärisches Album für Anspruchsvolle.

Punkte: 8 / 10

 

Rezension: Stefan Frühauf, Stefan(at)dark-festivals.de