Harakiri For The Sky aus Österreich liefern melodischen Black Metal der anspruchsvollen Sorte. Der recht komplexe, aber doch auch eingängige Sound der Band wird oft als Post Black Metal bezeichnet.
Drei Jahre nach „Arson“ stellen Harakiri For The Sky in Kürze ihr neues Album vor. Es trägt den Titel „Maere“ und erscheint am 29. Januar. Hier erfahrt ihr mehr darüber.
„Maere“ kommt mit seinen zehn Liedern auf eine gewaltige Laufzeit von 84 Minuten. Es dürfte niemanden wundern, dass es damit die bisher umfangreichste Veröffentlichung von Harakiri For The Sky ist. Die Arbeitsteilung der Band war dabei wieder gleich: Sänger J.J. schreibt die Texte, Gitarrist M.S. die Musik.
Die wieder ausschließlich englischen Texte behandeln die für Harakiri For The Sky typischen Themen: Einsamkeit, Depression, der Blick in die Vergangenheit, Sucht, Verlust. All das wie immer mit Stil, nie platt oder derbe.
Auch vom Sound her bleibt die Band voll und ganz auf dem bisher eingeschlagenen Weg. Die melodisch-riffigen Lieder mit dem recht vollen Klangbild, den kalten Klangfarben und dem markanten, gar nicht mal so extrem verzerrten Gesang erkennt man sofort als Harakiri For The Sky. Begleitend ist wieder ein Klavier dabei, gelegentlich auch eine Akustikgitarre.
Typisch ist auch das mittlere bis gehobene Spieltempo, das ab und zu Ausbrüche in schnellere Passagen wagt. Für Black-Metal-Verhältnisse ist das neue Album dabei nicht sehr hart. Wie schon das Vorgängeralbum „Arson“ schaltet „Maere“ im Vergleich zu „III: Trauma“ dahingehend etwas zurück.
Es gibt zwar harte Passagen und auch Blastbeat-Gewitter, beides aber recht dünn gesät. Dass das Album nicht härter ist, kann man bedauern. Wirklich im Vordergrund stehen aber ohnehin andere Dinge.
Das Hauptaugenmerk liegt bei Harakiri For The Sky auf der Atmosphäre und dem melodisch-eingängigen Klangerlebnis. Diese beiden, zu oft als gegensätzlich wahrgenommenen Aspekte unter einen Hut zu bringen, war schon in der Vergangenheit die Stärke dieser Band. Und was soll man sagen? Es gelingt ihnen abermals sehr gut.
So liefert „Maere“ ein gelungenes, immer stimmiges Ambiente mit greifbaren, kalten Stimmungsbildern. Gleichzeitig sorgt die gute Komposition dafür, dass die Lieder trotz ihres Anspruchs und einer gewissen Komplexität gefällig und schwungvoll sind. Beides zusammen ist der Grund, warum „Maere“ trotz seiner enormen Gesamtspielzeit nie langweilig oder berechenbar wird.
Dabei hilft, dass Harakiri For The Sky ihren Sound durchaus auch variieren. Das Grundkonzept bleibt zwar weitestgehend gleich und die große Überraschung gibt es hier sicher nicht. Im Kleinen fließt dann aber zum Beispiel mal Klargesang mit ein („Sing For The Damage We’ve Done“) oder ein Lied kommt fast schon rockig daher („Silver Needle – Golden Dawn“).
Wirklich gut ist auch „Song To Say Goodbye“. Hier verlässt das Klavier seine begleitende Funktion und spielt ein kurzes, unheimlich markantes Pattern in den Vordergrund. Die kleine Klavier-Hook kommt immer und immer wieder und prägt das Stück ganz wesentlich mit. Klingt gut!
Gibt es an „Maere“ auch etwas auszusetzen? Naja, was vielleicht fehlt ist der eine große Hit, der wirklich hervorsticht. Jemandem, der Harakiri For The Sky noch überhaupt nicht kennt, würde ich wohl „My Bones To The Sea“ vom „Aokigahara“-Album vorspielen oder „Funeral Dreams“ von „III: Trauma“. Ein dermaßen ikonisches Stück gibt es auf „Maere“ nicht. Das ist dann aber wirklich Kritik auf hohem Niveau.
Fazit
Harakiri For The Sky gelingt erneut ein bemerkenswertes Black-Metal-Album, das Anspruch und Komplexität mit einem griffigen Songwriting verbindet.
Punkte: 8.5 / 10
Rezension: Stefan Frühauf, Stefan(at)dark-festivals.de