Scarlet Dorn bewegen sich irgendwo im Spannungsfeld zwischen Gothic- beziehungsweise Dark Rock und Popmusik. 2018 brachte die Gruppe um die gleichnamige Sängerin ihr Debüt heraus, in Kürze folgt nun Album Nummer zwei.
Das hört auf den Titel “Blood Red Bouquet” und erscheint am 29. Januar. Diese Rezension beschäftigt sich näher damit.
“Blood Red Bouquet” enthält 13 Lieder mit einer Gesamtspielzeit von 51 Minuten. Die durchgehend englischsprachigen Texte drehen sich meist um Liebe und Herzschmerz. Die einzige nennenswerte Ausnahme ist “Are You Watching Me”, denn das Stück macht Stalking zum Thema. Ansonsten laufen die Texte aber wirklich nach Schema F ab, das Wort “Love” kommt praktisch in jedem Lied vor.
Musikalisch bieten Scarlet Dorn wie gewohnt melodischen, durchaus poppigen Gothic- respektive Dark Rock. Selbstredend ist das Klangbild immer zugänglich und trotz Rock-Anteilen nie hart. Im direkten Vergleich zum Debütalbum läuft “Blood Red Bouquet” etwas geradliniger ab. Elektronik, Symphonik und die diversen Hintergründe wurden ein Stück weit heruntergefahren.
Was bleibt ist eben der Kernsound der Band: Dunkel angehauchter Pop-Rock, begleitet von einem Klavier und immer voll ausgelegt auf die Stimme von Frontfrau Scarlet. Die singt wirklich gut und hat eine größere stimmliche Bandbreite als man auf Anhieb vermuten würde. So bleibt Scarlet meistens in einer vollen, vergleichsweise dunklen Stimmlage, fährt gelegentlich aber ebenso gelungen auch hohe Passagen auf.
Mit diesem Konzept bestreiten Scarlet Dorn im Prinzip ihr ganzes Album. Die Lieder kann man dabei grob in die Kategorien Rock, Rock-Ballade und Ballade einordnen. Variationen sind also durchaus vorhanden, wirkliche stilistische Experimente dagegen nicht.
Von der Machart her richtig abheben kann sich eigentlich nur “Proud And Strong”. Das Lied ist erstens ein Duett (mit Sven Friedrich von Solar Fake) und spielt zweitens die Elektronik mal voll in den Vordergrund. Mehr als das sollte man an Überraschungen nicht erwarten, Scarlet Dorn bleiben relativ nahe an ihrem roten Faden.
Sowohl vom Stil als auch dem pop-rockigen Grundsound her ist “Blood Red Bouquet” ein relativ normales, doch recht handelsübliches Dark-Rock-Album. Scarlet Dorn richten sich an ein breiteres Publikum und daran muss ja auch nichts falsch sein. Vor allem dann nicht, wenn wie hier die Umsetzung stimmt. Das gesamte Album ist stimmig, gut gespielt und gesungen und auch sauber produziert.
Trotz der vielen Herzschmerz-Themen ist “Blood Red Bouquet” auch nicht zu platt. Scarlet Dorn mögen eine breiter gesteckte Zielgruppe ansprechen, das aber durchaus mit Niveau. Die Fülle der Liebeslieder mag nicht jedermanns Sache sein und hin und wieder ist ein bisschen Kitsch dabei. Dennoch wird das Album nicht zum schwarz angemalten Schlager – was man im Gothic Rock ja durchaus schon erleben musste.
Der wohl größte Pluspunkt von “Blood Red Bouquet” ist aber sein griffiges Songwriting. Poppig darf hier wirklich im besten Sinne verstanden werden. Die Lieder sind eingängig und gut hörbar, in seinen besten Momenten liefert das Songwriting gar echte Hits. Dazu gehören die knackige Rock-Ballade “Back To The Ground” (die mich an “Ghost” von Jamie-Lee Kriewitz erinnert) und das fetzige “Scorched By A Flame So Dark” als wohl bestes Stück des Albums.
Fazit
“Blood Red Bouquet” hält keine Innovationen bereit, dafür aber gelungene Songs und eine saubere Umsetzung. Insgesamt ein hörenswertes Album für ein etwas breiteres Publikum.
Punkte: 7.5 / 10
Rezension: Stefan Frühauf, Stefan(at)dark-festivals.de