Vreid – Wild North West

Die norwegische Black-Metal-Band Vreid bringt am 30. April ihr neues Album „Wild North West“ heraus. Es handelt sich dabei um ein Konzeptalbum, das gleichzeitig auch ein Filmprojekt ist.

Was genau dahintersteckt und wie Vreid es umgesetzt haben, erfahrt ihr in dieser Rezension.

„Wild North West“ ist ein Musikalbum. Und ein Film. Und beides zugleich. Zu jedem der acht Lieder gibt es ein Musikvideo, zusammen ergeben sie dann einen kompletten Film. Das Album ist dabei aber nicht bloß als Soundtrack zu einem Spielfilm zu verstehen.

Im Film selbst wird nämlich gar nicht gesprochen, er besteht ja wie gesagt aus Musikvideos. Musik und Film sind also deckungsgleich. Zusammen erzählen sie von einer metaphorischen Reise durch die raue Natur des Nordens, die gleichzeitig eine Reise auf dem Lebensweg eines Menschen ist.

Die englischsprachigen Texte sind dementsprechend offen gehalten. Es geht um die Reise durch die Natur, gleichzeitig aber auch um die emotionale Reise des Menschen durch die verschiedenen Stationen seines Lebens.

Auf den Film werde ich im folgenden nicht näher eingehen. Ich nehme (und rezensiere) „Wild North West“ als Musikalbum, denn als solches werden es die Hörer zum ganz überwiegenden Teil sehen. Den Film dazu schaut man sich vielleicht auch mal an, in erster Linie geht es aber natürlich um die Musik.

„Wild North West“ hat eine Gesamtspielzeit von 46 Minuten und klingt absolut typisch nach Vreid. Die Norweger bezeichnen ihre Musik ja gerne als Black’n’Roll – also als Mischung aus Black Metal und Rock’n’Roll. Einmal mehr kann man sagen: Das trifft den Nagel auf den Kopf.

Bei Vreid gibt es Blastbeats, Scream-Gesang und kalte Gitarren aus dem Black Metal. Gleichzeitig findet man bei den Norwegern fetzig-ungeschliffenen Rock-Sound, Rock-Riffs und vor allem Rock-Rhythmik. Hier und da ist auch Platz für Elektronik oder Klargesang.

Alles zusammen gibt auch auf „Wild North West“ wieder den typischen Vreid-Sound, den man so seit Jahren kennt. Eigentlich gibt es aber kaum den einen, sondern mehrere Vreid-Sounds. Wie die Band die Elemente ihrer Musik gewichtet, ist von Lied zu Lied nämlich oft sehr unterschiedlich.

Es gibt Stücke wie „Wolves at Sea“ oder „Spikes of God“, die vergleichsweise nahe am Black Metal stehen. Diese Titel fahren die Härte hoch, setzen auf offensive Blastbeats und erinnern am ehesten an die alten Windir-Zeiten der Band.

Dann gibt es aber auch Lieder wie das ruhige und langsame „The Morning Red“. Es ist zurückhaltend inszeniert und wird mit einer fast schon geflüsterten Klarstimme gesungen. Noch reduzierter und ebenfalls mit Klargesang funktioniert „Dazed and Reduced“, das stellenweise fast etwas surreal wirkt.

Das Titelstück „Wild North West“ wartete dagegen mit den warmen Klangfarben einer Heimorgel auf, die man so vielleicht im fuzzigen 70er-Rock erwarten würde. Das gesamte Album ist also hoch abwechslungsreich. Vreid bleiben immer als Vreid zu erkennen, bieten aber doch alle paar Minuten etwas anderes.

Der Sound der vier Musiker ist ebenso vielseitig und manchmal auch gegensätzlich wie die Natur oder das Leben selbst – um damit mal den Bogen zurück zum Albumkonzept zu spannen.

Umgesetzt wurde „Wild North West“ wirklich souverän. Das gesamte Album ist tadellos gespielt, wenngleich man sich die schicken Soli noch öfter wünschen würde. Die Produktion ist modern, aber auch nicht zu glattgebügelt. „Wild North West“ ist ganz bewusst kein Hochglanzprodukt. Alles wurde gut abgemischt, der ungeschliffene Vreid-Charme dabei aber beibehalten.

Die Stücke an sich sind gewohnt melodisch, meist recht griffig und gut hörbar. Das einzige was mir fehlt ist ein echter Hit, den man schon an seinen ersten Takten erkennt. Es fehlt quasi ein „Millom Hav Og Fjell“. Davon abgesehen wird „Wild North West“ die Erwartungen der Fans aber ganz sicher erfüllen.

Fazit

Vreids Black’n’Roll funktioniert auch eingebettet in ein Filmkonzept.

Punkte: 8 / 10

 

Rezension: Stefan Frühauf, Stefan(at)dark-festivals.de