Suidakra – Wolfbite

Suidakra stehen für melodischen Death Metal mit einem Anklang von Folklore – und das seit mittlerweile über 25 Jahren. In dieser langen Zeit hat die Band aus Nordrhein-Westfalen 14 vollwertige Studioalben hervorgebracht.

Album Nummer 15 folgt in Kürze: Es trägt den Titel „Wolfbite“ und erscheint am 25. Juni. Diese Rezension beschäftigt sich näher damit.

„Wolfbite“ enthält neun Lieder mit einer Gesamtspielzeit von 45 Minuten. Gesungen wird wie immer auf Englisch. Die Texte des Albums scheinen sich vor allem mit dem Odoric-Universum zu beschäftigten. Dabei handelt es sich um die Fantasy-Welt, die Suidakra-Frontmann Arkadius Antonik zusammen mit dem Illustrator Kris Verwimp erdacht hat.

Obwohl der Fokus auf Odoric liegt, scheint „Wolfbite“ kein reines Fantasy-Album zu sein. Mir liegen die Texte nicht im einzelnen vor, daher kann ich die Hand nicht ins Feuer legen. Es ist aber auch ein Lied namens „Faoladh“ dabei – das ist ein Werwolf aus der irischen Mythologie.

Neben Odoric greift „Wolfbite“ wohl also auch wieder mythologische Themen auf – so wie es bei Suidakra in ihrer „Vor-Odoric-Zeit“ oft der Fall war. Inhaltlich vereint das Album damit sowohl alte als auch neue Suidakra-Themen.

Vom Sound her gilt praktisch das gleiche: Typisch Suidakra. Das Fundament ist nach wie vor melodischer, aber nicht zu glatt gebügelter Death Metal. Dieser ist relativ komplex aufgebaut, die Arrangements und die gesamte Komposition gehören zu den anspruchsvolleren des Genres.

Über alledem liegen Folk-Einflüsse, die aber wie gewohnt sachte dosiert sind. Hier kommt mal eine Geige dazu, dort eine Flöte – nichts davon ist aber permanent präsent. In den Vordergrund spielen sich die Folk-Instrumente deshalb auch nur in einzelnen Abschnitten. Suidakra waren und sind in erster Linie eine Death-Metal-Band, die Folklore steht an zweiter Stelle.

Mit anderen Worten: Auf „Wolfbite“ geht alles seinen gewohnten Gang. Wirkliche Überraschungen oder Innovationen sollte man daher nicht erwarten. Im Gegenteil: Es gibt sogar Elemente, nach denen man die Uhr stellen kann. Zum Beispiel das genau eine Lied mit weiblichem Gesang (dieses Mal „Darcanian Slave“). Vor drei, vier Alben war das schon genauso.

Innerhalb ihres klar abgesteckten, seit Jahren praktisch unveränderten Konzepts haben sich Suidakra aber durchaus wieder breit aufgestellt. Die zwar bekannten, aber nach wie vor zahlreichen Elemente ergeben auch dieses Mal wieder ein abwechslungsreiches Album. Neben den diversen Folk-Instrumenten, die natürlich immer für eine Auflockerung gut sind, gefällt vor allem die kontrastreiche Machart des Albums.

So gibt es immer wieder richtig offensive Passagen mit knackigen Blastbeats. Genauso haben aber auch reduzierte, deutlich weichere Abschnitte ihren Platz, in dem die Akustikgitarre die Führung übernimmt. Die Spielgeschwindigkeit wechselt ebenfalls vom High- ins gemächliche Midtempo. Genügend Raum bleibt auch für die wie immer stimmungsvollen Hintergründe, die manchem Lied einen hymnischen Eindruck verschaffen. Man merkt absolut, dass Bandgründer Arkadius eine Vorliebe für Orchester und Soundtracks hat.

Nicht nur atmosphärisch, auch spielerisch zeigen sich Suidakra wieder von ihrer besten Seite. Hervorragende Gitarrensoli wie in „Crossing Over“ würde man sich zwar noch öfter wünschen, trotzdem zählen die instrumentalen Fertigkeiten nach wie vor zweifellos zu den Stärken der Band.

Der Punkt Eingängigkeit ist auf „Wolfbite“ dagegen – und auch das ist typisch für Suidakra – wieder so eine Sache. Das Album hat Schwung und ist druckvoll. So hält es auch abseits der Blastbeat-Passagen durchaus Abschnitte bereit, die bei Konzerten zum Mitgehen einladen.

Die großen Melodien und Refrains sind Suidakras Sache dagegen nicht. Bei ihrer komplexen und vielschichtigen Herangehensweise liegt dort auch nicht der Fokus. So kommt es dann, dass viele reine Folk- oder Melodic-Death-Metal-Bands dahingehend mehr zu bieten haben als Suidakra. Man kann halt nicht immer alles haben!

Fazit

„Wolfbite“ ist ein sehr typisches Suidakra-Album. Die Hörer erwartet gut gemachter, gut gespielter Death Metal im altbekannten Stil der Band. Komplexität und Anspruch liegen dabei wie immer deutlich über dem Durchschnitt des Genres.

Wer im Death Metal hingegen vor allem nach Eingängigkeit und einem hohen Ohrwurm-Faktor sucht, der ist bei manch anderer Band besser aufgehoben.

Punkte: 7.5 / 10

 

Rezension: Stefan Frühauf, Stefan(at)dark-festivals.de