Blutengel lassen nichts anbrennen. Die Band von Chris Pohl, angesiedelt irgendwo zwischen Gothic und Electro Pop, versorgt ihre Fans ständig mit neuem Material – gerne auch mehrmals im Jahr.
Erst im März erschien ein Cover-Album, auf dem Blutengel diverse Klassiker der 80er-Jahre neu interpretierten. Jetzt ist wieder ein reguläres Studioalbum an der Reihe. Der neueste Streich der Düster-Elektroniker heißt „Erlösung – The Victory Of Light“ und erscheint am 16. Juli. Zeit für unsere Rezension!
Typisch Blutengel! Wenn man „Erlösung“ zusammenfassen will, dann vielleicht am besten so. So ziemlich alles auf dem neuen Album geht seinen gewohnten Gang. Das fängt schon beim Umfang an, der mit 14 Liedern beziehungsweise 67 Minuten Laufzeit wieder enorm ist.
Wem das nicht reicht, der kann – wie immer – auch zu den Sonder-Editionen des Albums greifen. Mit sieben weiteren Liedern auf der Bonus-CD und nochmal sechs Liedern in der Fanbox reicht es dann selbst beim härtesten Fan für die volle Dröhnung. Gegenstand dieser Rezension ist wie immer nur die Standard-Variante des Albums.
Dass alles in gewohnten Bahnen abläuft, setzt sich auch bei den Texten fort. Wie immer wird sowohl auf Deutsch als auch auf Englisch gesungen. Wie immer geht es um Herzschmerz, Trost, ein bisschen Erotik oder die Endlichkeit des Lebens. Was zum Teil düster anmutet, hat bei Blutengel meistens eine positive Message. Frei nach dem Motto: Lebe im Hier und Jetzt!
Auch klanglich gibt es auf „Erlösung“ nichts, was man nicht schon kennt. Fans dürfen sich auf Blutengels typischen Electro-Pop-Sound freuen, der mal synthetisch und mal rockig ist, mal stark mit Beats arbeitet und mal mit orchestralem Hintergrund. Änderungen muss man schon genau suchen. Als Entwicklung der letzten Jahre kann man vielleicht festhalten, dass die E-Gitarre nun eine größere Rolle spielt. Sie kommt weiter nicht in jedem Lied vor, insgesamt aber häufiger und dominanter. Die rockige Seite ist also etwas stärker geworden.
Ansonsten gibt es nach wie vor Dinge, nach denen man auch auf „Erlösung“ wieder die Uhr stellen kann. So zum Beispiel die obligatorische, dieses Mal leider etwas bräsige Ballade („Deine Dämonen“) und das genau eine Lied, in dem Background-Sängerin Ulrike die Frontstimme übernimmt („Wie Sand“).
Insgesamt bieten Blutengel also mehr vom Gleichen. Das heißt jedoch mitnichten, dass „Erlösung“ deshalb langweilig wäre. Ganz im Gegenteil. Der Sound von Blutengel war immer schon sehr abwechslungsreich und ist das auch auf „Erlösung“ wieder. Neue Elemente mag es zwar nicht geben, nach wie vor decken Blutengel aber beinahe das gesamte stilistische Spektrum ihres Genres ab.
Es gibt zurückgenommene, sehr ruhig gehaltene Stücke, die voll auf Atmosphäre setzen. Dazu gehört zum Beispiel „We Fall“, eine richtig schöne, stimmungsvolle Semi-Ballade. Es gibt Stücke wie das rein synthetische „Wer ist dein Meister?“, die starke Beats in den Vordergrund stellen und absolut clubtauglich sind. Und es gibt fetzige, mitunter echt rockige Power-Pop-Nummern, die sich im besten Fall zum echten Ohrwurm entwickeln.
Ich sage bewusst im besten Fall, denn auf einem Album von fast 70 Minuten Laufzeit sind natürlich nicht alle Lieder auf dem gleichen Niveau. Im ungünstigsten Fall kommt ein Lied dabei heraus, das okay ist, nett, aber nichts besonderes. Im besten Fall liefern Blutengel aber richtige Hits.
Dazu gehören „We Are Not Dead“ und das Titelstück „The Victory Of Light“, die auch den ganz großen Blutengel-Songs von früher in nichts nachstehen. Die beiden Stücke sind unfassbar griffig, man kann sie sich getrost mehrfach hintereinander geben und hat ihre Refrains schon beim ersten Durchlauf verinnerlicht.
Damit kommen wir zu einem Punkt, den man auf „Erlösung“ vielleicht hätte besser machen können: Man hätte das ganze Album etwas straffen können. Eine viertel Stunde kürzer, dafür aber noch ein, zwei zusätzliche Hits von diesem Kaliber – das wäre ein guter Tausch.
Fazit
Ein sehr typisches Blutengel-Album: Hörenswert, abwechslungsreich, mit ein paar echten Hits im Gepäck – und frei von jeder Überraschung.
Punkte: 7.5 / 10
Rezension: Stefan Frühauf, Stefan(at)dark-festivals.de