Es kommt nicht oft vor, dass eine Band sich ein Stück weit von ihrer bisherigen Musik distanziert und bewusst einen anderen Weg einschlägt. Bei Watch Out Stampede ist genau das passiert. Die Metalcore-Band aus Bremen empfand ihren Sound als zu steril und zu glatt.
Ihrem Genre bleiben Watch Out Stampede zwar treu, wollen sich aber doch rauer und düsterer aufstellen als bisher. Das Ergebnis präsentieren sie ab dem 11. März auf ihrer neuen EP „Inversions“. Hören wir doch gleich mal rein!
„Inversions“ kommt mit vier Liedern und einem kurzen Zwischenspiel auf rund 15 Minuten Laufzeit. Die nach wie vor englischen Texte behandeln dezidiert ernste Themen: Schmerz, Abschied, die Hürden auf dem Lebensweg. Auch daran sieht man schon, dass die Bremer sich herber aufstellen als in der Vergangenheit.
Natürlich hat sich deshalb auch am Klangbild einiges getan – ohne, dass die Band ihre bisherige Identität aber über Bord wirft. Watch Out Stampede waren in der Vergangenheit zwar sehr sauber produziert, eher glatt, aber trotzdem nie eine der ganz weichen Bands. Da gibt es wirklich andere!
Es ist also nicht so, dass sich hier eine der poppigen Metalcore-Bands komplett umgedreht hätte, denn wirklich poppig waren sie nie. Nach wie vor haben Watch Out Stampede einen schwungvollen, aber doch melodischen Metalcore-Sound mit sowohl Screams als auch Klargesang.
Auf „Inversions“ klingt das Ganze nun aber ein Stück weit ernster, seriöser und auch schlichtweg tiefer. Die Klangfarben sind eher kalt. Im Hintergrund gibt es leichte Begleitung durch Klavier und Elektronik, die Streicher von früher sind komplett rausgeflogen.
Die Ausrichtung ist insgesamt aber weiterhin sehr melodisch. Ich würde deshalb nicht unbedingt sagen, dass Watch Out Stampede jetzt pauschal härter klingen. Ja, es gibt einige Passagen, in denen die Gitarren einen wirklich schroffen Beatdown fahren. Aber es gibt nach wie vor auch den Klargesang, der noch immer sehr geschmeidig ist.
Das heißt nicht, dass der Klargesang sich mit dem Rest beißt – aber es ginge doch deutlich räudiger. Ich denke da zum Beispiel an die klaren Passagen der britischen Melodic-Hardcore-Band Polar. Der Gesang ist auf „Inversions“ damit vielleicht aber auch einfach das beste Beispiel dafür, dass sich Watch Out Stampede eher weiterentwickelt haben anstatt das Vergangene komplett aufzugeben.
Das Ergebnis ist jedenfalls ist – wenn auch mit neuer Schwerpunktsetzung und neuer Tonlage – so wie man es von Watch Out Stampede kennt. Die Band liefert nach wie vor nicht die ganz großen Eigenheiten oder Innovationen, dafür aber einfach gelungen umgesetzten, gut hörbaren, stimmigen Metalcore.
Fazit
Watch Out Stampede klingen weder besser noch schlechter als vorher – und darum geht es auf „Inversions“ auch gar nicht. Die Band wollte ihren Stil mit der EP weiterentwickeln, man könnte auch sagen reifen lassen. Und das ist ihr gelungen.
Auf eine Punktewertung wird wie bei allen EPs verzichtet.
(ohne Punktewertung)
Rezension: Stefan Frühauf, Stefan(at)dark-festivals.de