The Oklahoma Kid – Tangerine Tragic

Die deutsche Band The Oklahoma Kid wird mal als Metalcore angekündigt und mal als Modern Metal. Beide Genre-Bezeichnungen können nur grob den extrem vielseitigen Sound der Band umschreiben. Dieser enthält zwar Elemente des Metalcore, wildert aber auch im Alternative- und sogar Progressive Metal.

The Oklahoma Kid sind also sicher nicht einfach nur die nächste x-beliebige Metalcore-Band. Am heutigen Freitag veröffentlichen die fünf Musiker ihr neues Album „Tangerine Tragic“. Mehr darüber erfahrt ihr in dieser Rezension.

„Tangerine Tragic“ kommt mit elf Liedern auf eine Gesamtspielzeit von 45 Minuten. Obwohl zwei Lieder einen deutschen Titel haben („Waldsterben“, „Ohnmacht“) sind alle Texte komplett auf Englisch. Inhaltlich geht es dabei mitunter um persönliche oder existenzielle Dinge wie die Frage nach dem Sinn des Lebens.

Neben den normalen Metal-Instrumenten setzen The Oklahoma Kid auf Screams, Klargesang und eine mal mehr und mal weniger präsente Elektronik. Was die Band aus diesen Zutaten macht, ist von Lied zu Lied wirklich hoch unterschiedlich.

Fangen wir mit den einfachen Sachen an: „Melt Into You“ ist ein relativ geradliniger, fast schon klassischer Metalcore-Song. Außerdem ist das Stück ein echtes Brett mit Ohrwurm-Faktor und mit weitem Abstand der größte Hit des Albums.

Es gibt aber auch deutlich komplexer aufgebaute Lieder wie „To Dance With Fire“. Die sind anspruchsvoller und weniger eingängig, bieten aber auch einiges. So werden in diesen Liedern zum Beispiel echte Progressive-Riffs aufgefahren, wobei die guten Spielfertigkeiten der Band auffallen.

„Come Undone“ fährt den Härtegrad deutlich nach oben und zeigt The Oklahoma Kid von ihrer schroffen Seite. „Dye Black To Pink“ ist hingegen komplett glatt geschliffener Bubblegum-Rock. Der Klargesang übernimmt hier die Führung und das instrumentale Klangbild wird direkt radiotauglich.

War das jetzt genug? Oh nein! Es gibt auch noch „Words Like Violence“, das erstmal überhaupt nichts mehr Metal zu tun hat. Die instrumentale Begleitung der Strophen besteht aus Beats und einem elektronischen Wabern. Gitarren fehlen zunächst komplett und dürfen erst im Refrain wieder mitspielen.

Den Sound von The Oklahoma Kid als abwechslungsreich zu beschreiben, wäre also eine gewaltige Untertreibung. Die Band ist extrem vielseitig unterwegs und wird nie berechenbar. Es stellt sich gar die Frage, ob die fünf Musiker es hier etwas übertrieben haben. „Tangerine Tragic“ fehlt nämlich der rote Faden. Man kann nichts ausmachen, das wirklich typisch für die Band wäre, weil sich alle paar Minuten das halbe Klangbild ändert.

Übernommen in dem Sinne, dass irgendwas misslingt, haben sich The Oklahoma Kid aber nicht. Die verschiedenen Ausprägungen ihrer Musik sind hoch unterschiedlich, in sich aber alle stimmig. The Oklahoma Kid sind in den geradlinigen Metalcore-Stücken genauso hörenswert wie in den komplexen Progressive-Nummern.

Man muss sich aber bewusst machen, dass The Oklahoma Kid hier wirklich sehr viele sehr unterschiedliche Dinge auf ihrer dreiviertel Stunde Album unterbringen. „Tangerine Tragic“ präsentiert Lieder bei denen man nicht glauben würde, dass sie von der selben Band sind. Das verlangt dem Hörer auch einiges ab.

Fazit

Ein extrem vielseitiges, beinahe überfrachtetes Album, das vieles zugleich ist. Wer sich von der Komplexität nicht abschrecken lässt bekommt ein hörenswertes Album, das so manche Überraschung bereithält.

Punkte: 7.5 / 10

 

Rezension: Stefan Frühauf, Stefan(at)dark-festivals.de