Die deutsche Metalcore-Band Resist The Ocean stellte 2017 ihr Debütalbum “Heart Of The Oak” vor und fand damit durchaus einigen Anklang in der Szene. Gute fünf Jahre hat es bis zum zweiten Album gedauert, doch jetzt steht es vor der Tür.
Das neue Werk der Nürnberger trägt den Titel “In Death We Are Equal” und erscheint am 30. September. Mehr darüber erfahrt ihr in dieser Rezension.
“In Death We Are Equal” kommt mit seinem Intro, einem instrumentalen Zwischenspiel und zehn vollwertigen Liedern auf eine Gesamtspielzeit von rund 40 Minuten. Die Texte sind wie gewohnt auf Englisch, Informationen über die Themensetzung oder ein etwaiges inhaltliches Konzept liegen mir leider nicht vor.
Auf den ersten Blick setzt das neue Album den Stil des Debüts fort. Damals wie heute liefern Resist The Ocean flotten, schwungvollen, melodischen Metalcore auf einem bemerkenswert hohen technischen Niveau. Neben diesen Gemeinsamkeiten gibt es aber auch Unterschiede, denn “In Death We Are Equal” läuft deutlich weniger geradlinig ab als der Vorgänger. Man könnte auch sagen: Auf den bekannten Stil wurde so manches draufgepackt.
Zunächst haben Resist The Ocean den Klargesang hochgefahren. Auf “Heart Of The Oak” gab es den nur im Hintergrund oder zusammen mit den Growls. Zwar tritt der Klargesang auch auf “In Death We Are Equal” längst nicht in jedem Lied auf. Kommt er aber zum Tragen, dann mit deutlich höherem Stellenwert als früher. So gibt es jetzt auch Klargesangs-Passagen ganz ohne Growls und reine Klargesangs-Refrains.
Ob das alle gut finden werden, wage ich zu bezweifeln, denn der Klargesang ist wirklich butterweich. Er konterkariert damit den Fakt, dass Resist The Ocean eigentlich doch recht kernig unterwegs sind und nicht zu den allzu poppigen Metalcore-Bands gehören. Mir und euch ist bewusst, dass Klargesang im Metalcore natürlich als gewollter Kontrast eingesetzt wird. Hier ist der Spagat aber doch wirklich sehr weit geraten.
Neu sind außerdem die Features, denn auf “In Death We Are Equal” haben Resist The Ocean zwei Mal eine Gastsängerin an Land gezogen. “Umbra” ist eine gelungene nennen wir es mal Metalcore Rock-Ballade. Zum etwas heruntergefahrenen Metal-Klangbild und einem Anflug von Akustikgitarre stehen die Growls im gelungenen Duett mit Gastsängerin Lorena.
Das zweite Feature “Ghosts” setzt auf Akustikgitarre und Klavier. Mit Klargesang und Gastsängerin Julia bleibt das Stück bis zur Hälfte ein rein akustischer Folk-Titel und steigert sich erst später wieder in den Metalcore hoch. Nicht jeder Metalcore-Purist wird beide Duette abfeiern, doch verleihen sie dem Album eine ordentliche Portion Abwechslung und Wiedererkennungswert.
Das Songwriting des neuen Albums ist wieder stimmungsvoll gehalten und setzt auf eine saubere Melodieführung. Im direkten Vergleich war das Debütalbum aber noch etwas stärker. Ich denke da an Lieder wie das Titelstück “Heart Of The Oak”, das mit Ohrwurm-Melodie und griffigem Refrain wirklich auf den Punkt war.
Auch “In Death We Are Equal” strotzt aber wieder vor Spielfreude. Absolut erstklassig sind nach wie vor wieder die Spielfertigkeiten der Band. Was Resist The Ocean an Riffs und Soli auspacken ist der Hammer und macht einfach nur Laune. Schon in der Rezension zum Debütalbum habe ich festgehalten, dass die Gitarrenarbeit der Nürnberger auch mancher Power-Metal-Band gut zu Gesicht stehen würde. Daran hat sich absolut nichts geändert. Bei diesem enormen spielerischen Niveau, das im Metalcore selten ist, verzeiht man auch gerne den aus dem Bubblegum-Pop entliehenen Klargesang.
Fazit
Resist The Ocean zeigen sich auf ihrem zweiten Album mit einem etwas verbreiterten Stil und mehr Abwechslung. Rein vom Hit-Faktor her hat ihr Debütalbum weiter die Nase vorn, “In Death We Are Equal” beeindruckt jedoch abermals mit enormer Spielfreude und einem herausragenden technischen Niveau.
Punkte: 8 / 10
Rezension: Stefan Frühauf, Stefan(at)dark-festivals.de