Die Musik von Circus of Fools aus Tübingen könnte man als Alternative Metal oder Modern Metal bezeichnen. Ihr Sound ist ein bunter Crossover mit Einflüssen aus verschiedensten Stilrichtungen.
Am 25. November veröffentlicht die Band ihr neues Album “A Broadcast from GEN .0”. Das Werk zeichnet ein dystopisches Zukunfts-Szenario, in dem von unserem Planeten nicht mehr sehr viel übrig ist.
“A Broadcast from GEN .0” kommt mit Intro, Outro und neun Liedern auf eine Gesamtspielzeit von 43 Minuten. Von dem Album scheint es auch eine wie auch immer geartete limitierte Auflage zu geben, denn es existiert auch noch ein Bonusstück. Die Rezension befasst sich wie immer nur mit der Standard-Ausgabe des Albums.
Bis auf ein deutsches Stück sind alle Lieder auf Englisch gehalten. Das inhaltliche Konzept ist durchaus besonders. So ist das Album als Übertragung einer zukünftigen Generation angelegt. Diese sendet ihren Broadcast in den Äther und berichtet von ihrer Lebensrealität, in der die Welt mehr oder weniger untergegangen ist.
Die Generation Zero ist als jene Generation zu verstehen, die einmal ausbaden muss wie die Menschen heute mit dem Planeten umgehen. “A Broadcast from GEN .0” soll also nicht Science-Fiction oder Fantasy sein, sondern ein dystopischer Blick in eine mögliche Zukunft. Circus of Fools nehmen damit ganz ausdrücklich Bezug auf die heutigen Debatten um Klimaschutz und globale Erwärmung.
In einzelnen Stücken geht die Band auch über dieses Thema hinaus und besingt zum Beispiel die Rolle der sozialen Medien im Zeitalter von Desinformation und Verschwörungswahn. Ja, “A Broadcast from GEN .0” ist ein Album gespickt mit gesellschaftlichen und politischen Mahnungen.
Im Gegensatz zu den eher düsteren Botschaften ist der Sound der Band doch ziemlich melodisch. Als roter Faden zieht sich der doppelt besetzte Gesang durch das ganze Album. Sänger Tim (Growl) und Sängerin Tammy (Klargesang) sind im steten Wechsel zu hören, was ebenso gelungen wie kontrastreich ist.
Neben den Metal-Instrumenten ist eine Geige fast ständig präsent. Zusammen mit gelegentlicher Elektronik und mehrstimmigen Einwürfen schafft dies ein sehr volles, breit aufgestelltes Klangbild. Obwohl der Growl-Gesang direkt aus dem Death Metal entliehen sein könnte, ist das Album auch nicht allzu hart. Blastbeats gibt es keine, die Geschwindigkeit bleibt moderat und der Gesamteindruck immer melodisch.
Die Band fährt keine Elemente auf, die für sich genommen neu oder spektakulär wären. Weder der doppelt besetzte Gesang noch die Geige sind heute noch außergewöhnlich. Aus den vielen Bestandteilen ihrer Musik schaffen Circus of Fools aber ein wirklich gefälliges, gut hörbares Ganzes, das in sich stimmig wirkt.
Positiv fällt dabei auch das hohe Maß an Abwechslung auf. So gibt es mal eine männliche Klarstimme als Gastsänger (“Primal Force Humanity”) oder eine Ballade mit Akustikgitarre (“Distanced”). In “Orgy of Indulgence” stampfen gar elektronische Beats übers Feld und ziehen das Klangbild deutlich in Richtung Industrial Metal.
Vom Songwriting her steht die Band gut dar, wenn auch nicht ganz in der ersten Liga. Die Melodieführung gefällt und gelegentlich gibt es auch mal einen richtig knackigen Refrain (“Our Digital Drug”). Einen Ohrwurm nach dem anderen sollte man jetzt aber nicht erwarten.
Der Blick in eine dystopische Zukunft ist mit diesem Album durchaus gelungen und nach dem Outro wäre es eigentlich auch gut gewesen. Nach Ende des eigentlichen Broadcast schieben Circus of Fools dann aber noch ihren einzigen deutschen Song “Paradoxon” nach. In dem haben sie es dann mit der politischen Message übertrieben und holen zum Rundumschlag gegen alles mögliche aus.
Parolen wie “keine Waffe stiftet Frieden” wirken dabei schal und überholt. Doch hier muss man für Circus of Fools auch eine Lanze brechen. Ihr Album wurde 2021 aufgenommen – Monate vor Russlands Vernichtungsfeldzug in der Ukraine, der nur durch Waffenlieferungen an die Verteidiger halbwegs eingedämmt werden konnte. Was heute wirkt wie ein altkluger Kalenderblattspruch aus der linken Mottenkiste, war von der Band sicher mal gut gemeint.
So geben Circus of Fools mit “Paradoxon” ein unfreiwilliges Beispiel, wie schnell die Gegenwart zur Vergangenheit werden kann. Beabsichtigt war das sicher nicht, passt dann aber fast schon wieder zum Konzept des Albums.
Fazit
Man sollte an “A Broadcast from GEN .0” nicht mit falschen Erwartungen herangehen, denn Circus of Fools liefern definitiv keine reine Unterhaltungsmusik mit leichten Themen.
Wer dem Konzept des Albums aber zugeneigt ist, der erhält ein hörenswertes und abwechslungsreiches Werk.
Punkte: 7.5 / 10
Rezension: Stefan Frühauf, Stefan(at)dark-festivals.de