Die Frankfurter Metalcore-Band Of Colours gehört bislang zu den weniger bekannten Vertretern ihres Genres. 2018 hat die Band mit ihrem hörenswerten Debütalbum „Entelechy“ jedoch bereits einen respektablen Start hingelegt.
Fünf Jahre, eine globale Pandemie und eine Geschlechtsangleichung später kehren Of Colours mit ihrem zweiten Album zurück. „Unless You Fight“ erscheint am 4. August – wie es sich anhört erfahrt ihr aber schon jetzt.
Fünf Jahre Wartezeit bis zum nächsten Album sind im Metalcore fast eine Ewigkeit. Die große Zeitspanne erklärt sich aber damit, dass sich bei Of Colours wirklich einiges getan hat. Damit meine ich nicht nur, dass Sänger Jan letztes Mal noch eine Sängerin war. Auch der Sound der Band hat sich deutlich weiterentwickelt.
Noch immer spielen Of Colours Metalcore, der vor allem auf der instrumentalen Seite auch Einflüsse aus dem klassischen Metal hat. Was die Frankfurter jetzt hören lassen ist aber deutlich härter, dunkler und auch komplexer als das Debütalbum.
Schon das erste Stück „Hollow King“ zieht einem gleich mal die Schuhe aus. Ein brachialer, wuchtiger Sound, harte Drops und überhaupt kein Klargesang. Ist das hier wirklich noch die Band von damals? Ginge es so jetzt weiter, könnte man daran wirklich zweifeln.
Auf ihrem neuen Album haben Of Colours aber auch weiterhin Stücke, die melodischer ausfallen. Typische, schwungvolle Metalcore-Stücke, die gern auch einen butterweichen Klargesang auffahren.
„Unless You Fight“, das auf eine Gesamtspielzeit von 46 Minuten kommt, hat damit zwei Gesichter: Einerseits die richtig harten Brecher, andererseits die Metalcore-Stücke mit Klargesangs-Einlagen und höherem Melodieanteil. Letztere stehen näher an dem, was Of Colours auf ihrem Debütalbum geboten haben. Trotzdem fallen auch die melodischeren Stücke tendenziell härter aus. Auf dem Debüt gab es mit „Wildfires“ übrigens noch so eine Art halbe Ballade. So etwas hat die Band dieses Mal gleich ganz weggelassen.
Mit seinem breiter gefassten Stil fällt das neue Album sehr kontrastreich aus. Die harten und melodischen Momente bringen Of Colours gut unter einen Hut. Auch technisch und spielerisch ist die Umsetzung wirklich gelungen.
Vom Songwriting her ist „Unless You Fight“ wieder gut hörbar, wobei man aber nicht auf den einen oder die zwei ganz großen Hits hoffen sollte. Auch weil die Härte eben gestiegen ist und der Melodieanteil etwas heruntergefahren wurde muss ich sagen: Geht nicht mit falschen Erwartungen an das Album. Es geht gut rein und hat eine mitreißende Stimmung, eine Aneinanderreihung von Ohrwürmern findet man aber eher bei anders ausgerichteten Vertretern des Genres.
Sehr gut gefällt wieder der druckvolle Gesang von Frontmann Jan. Der klingt praktisch wie früher und hat einen hohen Wiedererkennungswert, bildet also eine Konstante zum vorherigen Album.
Inhaltlich setzen sich die englischsprachigen Texte übrigens mit Veränderungen auseinander. Lieder wie „Brand New Past“ erzählen von Neustart, davon Sachen hinter sich zu lassen. Ich weiß nicht ob ich „Unless You Fight“ damit schon als Konzeptalbum bezeichnen würde. Die persönliche Story von Sänger Jan schlägt sich aber durchaus auch in den Texten nieder.
Fazit
„Unless You Fight“ ist genauso gut wie das Debütalbum, setzt dabei aber völlig andere Schwerpunkte.
Punkte: 8 / 10
Rezension: Stefan Frühauf, Stefan(at)dark-festivals.de