All Will Know – Parhelion

Das letzte reguläre Studioalbum von All Will Know war „Infinitas“ von Ende 2017. Ganze sechs Jahre hat es gedauert, doch nun kann die deutsche Modern-Metal-Band endlich einen Nachfolger präsentieren.

„Parhelion“ gab es im Oktober auf Konzerten schon als CD zu kaufen, so richtig erscheint das Album dann im Frühjahr. Diese Rezension beschäftigt sich näher damit.

Wäre es nach der Band gegangen, hätte „Parhelion“ schon früher das Licht der Welt erblickt. Aufgenommen wurde das Album jedenfalls schon im Sommer 2021 (siehe auch Bericht vom Studiobesuch). Die sechs Jahre Abstand zwischen dem alten und dem neuen Album waren also keine Absicht.

Für die lange Wartezeit bringt „Parhelion“ dann aber auch einiges an Umfang mit. Acht Lieder, zwei instrumentale Zwischenspiele und ein Outro bringen das Album auf 53 Minuten Gesamtspielzeit. Auf der mir vorliegenden Version ist als Bonus dann noch eine zweite Version von „Trickle Down“ enthalten, genauer gesagt ein kürzerer Radio Edit.

Die Texte sind wie immer auf Englisch gehalten. Obwohl All Will Know sehr melodisch unterwegs sind und keinesfalls traurige Musik machen, sprechen diese doch auch ernste Themen an. So geht es auch mal darum, wie der Mensch seine Umwelt und den Planeten schädigt. Oder um das kapitalistische Wirtschaftssystem, das die Gräben zwischen arm und reich immer tiefer werden lässt.

Musikalisch ist das Album wieder typisch All Will Know. Auf dem Programm steht ein sehr volles, hoch melodisches Klangbild, das schwungvoll daherkommt und meist in gehobener Spielgeschwindigkeit dargeboten wird. Es gibt Growls und auch Klargesang. Letzterer übernimmt vor allem die Refrains und ist häufig auch mehrstimmig.

Hinter alledem gibt es dann noch eine elektronische Komponente aus Samples und Keyboard-Schleifen. Mitunter hört man im Hintergrund auch klassisches Klavier. Ich kann nur nochmal betonen: Die Band hat ein vielschichtiges, wirklich sehr volles Klangbild, das nicht die kleinste Lücke lässt. Produktion und Spielfertigkeiten sind dabei übrigens immer erstklassig. Es gibt weit bekanntere Bands, die mit den Gitarrensoli von All Will Know nicht mithalten können.

Insgesamt setzt „Parhelion“ den bekannten Stil von All Will Know also nahtlos fort. Gegenüber dem vorherigen Album „Infinitas“ hat „Parhelion“ in Sachen Eingängigkeit aber nochmal eine Schippe draufgelegt. Das Songwriting fällt griffiger aus, Melodien und Refrains gehen richtig gut rein.

In seine Teile zerlegt steht hinter dem Modern Metal von All Will Know seit jeher eine Mischung aus Melodic-Death- und Progressive Metal. Die scheinbaren Gegensätze der beiden Genres miteinander zu vereinen, gelingt All Will Know dieses Mal besonders gut. „Parhelion“ bringt die Komplexität und einen gewissen Anspruch aus dem Progressive-Bereich mit rein, ohne dass die Zugänglichkeit aus dem klassischen Melodic Death Metal unter die Räder kommt.

Ach übrigens: Mit „Keepsakes & Serenades“ gibt es dieses Mal auch eine Metal-Ballade. Mit weiblicher Klarstimme, Saxophon und Klarinette.

Fazit

„Parhelion“ ist ein sehr vielseitiges, schwungvolles und gut gespieltes Album. Seine größte Stärke liegt aber darin, wie gut es Komplexität und Eingängigkeit unter einen Hut bringt.

Punkte: 8.5 / 10

 

Rezension: Stefan Frühauf, Stefan(at)dark-festivals.de