Die schwedische Viking-Metal-Band Månegarm bringt am 28. Juni ihr neues Album „Legions Of The North“ auf den Markt. Ihr letztes Album „Nattväsen“ ist 2009 erschienen. So viel Zeit haben die fleißigen Schweden noch nie zwischen zwei CDs vergehen lassen.
Im Fall von „Legions Of The North“ ist das kein Zufall. Zwar haben Månegarm ihren Stil nicht komplett umgekrempelt, einiges hat sich aber deutlich geändert. Was damit gemeint ist erfahrt ihr in dieser Rezension.
Schon bei dem Titel „Legions Of The North“ dürften alte Månegarm-Fans ahnen, dass bei den Schweden nicht alles beim Alten geblieben ist. Nach über 15 Jahren Bandgeschichte ist „Legions Of The North“ nämlich ihr erstes Album, das einen englischen und keinen schwedischen Titel trägt.
Dieser Umstand ist bezeichnend für die Veränderungen, die Månegarm ihrer Musik mit „Legions Of The North“ gegeben haben. So ist auf dem 51 Minuten langen Album mit „Raadh“ nur noch ein einziges Stück auf Schwedisch enthalten, die restlichen Lieder werden komplett auf Englisch gesungen. Was früher bei Månegarm die Ausnahme war, ist nun also die Regel.
Das erwähnte Stück „Raadh“ ist übrigens eine akustische Ballade und auf „Legions Of The North“ die einzige ihrer Art. Darüber hinaus ziehen Månegarm relativ geradlinig ihr Metal-Konzept durch. Als Zwischending zwischen Metal und Akustikballade käme eine sich langsam hochsteigernde, lange Metal-Ballade wie das hervorragende „Hemfärd“ vom hervorragenden 2005er-Album „Vredens Tid“ in Frage. Etwas derartiges gibt es auf „Legions Of The North“ aber nur sehr eingeschränkt, zumal die Lieder auf dem neuen Album (gegenüber den achteinhalb Minuten von „Hemfärd“) maximal knapp unter sieben Minuten lang sind. Am ehesten schlägt noch „Echoes From The Past“ in diese Kerbe, der Tiefgang früherer Alben bleibt aber unerreicht.
Månegarm haben auf „Legions Of The North“ also – bewusst – an Komplexität verloren. Mit kürzeren, geradlinigeren und vor allem englischen Liedern öffnet sich die Band hin zu einer breiteren Masse. Um ein größeres Publikum anzusprechen haben die Schweden ihre Musik zugänglicher gemacht. Alte Fans der Band müssen das nun erst einmal verdauen.
Insgesamt kann trotz der Änderungen Entwarnung gegeben werden, den totalen Ausverkauf kann man Månegarm sicher nicht vorwerfen. Zwar ist „Legions Of The North“ weniger komplex und anspruchsvoll als die Vorgängeralben, an musikalischem Niveau haben Månegarm aber nichts verloren. Eine Trivialisierung wie bei Korpiklaani, die sich von einer Folk-Metal-Band hin zu einer einfachen Party-Rock-Truppe entwickelt haben, ist bei Månegarm nicht absehbar.
Auch im neuen, wie gesagt etwas einfacher gestrickten Gewand haben sich Månegarm den Großteil ihrer Tugenden bewahrt. Das gilt auf einem bewusst zugänglicheren Album natürlich nicht unbedingt für den Tiefgang. Vom Songwriting, dem breiten Klangbild und den musikalischen Fertigkeiten her zeigen sich Månegarm aber nach wie vor hochwertig.
So hat „Legions Of The North“ eine hohe Dichte an stimmungsvollen Melodien und markanten Refrains – manch andere Band des Genres könnte sich da eine Scheibe abschneiden. Nach wie vor sorgt auch die Kombination von Klar- und Gutturalgesang für angenehme Kontraste. Der instrumentale Folk-Anteil wird behutsam und stilsicher eingestreut, ohne aber Überhand zu nehmen.
All das gab es auch früher bei Månegarm. Insgesamt hat die Band ihren Stil also nicht geändert, sondern eher in eine neue Richtung gelenkt. Das Ergebnis kann sich mehr als hören lassen, denn „Legions Of The North“ enthält eine ganze Ansammlung guter Stücke, die sich im Repertoire der Band bald einen festen Platz erspielen dürften.
So hat zum Beispiel das tolle „Sons Of War“ eine wunderbare Melodieführung und einen packenden Refrain, der schon beim ersten Durchhören greift. Das Midtempo-Stück „Hordes Of Hel“ gefällt wiederum mit einem sehr markanten Riff-Pattern, das konsequent über beinahe die gesamte Länge des Stücks durchgezogen wird – und einen klasse Refrain gibt es obendrauf.
Leider hat „Legions Of The North“ nicht nur solche Glanzpunkte, sondern auch einige Schwachstellen. Manche – wenn auch wenige – Lieder zünden einfach nicht, weil sie vom Songwriting her zu grob geschnitzt sind und keine Besonderheiten aufweisen. Hierzu gehört zum Beispiel das recht unmotiviert daher geknüppelte „Tor Hjälpe“. Solche eher drögen Lieder sind auf „Legions Of The North“ jedoch die Ausnahme. Insgesamt bietet das Album eine Sammlung schwungvoller, eingängiger Stücke, die sich vor anderen Szene-Bands keinesfalls zu verstecken brauchen.
Fazit
Månegarm haben ihre Musik auf „Legions Of The North“ zugänglicher und weniger komplex gemacht als man das von ihnen gewohnt ist. Wer damit leben kann, dass die Band sich damit einem größeren Publikum hin geöffnet hat, erhält mit „Legions Of The North“ ein gutes Album, das Freude macht.
Punkte: 8 / 10
Rezension: Stefan Frühauf, Stefan(at)dark-festivals.de
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