Dreieinhalb Jahre nach ihrem letzten Album “Durch Blut und Eis” veröffentlichen Thrudvangar am 26. Juli ihr neues Werk “Tiwaz”. Für die Band, die ihren Stil selbst als Viking Metal bezeichnet, ist es ihr fünftes Studioalbum.
Mehr zu “Tiwaz” lest ihr in dieser Rezension.
Das gut 44 Minuten lange “Tiwaz” geht stilistisch zum größten Teil den Weg des Vorgängeralbums. Erneut wird zwar gelegentlich eine Akustikgitarre eingewoben, auf wirkliche Folklore-Einflüsse wird aber verzichtet. Stattdessen setzen Thrudvangar auf ein geradliniges Metal-Klangbild. Das klingt dieses Mal sogar noch ursprünglicher als sonst, denn auf “Tiwaz” wurde nun auch das Keyboard hörbar zurückgefahren.
Was bleibt ist ein typischer Viking/Death-Metal-Sound, der durch die stets im Vordergrund stehenden Gitarren melodisch gehalten wird. Auf allzu viel Abwechslung haben Thrudvangar bei der Umsetzung ihres Konzepts aber keinen Wert gelegt. Zwar wird wie erwähnt ab und zu die Akustikgitarre eingestreut, das war es dann aber auch. Darüber hinaus wird lediglich die Spielgeschwindigkeit variiert, nicht jedoch der eigentliche Aufbau der Songs. Immerhin die Intros der Lieder stechen auch mal hervor, so zum Beispiel der gesprochene Einstieg in “Der Letzte Weg”, in ihrem Korpus wirken die Stücke dann aber mitunter zu gleich.
Die wenig variantenreiche Umsetzung würde nicht so schwer wiegen, wenn das Songwriting gut wäre. Mit guten Melodien und knackigen Refrains kann man auch eine sehr gleichmäßige Konzeption verzeihen. Das Songwriting ist aber eine der größten Schwächen von Thrudvangar und auf “Tiwaz” kaum mehr durchschnittlich. Packende Melodien, markante Refrains oder andere Dinge, die wirklich im Ohr bleiben würden, sind auf “Tiwaz” selten – wohlwollend ausgedrückt.
Man muss sich nur mal ansehen, was in letzter Zeit so unter der Rubrik Viking Metal erschienen ist. Erst Ende Juni kam das neue Album von Månegarm auf den Markt. Wenn man deren Songwriting mit dem von Thrudvangar vergleicht, gewinnen Thrudvangar keinen Blumentopf. Die Lieder auf “Tiwaz” haben zwar meist einen gelungenen, treibenden Takt, mehr als das ist in Sachen Songwriting aber nicht drin.
Luft nach oben haben Thrudvangar auch bei den instrumentalen Fertigkeiten. Was dahingehend auf “Tiwaz” geboten wird, ist immer in Ordnung, mehr aber auch nicht. Die Gitarren liefern zum Beispiel solide, immer ausreichende Riffs, die aber nie wirklich begeistern können. Auf dem gesamten Album findet sich ein (!) echtes Gitarrensolo (in “Sonnenwende”), da würde also auf jeden Fall noch mehr gehen.
Gesanglich steht “Tiwaz” mit stimmigem Growl-Gesang an sich gut dar. Die Abmischung muss aber noch stärker dafür Sorge tragen, dass er nicht an manchen Stellen matschig wirkt oder schlichtweg zu leise ist.
Welchen Aspekt des Albums man sich also herausgreift: Thrudvangar sind nirgends richtig schlecht, kommen aber auch nirgends über den Durchschnitt hinaus. In einem Genre, in dem die Messlatte durch andere Künstler hoch angelegt wurde, wird das für eine nennenswerte Verbreitung des Albums wohl nicht ausreichen.
Fazit
Ein unter allen Gesichtspunkten mittelmäßiges Album.
Punkte: 5.5 / 10
Rezension: Stefan Frühauf, Stefan(at)dark-festivals.de