So ungewöhnlich wie die Musik von Empyrium ist auch ihre Bandgeschichte. Das Projekt, das eine stilistisch breit gefächerte Mischung aus Folklore und klassischer Musik mit Metal-Einflüssen spielt, trat erst 2011 zum ersten Mal auf – mehr als 15 Jahre nach der Bandgründung und neun Jahre nach dem letzten Album „Weiland“ von 2002.
Auftritte von Empyrium sind auch in der Zeit danach etwas sehr seltenes geblieben. Am 22. November lud die Band zu ihrem einzigen Deutschland-Konzert 2013 in die Passionskirche nach Berlin ein. Eindrücke vom Konzertabend hält dieser Bericht fest.
Vor dem eigentlichen Konzert fand in kleiner Runde ein Prelistening des kommenden Empyrium-Albums „The Turn Of The Tides“ statt. Das Album, das im Frühling 2014 erscheinen soll, wurde in der Heilig-Kreuz-Kirche unweit der Passionskirche einem eingeladenen Publikum vorgespielt. Mit dabei waren neben einzelnen Mitgliedern des Prophecy-Clubs (Fanclub des Plattenlabels) auch die Produzenten der Live-DVD „Into The Pantheon“ und wenige ausgewählte Pressevertreter.
Ich möchte vom Prelistening nur ganz kurz berichten, um meiner zur gegebenen Zeit folgenden CD-Rezension nicht zu viel vorweg zu nehmen. Es steht aber jetzt schon fest, dass „The Turn Of The Tides“ ein mit Sicherheit hochwertiges Album wird. Das Werk bietet ein breites Stimmungsbild, ist komplex und vielschichtig. Folglich nimmt das Plattenlabel Prophecy Productions auch gar keine Genre-Eingrenzung vor. Die Bezeichnung der Musik bleibt jedem Hörer selbst überlassen. In jedem Fall verspricht „The Turn Of The Tides“ ein stimmungsvolles, rundum gelungenes Album zu werden. Die Details dazu lest ihr dann 2014 in meiner Rezension.
Nun aber zum eigentlichen Konzert: Wie bei ihrem Auftritt in Leipzig 2011 traten Empyrium auch dieses Mal wieder als ganzes Ensemble auf. Damit bilden die Live-Auftritte einen deutlichen Gegensatz zur Studioarbeit der Band. So wurde das kommende Album „The Turn Of The Tides“ ausschließlich von den beiden Empyrium-Köpfen Helm und Schwadorf eingespielt. Das Ensemble setzt sich hingegen aus einer ganzen Reihe befreundeter Musiker zusammen, die alle auch durch eigene Bands mehr oder minder bekannt sind.
Die Stammbesetzung bestand auch in Berlin natürlich wieder aus den Masterminds Schwadorf (Gitarre, Gesang) und Thomas Helm (Piano, Gesang). Darüber hinaus waren zu sehen: Am Schlagzeug Allen B. Konstanz (The Vision Bleak), an den Gitarren Evíga (Dornenreich) und Neige (Alcest), am Bass Fursy Teyssier (Les Discrets), an der Geige Aline Deinert (Neun Welten) und am Cello Christoph Kutzer (Remember Twilight).
Bevor diese bunt zusammengesetzte Gruppe nun als Empyrium auftrat, eröffnete zunächst der britische Folk-Sänger Duncan Evans den Abend. Mit seinem 40-minütigen Programm war der Musiker eigentlich für 20 Uhr angesetzt. Da sich der Einlass erheblich verzögerte wurde sein Auftritt aber kurzerhand um fast eine Stunde verschoben. Jeder Eintrittskarte wurde nämlich ein fester Sitzplatz zugewiesen. Bis die gut 400 Zuhörer in der Passionskirche waren, verging daher einige Zeit.
Nachdem der Einlass dann abgeschlossen war, begann Duncan Evans sein Konzert. Begleitet wurde er hierbei von Phil Wilcox am Akkordeon. Das Duo wurde vom Publikum schon zu Beginn durchaus wohlwollend aufgenommen. Duncan Evans verzichtete fast vollständig auf Ansagen an das Publikum und zog sein Programm sehr geradlinig durch.
Insgesamt lieferten Evans und sein Kompagnon eine gelungene Darbietung. Beim Abtritt der Musiker von der Bühne würdigte das Publikum ihren Auftritt mit großem Applaus. Schon bei Duncan Evans zeigte sich im Übrigen, was sich bei Empyrium später nur bestätigen sollte: Die großartige, sakrale Akustik der Passionskirche, die damit viel mehr ist als bloß eine schöne Kulisse.
Um 21:50 Uhr traten dann Empyrium auf die Bühne. Im Gepäck hatte die Band inklusive Zugabe ein Programm von 80 Minuten. Gespielt wurden insgesamt zwölf Lieder, davon drei vom kommenden Album. Mit einem davon, dem schon von ihrem Debütauftritt 2011 bekannten „The Days Before The Fall“, begann das Konzert auch sogleich. Die gut 400 Konzertbesucher waren von Anfang an voll bei der Sache und hörten aufmerksam zu.
Während der Stücke lauschte das Publikum beinahe schon andächtig. In der Passionskirche – für Andacht natürlich ein passender Ort – war es abseits der Bühne komplett still. Niemand unterhielt sich während der Lieder, nicht einmal in den hinteren Reihen. Wer weiß ob auch der selbstbewusste Eintrittspreis dazu beigetragen hat, aber es waren offensichtlich nur Zuschauer anwesend, die das Gebotene auch wirklich zu würdigen wussten. Ja selbst die Getränkebestellungen wurden nur im Flüsterton aufgegeben.
Nach einem jeden Lied – als hätte man einen Schalter umgelegt – brandete dann der Applaus aus dem eben noch so stillen Publikum heraus. Die Bauweise der Kirche verstärkte den Hall des Applauses noch, sodass sich die 400 Gäste nach deutlich mehr anhörten. So ging das Konzert weiter seinen Gang, wobei Empyrium ihren Fans eine sehr saubere Darbietung lieferten. Es sei noch einmal die Passionskirche als Austragungsort hervorgehoben, die sowohl optisch wie auch akustisch zu überzeugen wusste. Die optische Komponente wurde dabei noch von einer dezenten, aber schönen Lichtshow unterstrichen, die Muster an die Decke des Gebäudes projizierte.
Einer der Höhepunkte des Konzertes war „Mourners“ als fünftes Lied. Hier wippten nun ganze Kirchenbänke im Takt, das Publikum war schlichtweg begeistert. Der Beifall nach den Liedern wurde auch zunehmend länger anhaltend. Sehr gut kam auch „Dead Winter Ways“ mit seinem markanten Schlagzeug an, eines der Stücke des kommenden Albums. Nach „Der Weiher“, das als letztes Stück angekündigt wurde, spielten Empyrium noch „Many Moons Ago“ und das ebenfalls neue „With The Current Into Grey“ als Zugabe.
Hiernach verabschiedeten sich Empyrium mit dem kurzen „Das blau-kristallne Kämmerlein“. Ihr Abgang von der Bühne wurde begleitet von minutenlangen stehenden Overtionen des vollauf begeisterten Publikums. Damit endete das ebenso seltene wie gelungene Konzert. Den Besuchern bot sich ein nicht alltäglicher musikalischer Abend in besonderer Atmosphäre. Empyrium live – uneingeschränkt empfehlenswert!
Bericht: Stefan Frühauf, Stefan(at)dark-festivals.de
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