Nachtblut – Chimonas

Zum ersten Mal wirklich von sich reden machte die deutsche Dark-Metal-Band Nachtblut 2011. Damals wurde ihr ursprünglich selbst aufgenommenes Album „Antik“ über ein Plattenlabel neu veröffentlicht und damit erstmals einem größeren Publikum zugänglich. Der Haken daran: „Antik“ war schlecht, daran gibt es nichts zu beschönigen.

Den Nachfolger „Dogma“ von 2012 habe ich mir deshalb gar nicht erst angehört geschweige denn rezensiert. Am 17. Oktober kehren Nachtblut nun aber mit dem Album „Chimonas“ zurück. Eines kann man dabei schon vorab sagen: Die Band ist gewachsen.

nachtblut - chimonas

Auf „Chimonas“ finden sich zehn Lieder mit einer Gesamtspielzeit von 50 Minuten. Das Konzept der Band ist auf ihrem neuen Album unverändert geblieben: Nachtblut setzen auf einen düsteren, dennoch aber melodischen Metal-Sound, der im Hintergrund von einem Keyboard begleitet wird. Das kommt mal synthetisch-elektronisch, mal aber auch als klassisches Klavier zum Einsatz.

Das Klangbild insgesamt lehnt sich ab und an mit Blastbeats etwas an den Black Metal an. Insgesamt wird der Sound aber nie zu hart und bleibt von der Spielgeschwindigkeit her auch meistens im Midtempo. Viel eher an Black Metal erinnert da schon der Gesang, der überwiegend als Scream, mitunter aber auch als tiefer Growl zu hören ist. Die Liedsprache ist dabei nach wie vor Deutsch.

Wie die Musik von Nachtblut grundsätzlich aufgebaut ist, hätten wir damit geklärt. Doch wie hat die Band ihr Konzept dieses Mal umgesetzt? Genau da ging beim vorletzten Album noch einiges den Bach herunter. Dieses mal muss man jedoch sagen: Nachtblut sind deutlich besser geworden. Klar, „Chimonas“ setzt keine neuen Genre-Standarts, die Band hat aber in beinahe allen Bereichen deutlich zugelegt.

Das fängt schon bei den Texten an. Wo früher noch holprig gereimt wurde und sich manches anhörte wie gewollt und nicht gekonnt, legen Nachtblut heute weitaus reifere, bessere Texte an den Tag. Wenn in Stücken wie „Wie Gott sein“ starke, auch gesellschaftliche Standpunkte thematisiert werden, kann man das nun ernst nehmen. Sicher, hier und da mag ein Absatz noch etwas unsicher klingen, insgesamt haben Nachtblut aber mehr als bloß eine Schippe draufgelegt.

Auch musikalisch steht die Band anno 2014 besser dar als vor einigen Jahren. So ist der Liedaufbau deutlich komplexer. Wo früher das Keyboard mit gefühlten zwei Noten langweilte, stehen nun stimmige, abwechslungsreiche Hintergründe. Auch insgesamt wirkt das Klangbild facettenreicher.

Die instrumentalen Fähigkeiten kann man insgesamt als durchschnittlich bezeichnen. Eine Blöße geben sich Nachtblut zu keinem Zeitpunkt, hervorstechende Riffs, irgendwelche Solopassagen oder dergleichen gibt es aber nicht. Hier haben andere Bands noch die Nase vorn.

Vom Songwriting her bringen Nachtblut auf „Chimonas“ manche gute Melodie und einige gute Refrains mit. Positive Beispiele sind „Wo die Krähen im Kreise fliegen“, „Wie Gott sein“ oder „Wien 1683“. Die Aufgabe von Nachtblut wird es in Zukunft sein, dieses Niveau durchgehend zu halten, denn die Strophen manch anderer Lieder fallen im Vergleich noch nach unten ab.

Fazit

„Chimonas“ ist ein grundsolides Album, mit dem Nachtblut auf dem richtigen Weg sind.

Punkte: 6.5 / 10

 

Rezension: Stefan Frühauf, Stefan(at)dark-festivals.de