Wenn es um Tengger Cavalry geht, weiß man gar nicht wo man anfangen soll: Die Band stammt aus der Inneren Mongolei, einer Provinz im nördlichen China, und wurde von dem Filmkomponisten Nature Zhang alias Nature Ganganbaigal gegründet. Ursprünglich handelte es sich um eine Folk-Metal-Band mit Einflüssen aus dem Black Metal.
Mittlerweile lebt und wirkt Nature in den USA, doch bei Tengger Cavalry hat sich mehr als nur der Wohnsitz geändert. Auch musikalisch geht die Band neue Wege, wie ihr kommendes Album “Die On My Ride” zeigt. Erhältlich ist das neue Werk der mehr als außergewöhnlichen Band ab dem 2. Juni – wie es geworden ist erfahrt ihr in dieser Rezension!
“Die On My Ride” enthält 13 Lieder mit einer Gesamtspielzeit von rund 46 Minuten. Die letzten beiden Lieder sind als Bonusstücke gekennzeichnet, wahrscheinlich also nicht auf jeder Auflage des Albums enthalten. Ohne die Bonusstücke bleiben elf Lieder mit einer Laufzeit von 39 Minuten.
Die bisherigen Alben von Tengger Cavalry waren sich stilistisch nicht unbedingt ähnlich und auch “Die On My Ride” geht neue Wege. Wagen wir aber zunächst einen Rückblick: Auf dem Album “Ancient Call” von 2014 zeigten sich Tengger Cavalry als Folk-Black-Metal-Band mit Growl-Gesang, fernöstlichen Instrumenten und chinesischen Texten.
“Blood Sacrifice Shaman” von 2015, eine Neuaufnahme ihres Albums aus dem Jahre 2010, strich den Black Metal dann komplett aus dem Programm. Das Album legte deutlich mehr Wert auf den Folklore-Anteil und setzte außerdem auf traditionellen Obertongesang.
“Die On My Ride” funktioniert nun noch einmal völlig anders. Das Album ist im Vergleich zu den vorherigen Werken der Band weicher und wird auch deutlich langsamer gespielt. Die fernöstliche Folklore prägt den Sound noch immer, tritt von der Gewichtung her aber deutlich zurück.
Gesanglich wird oft eine Mischung aus Obertongesang und Klargesang eingesetzt, im Gegensatz zu früheren Alben der Band aber auch reiner Klargesang. Die Mischung von Oberton- und reinem Klargesang prägt “Die On My Ride” wesentlich. Doch noch etwas hat sich geändert: Tengger Cavalry singen jetzt durchgehend auf Englisch!
Fans der Truppe müssen die ganzen Änderungen nun erst einmal verdauen, die Band hat ihren Sound wirklich ganz schön umgekrempelt. Insgesamt klingt der neue Sound von Tengger Cavalry wie fernöstlich angehauchter Folk Rock beziehungsweise sehr weich gehaltener Folk Metal.
Mit den vorherigen Alben hat “Die On My Ride” eigentlich nur noch gemeinsam, dass es exotisch und hoch ungewöhnlich klingt. Die fernöstlichen Instrumente und vor allem der markante Obertongesang geben dem Album einen eigenen Charakter. Einen vergleichbaren Sound wird man in Europa oder Nordamerika kaum finden. Trotz englischer Texte und dem zusätzlichen Klargesang gilt diese Feststellung auch auf “Die On My Ride” unverändert weiter.
Darüber hinaus ist das Album jedoch nicht ganz auf der Höhe seiner Vorgänger. Man vermisst vor allem das Mehr an Geschwindigkeit und Energie, das die vorherigen Alben noch an sich hatten. Dass “Die On My Ride” ein ganzes Stück ruhiger ausfällt, ist nicht immer von Vorteil. Die schnelleren und druckvolleren Metal-Stücke der vergangenen Alben haben den Kontrast zu den fernöstlichen Instrumenten einfach noch mehr auf die Spitze getrieben als es nun der ruhige Rock-Sound tut.
Die Anleihen an moderne Rockmusik wie beispielsweise der Klargesang sind nett, aber lange nicht so spektakulär wie die frühere Kombination von Growl-Gesang, schwungvollem Metal-Klangbild und der Epik exotischer Folklore-Klänge. Auch vom Songwriting her standen Tengger Cavalry schon mal besser dar. Die Lieder auf “Die On My Ride” sind keineswegs schlecht, wirkliche Ohrwürmer sind dieses Mal aber nicht mit von der Partie.
Fazit
“Die On My Ride” ist hoch ungewöhnlich und stilistisch sehr eigen. Freunde exotischer Klänge können also ruhig mal einen Blick darauf wagen. Im Vergleich zu den vorherigen Alben von Tengger Cavalry hinkt “Die On My Ride” jedoch leider hinterher.
Punkte: 6.5 / 10
Rezension: Stefan Frühauf, Stefan(at)dark-festivals.de