Being As An Ocean – Waiting For Morning To Come

Das hat gedauert: Being As An Ocean wollten ihr neues Album „Waiting For Morning To Come“ eigentlich schon längst herausbringen, mussten die Veröffentlichung aber immer wieder verschieben.

Wie man hört waren es wohl Streitereien mit dem Plattenlabel, die der melodischen Metalcore-Band aus den USA wieder und wieder einen Strich durch die Rechnung machten. Nun ist es aber tatsächlich so weit: Das nunmehr vierte Album der Gruppe steht vor der Tür und hier ist unsere Rezension dazu.

„Waiting For Morning To Come“ hat eine Gesamtspielzeit von etwa 50 Minuten. Der vermeintlich große Umfang des Albums relativiert sich jedoch. Warum? Dazu kommen wir noch, doch lasst uns zunächst einen Blick auf den Stil von Being As An Ocean werfen.

Die 2011 gegründete Band hat nämlich durchaus einen besonderen Stil, der sich von anderen Vertretern des Genres unterscheidet. Being As An Ocean machen sehr weichen, sehr melodischen Metalcore, der sowohl auf Klar- als auch auf Scream-Gesang setzt. So weit, so normal.

Die Umsetzung ist jedoch sehr eigen: Der gesamte Sound ist sehr flächig und wird stark durch elektronische Klangschwaden geprägt, wie man sie vielleicht aus dem Ambient kennt. Alles ist sehr abgerundet, sehr geschliffen. Das Klangbild hat insgesamt kaum Ecken und Kanten.

So verwundert es auch nicht, dass der Scream-Gesang deutlich hinter dem Klargesang zurückbleibt. Es gibt keine harten Riffs, keine Blastbeats und keine wirklichen Ausbrüche. Being As An Ocean scheinen hinter einem Wasserfall zu stehen und geben ihrem Sound eine fast schon diffuse Atmosphäre.

Die Lieder von Being As An Ocean klingen so wie bei anderen Metalcore-Bands das Intro. Vom Stil her ist die Gruppe also wirklich sehr speziell – man kann das mögen oder auch nicht. Wiedererkennungswert hat ihr Album damit auf alle Fälle. Auch die technische Umsetzung ist gelungen. Wünschen würde man sich aber, dass Being As An Ocean zumindest hin und wieder überraschen und auch mal härtere Momente wagen.

Doch nun zurück zum Anfang: Warum ist die ordentliche Gesamtspielzeit von „Waiting For Morning To Come“ mit Vorsicht zu genießen? Weil gerade mal die Hälfte der 14 Tracks des Albums richtige Lieder sind.

Die andere Hälfte des Albums haben Being As An Ocean mit allen möglichen Dingen zugeklatscht. Es gibt gleich mehrere Zwischenspiele mit dem Klavier oder auch mal minutenlang elektronishes Gewaber. Auch ein langes Instrumentalstück ist dabei, das zwar nett ist, in dem aber nicht wirklich viel passiert („Suddenly, I Was Alone“).

Am obskursten ist aber sicher „eB tahT srewoP ehT“. Hier lassen Being As An Ocean über viereinhalb Minuten lang ein Lied rückwärts laufen während darüber eine elektronische Klangspur schwurbelt.

Ganz ehrlich: Die Band hat es hier wirklich übertrieben. Mal Klavier oder Elektronik als Stilelement zu verwenden, ist schön und gut. Im Fall von „Waiting For Morning To Come“ besteht nun aber die Hälfte des Albums aus diesen Kuriositäten. Da hätten Being As An Ocean lieber drei Lieder mehr machen und diese noch etwas abwechslungsreicher gestalten sollen.

Fazit

Wo soll man bei „Waiting For Morning To Come“ nur anfangen?

Das Album ist sehr eigen, hoch ungewöhnlich, irgendwie schräg, interessant und auch anstrengend. Es macht zu viel Drumherum, ist überladen, etwas zu abgedreht und eignet sich sicher nicht zum täglichen Hören. Freunde der außergewöhnlichen Klänge sollten vielleicht gerade deshalb einen Blick riskieren.

Kein Album für jeden – aber definitiv eines, das in Erinnerung bleibt.

Punkte: 6 / 10

 

Rezension: Stefan Frühauf, Stefan(at)dark-festivals.de