Camerata Mediolanense – Le Vergini Folli

Camerata Mediolanense ist ein italienisches Musikprojekt aus dem Bereich der Neoklassik. Die Band besteht derzeit aus acht Musikern, wird live mitunter aber von einem ganzen Chor verstärkt.

In Deutschland kennt man die Gruppe wohl am ehesten durch ihre Auftritte auf dem Wave Gotik Treffen – zwischen Hochkultur und Gothic-Szene sozusagen! Am 27. Oktober veröffentlichen Camerata Mediolanense ihr neues Album „Le Vergini Folli“. In dieser Rezension erfahrt ihr mehr darüber.

„Le Vergini Folli“ enthält acht italienischsprachige Lieder mit einer Gesamtspielzeit von 33 Minuten. Sammler erhalten das Album auch als limitierte Doppel-CD, die in ein 60 Seiten starkes Buch eingebunden ist. Diese Rezension beschäftigt sich ausschließlich mit der Standard-Version des Albums.

Man kann „Le Vergini Folli“ wohl als Konzeptalbum bezeichnen, denn Camerata Mediolanense haben dieses Mal vor allem historische italienische Liebesgedichte vertont. Auch die klangliche Umsetzung folgt dieses Mal einem einheitlichen Konzept, läuft sie doch in allen acht Liedern nach dem gleichen Muster ab.

So stehen auf „Le Vergini Folli“ durchgehend Klavier und Frauengesang im Vordergrund. Die drei Camerata-Meliolanense-Sängerinnen Chiara, Carmen und Desiree singen mal zusammen und mal alleine, mal im Sopran und mal in normaler Stimmlage. Begleitet werden sie dabei von Klavieren, die rund 100 Jahre alt sind.

Ob nun mehr- oder einstimmig, hoch oder sehr hoch: Im Kern läuft es immer auf diese Kombination aus Frauengesang und Klavier heraus. Weitere Elemente wie Chor, Harfe oder Streichinstrumente halten sich nur äußerst im Hintergrund auf und überlassen den Damen vollends das Feld.

Das ist nicht nur positiv, denn auf diese Weise bildet „Le Vergini Folli“ nur einen Teil der eigentlichen Bandbreite von Camerata Mediolanense ab. Vor allem der Männergesang kommt eben sehr kurz. Allein „Pace Non Trovo“ ist ein Duett aus männlicher und weiblicher Stimme, darüber hinaus bleibt der Männergesang aber weit im Hintergrund.

Was auch fehlt ist der heroische Bombast, der die Musik von Camerata Mediolanense mitunter auszeichnet. Ich denke gerne an ihr Konzert beim Prophecy Fest 2015 in der Balver Höhle zurück. Dort liefen die Italiener mit einem kompletten Chor und einem ganzen Arsenal an Trommeln auf. Das Ergebnis war druckvoll und hatte eine gewisse Epik.

All das findet auf „Le Vergini Folli“ nun eben nicht statt. Das gesamte Album ist sehr zurückhaltend inszeniert und legt sein Augenmerk auf die zarte, filigrane Seite von Camerata Mediolanense. All das macht die Musik ja keinesfalls schlecht. Man sollte sich aber bewusst sein, dass Konzeptalbum in diesem Fall eben auch eine Beschränkung auf eine bestimmte Seite von Camerata Mediolanense bedeutet.

Wer die Band schon einmal live gesehen hat und nun Bombast und Trommelfeuer erwartet, wird jedenfalls enttäuscht. Freunde der ruhigen Klänge erhalten hingegen ein Album, das ebenso ungewöhnlich wie hochwertig umgesetzt ist. Die klassischen Stimmen von Camerata Mediolanense stünden auch jedem Opernsaal gut zu Gesicht. Hier sind absolute Profimusiker am Werk, die dem Hörer ein anspruchsvolles Klangerlebnis bieten.

Fazit

„Le Vergini Folli“ ist ein klanglich ästhetisches Album mit schöner Klassik-Atmosphäre. Leider ist es dabei stilistisch enger gefasst als es bei Camerata Mediolanense eigentlich der Fall sein müsste.

Den Abwechslungsreichtum der Live-Darbietung sollte man hier also nicht erwarten. Der beeindruckenden Stimmgewalt und einer tadellosen Umsetzung darf man sich dafür sicher sein.

Punkte: 7 / 10

 

Rezension: Stefan Frühauf, Stefan(at)dark-festivals.de