Das fünfte Album der Mittelalter-Metal-Band Ingrimm lässt schon länger auf sich warten. Als 2015 die Maxi-Single „Ungeständig“ erschien, war noch von einem Album-Release 2016 die Rede. Daraus wurde bekanntlich nichts.
Stattdessen gingen noch mehrere Jahre ohne eine neue Veröffentlichung der Regensburger ins Land. Jetzt ist es aber endlich soweit. Das neue Album von Ingrimm heißt „Auf Gedeih und Verderb“ und erscheint am 10. Januar.
„Auf Gedeih und Verderb“ enthält zwölf Lieder mit einer Gesamtspielzeit von 47 Minuten. Das letzte Lied, „Schuldig oder nicht“, ist als Bonustrack gekennzeichnet. Mag also sein, dass der Titel nicht auf allen Pressungen des Albums mit dabei ist.
Wie gewohnt sind alle Lieder des Albums auf Deutsch gehalten. Im Gegensatz zu manch anderen Genre-Bands greifen Ingrimm in ihren Texten auch ernste Themen auf. So geht es zum Beispiel um Kindesmisshandlung („Klang von Leder“), die Macht des Geldes („Mammon“) oder – wenn meine Interpretation stimmt – Drogenkonsum („Drachenritt“).
Musikalisch bieten Ingrimm einen melodischen, schwungvollen Sound zwischen Rock und Metal. Die Metal-Einflüsse sind etwas stärker, in schnelleren Stücken kommen mitunter gar Blastbeats zum Einsatz. Das Klangbild ist insgesamt schwungvoll und lebhaft, die Spielgeschwindigkeit variiert zwischen mittel und schnell. Dazwischen ist natürlich auch für eine (Rock-)Ballade Platz („Der Schinder“).
Für den Mittelalter-Anteil des Klangbilds sorgen Dudelsack, Drehleier und Geige. Letztere hat inzwischen einen höheren Stellenwert als in der Vergangenheit. Sänger René geht auf dem neuen Album unterdessen in eine etwas kernigere Richtung. War er früher häufig mit einer lupenreinen Klarstimme zu hören, klingt er dieses Mal öfter rockig-herbe.
Umgesetzt haben Ingrimm all das ziemlich gut. „Auf Gedeih und Verderb“ ist gut gespielt und sauber produziert. Das Songwriting ist gewohnt eingängig, wobei nicht jedes Lied auf dem gleichen Niveau ist. Insgesamt sind die Stücke jedenfalls griffig und machen Spaß. Die Refrains sitzen und auch viele der Melodien gehen gut rein.
Vom „Hit-Faktor“ her haben die neuen Lieder erst dann das Nachsehen, wenn man den direkten Vergleich zu den Frühwerken der Band zieht. Manche Hits aus „alten Zeiten“ (vor dem Sängerwechsel 2012) haben die Messlatte ziemlich hoch gelegt. Ich denke da an Lieder wie „Spielmann“, „Sag mich nicht“, „Ihr sollt brennen“, „Tempus Fugit“ oder „Skudrinka“.
Auch wenn Ingrimm auf einem wirklich guten Weg sind: Ganz auf dem Level der genannten Lieder sind die Stücke von „Auf Gedeih und Verderb“ nicht.
Fazit
„Auf Gedeih und Verderb“ ist nicht das stärkste der fünf Ingrimm-Alben. Für sich genommen ist es jedoch ein kurzweiliges, zweifellos hörenswertes Stück Musik.
Fans des Genres dürfen sich auf jeden Fall angesprochen fühlen.
Punkte: 7.5 / 10
Rezension: Stefan Frühauf, Stefan(at)dark-festivals.de