Knapp drei Jahre nach „Two Paths“ steht das nächste Album von Ensiferum in den Startlöchern. Es trägt den Titel „Thalassic“ und ist ab dem 10. Juli erhältlich.
Was die finnische Folk-Metal-Band dieses Mal abliefert, erfahrt ihr in dieser Rezension.
„Thalassic“ kommt mit Intro und acht Liedern auf eine Gesamtspielzeit von 43 Minuten. Es gibt auch noch eine limitierte Auflage mit zwei Bonus-Liedern, die ist für unsere Rezension aber ohne Bedeutung.
Die Liedtexte von sind wie gewohnt Englisch mit seltenen finnischen Einwürfen. Inhaltlich geht es dieses Mal um die Mythen und Legenden der Seefahrt, denn „Thalassic“ ist ein Konzeptalbum – das erste in der Geschichte der Band.
Musikalisch hält das neue Album natürlich die üblichen Ensiferum-Zutaten wie einen hoch melodischen, gitarrenlastigen Sound und einen heroischen, folkloristisch angehauchten Überbau bereit. Trotzdem hat sich erneut auch einiges verändert.
Das vorherige Album „Two Paths“ knüpfte mit vielen schnellen und stimmungsvollen Liedern an den frühen Stil von Ensiferum an. „Thalassic“ ist nun wieder ein ausgeglichenes Album, das teils schnelle Lieder nahe am alten Stil liefert, teils aber auch ruhigere, langsamere und komplexere Stücke wie Ensiferum sie seit 2012 häufiger im Programm haben.
„Rum Women Victory“ und „Run From The Crushing Tide“ gehören zu den Stücken im alten Stil: Mitreißend, energiegeladen und in einer Spielgeschwindigkeit, die an Power Metal erinnert. Zu den ruhigeren Liedern zählen die Metal-Ballade „One With The Sea“ oder auch „The Defence Of The Sampo“, ein melodisches Midtempo-Stück mit epischem Überbau.
Alle Lieder, egal ob im alten oder im neuen Stil, haben auf „Thalassic“ jedoch eines gemeinsam: Der Anteil an normalem Klargesang ist so hoch wie noch nie. Stilprägend für Ensiferum ist ja der markante Scream von Petri Lindroos. Sein Gesangsstil ist eine Art geschriener Klargesang, aber eben nicht wirklich guttural. Dieser „Ensiferum-Gesang“ prägt die Band seit 16 Jahren.
Normaler, lupenreiner Klargesang spielte hinter dem „Ensiferum-Gesang“ bisher immer nur die zweite Geige. Auch wenn sich der Anteil des Klargesangs über die Jahre erhöht hat, überwog doch immer der „Ensiferum-Gesang“ von Frontmann Petri. Das ist jetzt anders. Der Klargesang übernimmt dabei nicht nur Balladen wie „One With The Sea“.
Auch in schnelleren Stücken steht der Klargesang dem „Ensiferum-Gesang“ nun meist gleichwertig gegenüber. Dass Petri seinen Scream voll ausfährt, ist die absolute Ausnahme geworden. Hier zeigt sich der Einfluss von Pekka Montin. Diesen hatten Ensiferum im Frühjahr eben nicht nur als ihren neuen Keyboarder präsentiert, sondern explizit als ihren Keyboarder und Klarsänger.
Der höhere Stellenwert des Klargesangs war also ein Stück weit zu erwarten. Dennoch stellt sich die Frage, ob Ensiferum es hier etwas übertrieben haben. Der nun zurückgestutzte „Ensiferum-Gesang“ ist schließlich eines der markanten Elemente, aus denen ihr Sound seinen Wiedererkennungswert zieht.
Die Musik ist deshalb nicht schlechter geworden, doch der hörbar geringere Stellenwert des alten Gesangsstils dürfte nicht jedem Fan zusagen. Von „Thalassic“ abhalten lassen sollte man sich davon aber nicht. Das Album ist wie immer gut gespielt, vielseitig und eingängig – wenngleich dieses Mal auch nicht der eine ganz große Hit mit dabei ist.
Viel zu entdecken gibt es auf jeden Fall. Zum Beispiel das fast neun Minuten lange „Cold Northland“. Was als unscheinbare Metal-Ballade anfängt, vereint später heroischen Bombast mit schnelleren Passagen und sogar Ausbrüchen von Blastbeats. Wie ein Panoptikum zeigt das Stück praktisch alle Ausprägungen, die die Musik von Ensiferum so haben kann – und das durchaus gelungen.
Fazit
„Thalassic“ ist nicht das beste alle Ensiferum-Alben, zweifellos aber wieder kurzweilig und hörenswert. Nur an die hohe Gewichtung des Klargesangs müssen sich alte Fans wohl erst gewöhnen.
Punkte: 7.5 / 10
Rezension: Stefan Frühauf, Stefan(at)dark-festivals.de