Tanzwut – Die Tanzwut kehrt zurück

Tanzwut sind eine der dienstältesten Mittelalter-Rock-Bands überhaupt. Seit den Anfängen des Genres dabei, ist die Gruppe schon seit über 20 Jahren aktiv. Die erste Hälfte davon verbrachten Tanzwut als Parallelprojekt von Corvus Corax, die zweite Hälfte als eigenständige Band unter Führung ihres Frontmanns Teufel.

Am 28. Mai bringen Tanzwut nun ihr neues, nunmehr zehntes Studioalbum heraus. Der programmatische Titel: „Die Tanzwut kehrt zurück“. In dieser Rezension erfahrt ihr mehr darüber.

„Die Tanzwut kehrt zurück“ enthält zwölf Lieder mit einer Gesamtspielzeit von 48 Minuten. Wie immer sind die Texte auf Deutsch gehalten, inhaltlich sind Tanzwut dieses Mal aber so breit aufgestellt wie noch nie. Man könnte auch sagen: Die Texte sind wie ein bunter Blumenstrauß.

Es gibt natürlich die üblichen Stimmungslieder, in denen es um Feiern und Lebensfreude geht. Dann gibt es das Stück „Narziss“, das die Selbstbezogenheit in Zeiten von Selfies und Internet-Selbstdarstellung besingt. Bis hierhin ist man noch nicht überrascht, denn ab und zu haben Tanzwut auch früher schon gesellschaftliche Themen angesprochen.

Jetzt aber geht es weiter: Es gibt ein Lied über die historische Person Johann Reichhart. Der Henker vollstreckte einst im Auftrag der Nazis Todesurteile, nach Kriegsende henkte er im Auftrag der Alliierten die Nazis. Außerdem haben Tanzwut noch eine Hymne auf ihre Heimatstadt Berlin im Angebot und mit „Virus“ sogar noch ein Lied zur Corona-Pandemie.

Wie gesagt: So viele unterschiedliche Dinge haben Tanzwut thematisch noch nie auf ein Album gepackt. Musikalisch bleibt dafür grundsätzlich alles beim Alten (zu den zwei Ausnahmen komme ich später). „Die Tanzwut kehrt zurück“ bietet den für Tanzwut typischen, kernigen Rock-Sound mit voller Dudelsack-Power und einer Prise Elektronik.

Die Betonung liegt dabei wirklich auf Rock. Manch andere Mittelalter-Rock-Band von früher klang zwischendurch wie Pop-Rock mit Dudelsack. Tanzwut haben aber nach wie vor einen fetzigen, ungeschliffenen und nicht überproduzierten Sound. Die Balladen sind nicht zu schnulzig und im Titelstück „Die Tanzwut kehrt zurück“ donnern im Schlussteil sogar Blastbeats. Auch nach über 20 Jahren sind Tanzwut eine echte Rock-Band geblieben.

Wie üblich ist dabei auch ihr neues Album sehr auf Stimmung ausgelegt. Das Songwriting ist melodisch und eingängig gehalten, liefert griffige Melodien und Refrains. Im direkten Vergleich hat „Die Tanzwut kehrt zurück“ zwar nicht die größte Hit-Dichte aller Tanzwut-Alben, liefert aber souverän seine zwei, drei echten Ohrwürmer.

Wo manches frühere Tanzwut-Album noch mehr Hits hatte, hat das neue mehr Abwechslung. Zwei Mal gelingt Teufels Mannen eine echte Überraschung. Das Lied „Die Geister Die Wir Riefen“ hat eigentlich nichts mehr mit Mittelalter-Rock zu tun. Mit Geige, Akkordeon und seinem markanten Takt erinnert es eher an französische Tanzmusik.

„Johann“ wiederum (das Lied über den Henker) fährt die Dudelsäcke herunter und die Elektronik hoch. Sowohl vom Sound als auch der etwas makaberen Thematik her erinnern Tanzwut hier an NDH-Bands wie Ost+Front.

Darf es noch was obendrauf sein? Mit „Pack“ gibt es auf dem neuen Album auch ein gemeinsames Lied von Tanzwut und Saltatio Mortis. Die beiden Mittelalter-Rock-Bands besingen in dem stimmungsvollen Stück ihre Musikerfreundschaft.

Fazit

„Die Tanzwut kehrt zurück“ – und sie macht wieder Laune!

Punkte: 8 / 10

 

Rezension: Stefan Frühauf, Stefan(at)dark-festivals.de