Bonjour Tristesse – Against Leviathan

Bonjour Tristesse ist die Ein-Mann-Band von Nathanael, den man am ehesten als Mitglied von Heretoir kennt. Wie dort steht auch bei seinem Soloprojekt Black Metal auf dem Programm.

Beim letzten Album von Bonjour Tristesse, „Your Ultimate Urban Nightmare“ aus dem Jahr 2018, hätte ich noch mehr Gemeinsamkeiten zu Heretoir aufgezählt: Ein eher komplexer, atmosphärisch ausgerichteter Sound mit Ruhemomenten und ohne Fokus auf Härte.

Bonjour Tristesse‘ neues Album „Against Leviathan“ kommt nun aber unerwartet schroff daher und ist die mit Abstand härteste Veröffentlichung der bisherigen Bandgeschichte. Erscheinen wird „Against Leviathan“ am 7. April, alles weitere erfahrt ihr in dieser Rezension.

„Against Leviathan“ kommt mit vier langen, englischsprachigen Liedern auf eine Gesamtspielzeit von 42 Minuten. Schon der Einstieg mit „Turmoil“ ist dermaßen roh und derbe, dass man schon zwei Mal überlegen muss, ob das noch die gleiche Band wie vom letzten Album ist. Anstatt vielschichtigem Post Black Metal dominieren jetzt harsche Screams und Blastbeat-Wände.

Doch bevor wir weiter auf den Sound eingehen, lasst uns kurz einen Blick auf den Inhalt des Albums werfen. Dem Album liegt der Konflikt zwischen Natur und moderner Menschheit zugrunde. Nathanal schreit an gegen die zivilisierte, industrialisierte Welt, deren negative Aspekte aus seiner Sicht deutlich überwiegen. Diese Grundhaltung erklärt dann wohl auch, warum das neue Album deutlich aggressiver ausfällt als das vorherige.

Leviathan, die biblische Seeschlange, ist dabei eine Metapher für die industrialisierte Gesellschaft, gegen die sich das Album richtet. Die Metapher hat sich Nathanael dabei nicht selbst ausgedacht, sondern aus dem Buch „Against His-story, Against Leviathan“ entliehen. Das ist ein systemtheoretischer Schinken aus den 80er-Jahren, der wohl ein Stück weit anarchistisch angehaucht ist.

Wie schon das letzte lässt auch das aktuelle Album keine Zweifel über Nathanaels Haltung. Sein Weltbild ist ziemlich anti und, naja, auch ziemlich einfach. Weg mit der industrialisierten Moderne, dann wird der Planet schon wieder. Man muss die Einstellungen des Musikers sicher nicht teilen, ich möchte hier doch aber klar benennen wovon das Album handelt.

Kurios kann man finden, dass dem Schöpfer die Texte also wirklich wichtig sind – man sie aber nicht mal im Ansatz verstehen kann. Der Gesang ist dieses Mal selbst für Black-Metal-Verhältnisse extrem roh und verzerrt. Ohne, dass das Booklet danebenliegt, hört man keine einzige Zeile raus.

Jetzt aber endlich zurück zur Musik: Der Sound ist im Vergleich zu früher deutlich härter und deutlich einfacher geworden. Samples? Raus. Klavier-Einlagen? Raus. Ruhige Phasen? Auf ein Minimum reduziert. Hier und da gibt es noch eine post-rockige Instrumentalpassage, längst aber nicht mehr im Umfang von vor ein paar Jahren.

Auch wenn ein gewisser melodischer Überbau immer vorhanden ist: Die Band liefert hier wuchtigen, richtig harten Black Metal. Man sollte sich auch nicht davon täuschen lassen, dass das Spieltempo öfter mal reduziert wird. „Nightbringer“ geht zum Beispiel im gemütlichen Downtempo los, feuert nach anderthalb Minuten aber Blastbeats als ob es kein Morgen mehr gäbe.

Der Preis der Härte ist, dass ein Stück der Eingängigkeit verloren gegangen ist. Griffige, wirklich eingängige Riffs gibt es zwar noch – zum Beispiel im Titelstück „Against Leviathan“. Auf dem letzten Album „Your Ultimate Urban Nightmare“ gab es aber doch deutlich mehr dieser melodischen Parts, die den Hörer wirklich mitgenommen haben.

Atmosphärisch ist „Against Leviathan“ dagegen wirklich stark. Die kalten Klangfarben kreieren ein richtig düsteres Bild, die Gefühlslagen des Musikers kommen sehr gut herüber. Wut und Verzweiflung, und sei es über die Welt als Ganzes, sprechen glaubhaft aus jeder Strophe.

Fazit

Schlichter und weniger eingängig als das vorherige Album, dafür hart und mit einer fast schon greifbar dystopischen Atmosphäre.

Punkte: 7 / 10

 

Rezension: Stefan Frühauf, Stefan(at)dark-festivals.de