Die mit acht Musikern sehr besetzungsstarke Mittelalterband Voluptatis Causa („Aus Spaß an der Freude“) hat ihr zweites Album veröffentlicht.“Mit dem Fährmann“ lautet der Titel der CD. Ob sie ein Grund ist,
der noch weitgehend unbekannten Gruppe Gehör zu schenken, lest ihr in
dieser Rezension.
Voluptatis Causa ist eine klassische Mittelalterband ohne moderne Einflüsse, wie sie traditionell auf Mittelaltermärkten zu finden ist.
„Mit dem Fährmann“ handelt von einem Ritter, der am Ende seines Lebens, bevor ihn also der Fährmann in das Reich der Toten bringt, auf seinen Lebenslauf zurückblickt – so erläutert es zumindest das Booklet, ohne das man auf der CD keinen Handlungsstrang erkennen würde. Mit Booklet ist es auch noch schwer genug.
Die 13 Stücke und einen Bonustrack umfassende CD setzt mit einem kurzen Intro namens „Aufbruch“ ein und offenbart dann mit „Der Fährmann“ eines der besten Stücke der CD, welches, trotz wie die ganze CD in mäßigem Tempo gehalten, rhytmisch durchaus Tanzbarkeit vermittelt.
Das nun folgende Stück heißt „Douce Damé Juliet“ und hat eine wohlbekannte Melodie: Sie stimmt nicht unwesentlich mit „Macht und Dummheit“ von In Extremo überein. Doch nicht nur die Mittelalter-Rocker nutzen das Lied: Auch von Corvus Corax gibt es „Douce Damé Juliet“ sogar unter gleichem Titel schon als reine Mittelalter-Version. Die Version von Voluptatis Causa ist wirklich gelungen, aber eben nicht neu.
Stück Nummer 4 auf „Mit dem Fährmann“ heißt“Scarazula“. Als „Scaraculia“ gab es auch dieses Stück bereits, unter anderem in den akustischen, „unverrockten“ Zeiten von In Extremo – vor zehn Jahren.
Auf „Mit dem Fährmann“ findet sich noch mehr bekanntes Liedgut: Stücke wie „Tourdion“ und vor allem „Totus Floreo“ spielt jede zweite Mittelalterband. Glücklicherweise bleibt man bei Voluptatis Causa wenigstens von der 25. Vertonung des Rattenfängers von Hameln verschont.
Positiv auf „Mit dem Fährmann“ hervorzuheben ist ein Stück namens „Unter Tage (Trollmelodey)“, welches ein sehr lockeres Trommel-, Flöten- und Dudelsackstück darstellt.
Was dann kommt kennt man aber schon wieder: Die „Rabenballade“ gibt es nämlich eins zu eins so wie sie auf „Mit dem Fährmann“ erscheint auch von Schelmish und außerdem wird die Melodie auch für die „Ballade vom Fettling“ von Cultus Ferox verwandt.
Auch „Tretet die Traube“ gab es schon vor längerer Zeit – unter anderem im Jahre 1998 als „Traubentritt“ von In Extremo.
Den Abschluss findet „Mit dem Fährmann“ in dem reinen Flötenstück „Sein letzter Weg“.
Was danach als Bonustrack zu hören ist, ist wahrhaft kurios: Eine laut Booklet nach einer Idee im Proberaum entstandene Rap(!)-Version von „Ai vis lo lop“…
Fazit
„Mit dem Fährmann“ ist eine sehr zwiespältige CD. Auf der einen Seite spielen Voluptatis Causa ihre Musik grundsolide, auf der anderen Seite ist zu viel auf dem Album, das man schon in mehr als genug Versionen gehört hat.
Auch ein schnelles, druckvolles Tanzstück vermisst man etwas.
Wenn Voluptatis Causa sich dazu entschieden, sich verstärkt an unbekannteres Material heranwagen oder aber mehr eigene Lieder schreiben, würden sie sich selber einen Gefallen tun.
Mit vielen Stücken, die auf „Mit dem Fährmann“ zu hören sind können Voluptatis Causa nicht punkten, weil sie schlichtweg schon von dutzenden Bands gebracht wurden – und oben sind nur die bekanntesten genannt.
So kann ich über das Album leider nur sagen: Durchschnitt. Solide. Mehr nicht.
Anspieltipps: Der Fährmann, Douce Damé Juliet, Unter Tage
Eine Rezension von Stefan Frühauf