Coppelius – Tumult!

Den 30. Januar haben sich Fans von Coppelius schon lange rot im Kalender markiert.

An diesem Tag wird nämlich das zweite Album jener mehr als ungewöhnlichen Band erscheinen, die sich durch ihre Darbietung von Metal-Musik mit Cello, Kontrabass und Klarinetten einen Namen gemacht hat.

„Tumult!“ wird das Werk heißen. Alles weitere dazu erfahrt ihr in dieser Rezension.

coppelius_-_tumult
Metal mit einem Schlagzeug, einem Kontrabass, einem Cello und zwei Klarinetten, gespielt von fünf Zylinder und Gehrock tragenden Herren, die auf der Bühne von einem Diener mit Absinth und täglichem Allerlei versorgt werden.

Das ist genauso schräg und ungewöhnlich wie es sich anhört, funktioniert aber seit Jahren gut. Coppelius haben sich als Kuriosum der Musiklandschaft bereits länger in die Herzen einer treuen Fangemeinde gespielt und können sich über eine stets wachsende Popularität freuen.

Nach dem 2007 erschienenen, schon damals lange von den Fans erwarteten Debüt „Time-Zeit“ erscheint nun am 30. Januar mit „Tumult!“ das zweite Album der kammermusikalischen Metal-Combo.

Es enthält 17 Tracks mit einer Gesamtspielzeit von gut 49 Minuten. Die 17 Tracks verteilen sich auf 15 Musikstücke, ein Vorwort und ein Nachwort.

Für Vorwort und Nachwort zeichnet sich auch bei „Tumult!“ derselbe Sprecher verantwortlich, der auch schon auf „Time-Zeit“ zu hören war.

Im Vorwort freut er sich über die zunehmender Verbreitung, die der gute Musikgeschmack erhält und verkündet, dass es nun der Vorsatz sei, auch den wenigen noch verbliebenen Kunstverächtern eine tüchtige Lektion zu geben.

Los geht es anschließend mit „Habgier“. Coppelius-Fans fühlen sich gleich heimisch. Kontrabass, Cello, Schlagzeug und Klarinetten wird ein fetziger, mitreißender Sound entlockt, den es so in seiner Einzigartigkeit auf der Welt wohl nur bei Coppelius gibt.

Im zweiten Stück, „Rightful King“, warten die adretten Herren mit Gastmusikern auf: Eric Fish von Subway to Sally leit Coppelius für den Titel seine Stimme und der als Inchtabokatables-Mitglied bekannt gewordene B.Deutung unterstützt den Coppelius-Cellisten Graf Lindorf mit einem zweiten Cello. Die sehr markante Stimme von Eric Fish fügt sich überaus passend in das Klangbild ein, das Stück weiß zu gefallen.

Eine Überraschung gibt es mit dem folgenden Stück „Zu Dir“. Anstatt einen weiteren kammermusikalischen Metal- oder Rocksong hört man hier, wie sich Coppelius in die Gefilde gediegener Pop-Musik begeben. Kammer-Pop gewissermaßen. Ein gemütlicher, stimmungsvoller Popsong inklusive lässigem „Ohohoh – Yeahyeahyeah“  und allem was dazugehört. Anders, aber gut!

Gewohnter geht es mit dem nächsten Stück „Komposition“ weiter, für das Coppelius Subway-to-Sally-Geigerin Frau Schmitt als Gastmusikerin gewinnen konnten. Mit dem Lied geht es sogar sehr gewohnt weiter – gewohnter als man es erwartet hätte! Eines der beliebtesten Stücke des Debütalbums war der Titel „Operation“, der mit seinem eingängigen Text auch gerne zum Mitsingen einlud.

„Komposition“ beginnt mit dem gleichen Rhythmus. Kann das wirklich sein? Allerdings! „Komposition“ ist nichts anderes als eine Neuauflage von „Operation“. Coppelius covern Coppelius.

„Der junge Medizinstudent ist gesegnet mit Talent. Voller Fleiß erlernt er die hohe Kunst der Chirurgie.“ ging es seinerzeit bei „Operation“ los. Bei „Komposition“ heißt es nun: „Der junge Musikstudent hat kaum Gehör und kein Talent. Zudem sieht er schäbig aus, die Damen nehmen schnell Reißaus.“ . Und hieß der Mitsing-Refrain seinerzeit „Es ist seine erste Operation! Operation! Vertrau auf deinen Arzt, der schafft das schon!“ so singt man nun„Das ist die geklaute Komposition! Komposition! Nur ein Kavaliersdelikt, wer merkt das schon?“.

Herrlich! Alte Fans von Coppelius werden viel Freude mit dem Stück haben.

Konzertbesucher von Coppelius wird auch freuen, dass auf „Tumult!“ einige Stücke ihre Veröffentlichung erfahren, die zwar seit einiger Zeit auf Konzerten dargeboten wurden und werden, jedoch bisher noch auf keiner CD erschienen sind. Diese Stücke sind „Schöne Augen“, „Charlotte The Harlot“ und „Das Amulett“.

Gesondert erwähnt sei noch das Stück „Mondeslicht“. Es handelt sich bei diesem um ein kurzes A-Capella-Stück, dass durch sein Vorhandensein auf „Tumult!“ eine kleine Tradition fortführt, denn mit „Absinth“ war auch auf dem Debütalbum bereits ein solches Stück vertreten.

Interessant ist auch das Stück „Lilienthal“, das vom deutschen Flugpionier Otto Lilienthal handelt. Lilienthal stellte zu Lebzeiten verschiedene Rekorde im bemannten Flug auf, verstarb später jedoch aufgrund eines Absturzes – wie im Stück „Lilienthal“ berichtet wird verursacht durch eine Sabotage seitens der Herren zu Coppelius. Schauerromantischer Coppelius-Humor wie man ihn kennt.

Überhaupt knüpfen Coppelius inhaltlich und musikalisch mit „Tumult!“ an ihr bisheriges Schaffen an. Die Band geht konstant ihren Weg weiter und erfreut auch auf ihrem zweiten Album mit einfalls- und abwechslungsreichen und nicht zuletzt hervorragend musizierten Klängen.

Sein Ende findet „Tumult!“ im „Nachwort“, das ein Zitat von Coppelius-Inspirationsquelle Ernst Theodor Amadeus Hoffmann darstellt. Es endet mit den Worten: „Ach, ich hatte ja zum ersten Mal in meinem Leben Musik gehört!“

Fazit

Uneingeschränkt Empfehlenswert.

Coppelius bleiben sich treu und gehen ihren ebenso kuriosen wie musikalisch einzigartigen Weg auf „Tumult!“ konstant weiter – und das kann sich hören lassen.

 

Rezension: Stefan Frühauf, Stefan(at)dark-festivals.de