Die Gruppe Coppelius ist zweifellos eines der schrägsten Ensembles der deutschen Musiklandschaft.
Mit Instrumenten der Kammermusik bietet die Formation Rock- und Metal-Rhythmen dar.
Am 29. Oktober erscheint nun Coppelius drittes Album „Zinnober“. Im Folgenden lest ihr wie es geworden ist.
Für alle, die Coppelius noch nicht kennen, sei noch einmal kurz das Konzept der Band erklärt. Es handelt sich bei der Gruppe um fünf adrette Herren im Stile vergangener Jahrhunderte, die auf der Bühne stets von ihrem Butler Bastille umsorgt werden. Diese geben mit Schlagzeug, Kontrabass, Cello und zwei Klarinetten eine akustische Version von Metal- und Rockmusik zum Besten. Selbst bezeichnet die Band ihren Stil auch gerne als KammerCore.
Vom KammerCore gibt es mit „Zinnober“ nun wieder gut 54 Minuten mehr. Auf der CD enthalten sind ein Intro (Bastille beim Putzen!) und 15 Lieder.
Am Stile von Coppelius hat sich auf „Zinnober“ kaum etwas geändert. Wer die Band schon kennt, wird sich gleich wieder heimisch fühlen. Wieder zeigt sich die Band mit einer Bandbreite von ruhigen, gediegenen Liedern („Damen“) bis hin zu flotten, stimmungsvollen Stücken, die die Zylinder tragenden Häupter kreisen lassen werden („Der Handschuh“). Die Vielseitigkeit wird dabei durch den Einsatz mehrerer Bandmitglieder als Sänger unterstrichen.
Wie von Coppelius gewohnt quietschen dabei virtuose Klarinettensoli aus den Boxen, die zusammen mit Kontrabass und Cello einen unverkennbar schrägen Sound schaffen, der auch beim dritten Album fern von jeder Abnutzungserscheinung ist. Ein neues Detail ist dabei ein gelegentlich erklingendes Cembalo, das als das prägende Instrument von „Stetig Fromm“ auftritt und unter anderem auch im Hintergrund von „I Told You So“ zu hören ist. Letzteres Stück ist übrigens der einzige englischsprachige Titel auf „Zinnober“.
Auf ihrem neuen Album verbinden Coppelius erneut tadellose musikalische Leistungen mit einer Kuriosität die ihresgleichen sucht. Genau wie bei ihrem ureigenen, skurrilen Klangbild sind sich Coppelius dabei auch textlich treu geblieben. Die Band verbindet Begebenheiten des „coppelanischen Alltags“ („Diener 5er Herren“) mit allerhand schrägen Kurzgeschichten („Gumbagubanga“) und einem guten Schuss Morbidität („Der Handschuh“, „Nachtwache“).
Wieder ist auch ein A-Capella-Stück auf dem Album enthalten („Vergessen“) und einmal mehr ist auch ein Cover von Iron Maiden mit dabei („Genghis Khan“). Neu interpretiert wurde außerdem das Volkslied „Ade Mein Lieb“.
Fans der Band dürfte auch freuen, dass das Bandmotto „Coppelius hilft!“ nun ein eigenes Lied geworden ist. Ohnehin bleibt für Freunde von Coppelius und alle die es werden auf „Zinnober“ kaum ein Wunsch offen. Einziger kleiner Vorbehalt: Das Gleichgewicht zwischen schnelleren beziehungsweise härteren und den eher weichen Stücken scheint sich allmälich in die weichere Richtung zu verschieben. Was gelegentlich an Schwung zurückgehalten wurde, wird aber durch den großen Bonus an Eigentümlichkeit gründlich wettgemacht.
Fazit
Kurios, kultig, grandios – einfach Coppelius!
Wer ein musikalisches Werk abseits der Norm sucht, wird mit „Zinnober“ bestens bedient.
Und wer ohnehin schon Fan von Coppelius in der bekannten Form ist, der besorgt sich „Zinnober“ besser jetzt als gleich!
Rezension: Stefan Frühauf, Stefan(at)dark-festivals.de