Eternal Nightmare – Interview

Nachdem das saarländische Electro-Duo Eternal Nightmare vor einigen Wochen mit “Between the Worlds” ein Debutalbum vorlegte (wir berichteten), hatte nun dark-festivals.de Redakteur Stefan Frühauf die Gelegenheit zu einem Interview mit Sänger Nils.

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Eternal Nightmare: Mr. Strange (l.) und Nils

Stefan: Jüngst ist das Eternal Nightmare Debutalbum “Between the Worlds” erschienen, davor gab es mehrere inoffizielle Veröffentlichungen. Ihr habt also schon etwas mehr Material hervorgebracht, als das Wort Debutalbum vielleicht vermuten lässt. Würdet ihr sagen, euren musikalischen Weg schon klar gefunden zu haben oder befindet ihr euch noch in einer experimentellen Phase?

Nils: Meiner Meinung nach kommt man nie aus der Experimentierphase raus. Man ist ständig dabei sich zu entwickeln, wie auch im Leben. Einstellungen und Geschmäcker ändern sich mit der Zeit ja auch. Allerdings habe ich ein wenig Angst davor, dass die Kreativität mit der Zeit so stark nachlässt, dass sich irgendwann ein Lied auf der Platte genau so wie die anderen Lieder anhört. Was den musikalischen Weg angeht, so gibt es viele Abzweigungen, die es einfach wert sind betreten zu werden. Momentan experimentieren wir beispielsweise sehr stark mit Breakbeats a la The Prodigy, was wirklich sehr interessant und abwechslungsreich ist.

Stefan: Auf eurer Internetseite habt ihr zuletzt den mangelnden Absatz eures Albums beklagt. Wie viele CDs habt ihr seit den zwei Monaten der Erscheinung denn an den Mann bringen können?

Nils: Etwa 50 gingen für Promo raus und 50 oder 60 konnten wir bisher über das Label verkaufen. Die Vertriebszahlen weiß ich jetzt nicht, aber es können nicht sehr viele gewesen sein, weil sich der Vertrieb kürzlich beschwert hatte.

Stefan: Lässt das eine junge Band wie euch an sich und ihrer musikalischen Zukunft zweifeln?

Nils: Nunja, eine Band die keine CDs verkauft hat keine Chance bei dem Label zu verbleiben, bei dem sie ist. Das ist in der Regel so, aber Ausnahmen gibt es natürlich auch hier. Wenn man sich das mal überlegt, ist das eine logische Konsequenz. Wer macht denn schon gerne Verlustgeschäfte? Allerdings zweifle ich nicht an unserer Zukunft. Ich denke, wir könnten auch ein anderes Label finden und außerdem haben wir schon einige sehr treue Fans. Ich zweifle eher an der Zukunft des Mediums CD.

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Stefan: Worin glaubst du liegt der Grund für die bislang schleppenden Verkäufe?

Nils:  Es gibt oder gab die Möglichkeit, die CD illegal herunter zu laden, was  – laut der Zahl einer dieser Plattformen – ca. 7000 User getan haben. Ich verübele das keinem. Man wird ja mal reinhören dürfen, aber sobald es gefällt sollte man die CD dann zu Ehren der Kunst kaufen. Das ist ein Grund, der andere ist, dass einfach die Promokosten fehlen um Interviews oder Berichte in den renommierten Zeitschriften zu bekommen. Die kosten halt Geld. Und die Hoffnung, dass wir etwas Unterstützung dieser Leute erfahren könnten, hat sich leider nicht bestätigt. Im Gegensatz schreiben die weiterhin Berichte über Acts, die sie in ihren CD-Kritiken eher zerrissen haben, weil die das halt bezahlen können.

Stefan: Die kommerzialisierte Berichterstattung mancher Medien scheint für junge, selbständige Bands wie euch ja wirklich ein Problem zu sein. Ich persönlich halte darüber hinaus aber auch eure mangelnde Livepräsenz für einen Mitgrund, so gabt ihr im vergangenen Jahr ganze vier Konzerte. Ergeben sich einfach keine weiteren Auftritte oder fehlt die Zeit?

Nils: Das Eine ist der Grund fürs Andere. Wir versuchen wirklich alles, um live präsenter zu sein, aber eine unbekannte Newcomerband zu verpflichten ist für viele einfach zu riskant. Nun, wie wird man wohl bekannter? Ein anderer Punkt ist, dass wir hier im Saarland nicht wirklich so etwas wie eine schwarze Szene haben, wo wir als Lokalact wirklich geile Konzerte geben könnten. Wären wir jetzt im Ruhrpott oder nahe Leipzig beheimatet, wäre das eine ganz andere Angelegenheit. Da könnten wir im Umkreis von 100 km zehn Konzerte geben und die Bude wäre immer voll.

Stefan: Dass es im Saarland keine schwarze Szene gibt sehe ich anders, vor wenigen Wochen noch tanzten Hunderte Szenegänger beispielsweise auf dem Hexentanz Festival. Habt ihr das Gefühl, lokal keinen Anschluss zu finden?

Nils: Nein, den Anschluss haben wir. Da bin ich mir sicher. Da meine Freundin aus der Nähe von Leipzig kommt und ich somit schon den Einblick in das Leben dort abseits des WGTs hatte, fällt mir eindeutig auf: Hier ist nix! Ein Beispiel: Geh doch mal nach Saarbrücken und schau dir die Leute an. Dir wird auffallen, es sind bis auf zwei oder drei Ausnahmen keine Gothics unterwegs. Geh mal an solch einem Tag durch Leipzig. Dir werden schon vom Bahngleis bis zur Bus- und Tramhaltestelle – da liegen ca. 200 Meter weg dazwischen – mehr als zehn Gothics über den Weg laufen. Und auf dem Hexentanz können ja viele gewesen sein, aber wann hat denn das letzte Mal Oomph hier in der Gegend gespielt? Dann rate ich dir mal eine schwarze Veranstaltung abseits von Darksaar und Tanzritual zu finden. Du wirst nichts finden, was wirklich gut besucht ist.

Stefan: Zu etwas Anderem: Im Titelstück eures Albums unterstützt euch Cyan von The Eternal Afflict. Wie kam diese Verbindung zustande?

Nils: Ein bekannter von mir kennt Cyan schon etwas länger. Der hat den Kontakt letzten Sommer – als schon feststand, dass TEA ihre Zusammenarbeit beenden würden – hergestellt. […] Mittlerweile resultiert eine Freundschaft aus der Zeit und auch das Lied. Und das wird garantiert nicht die letzte Zusammenarbeit gewesen sein.

Stefan: Habt ihr ein musikalisches Vorbild?

Nils: Vorbilder nicht direkt, aber es gibt Musik, die uns dazu veranlasste selbst aktiv zu werden. Das waren damals Seabound, Fiction 8, Skinny Puppy und Frontline Assembly. Die hatte ich bis zu der Zeit sehr intensiv gehört. Umso mehr freut mich auch, dass Frontline Assembly in Kürze in Lebach ein Konzert geben werden.

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Stefan: Mit wem würdet ihr musikalisch mal gerne zusammenarbeiten?

Nils: Ich hatte mir 2005 das Album “Welcome to Goodbye” von Rotersand gekauft und bin seitdem total in die verknallt. Rotersand wäre da schon ein Favorit, was aber wohl nur ein Traum bleiben wird. And One find ich auch ganz toll, wobei mir jetzt die Military Fashion Show auf den Keks geht. Live würde ich gerne mal mit Haujobb spielen.

Stefan: Möchstest du zum Schluss unseren Lesern noch etwas sagen?

Nils: Jap. Wenn euch eine CD gefällt, dann kauft sie, denn Musik ist eine Kunst, die auch ihren Wert haben sollte. Ansonsten hört euch die kostenlosen Sachen an. Auf unserer Homepage findet ihr jede Menge davon.

Stefan: Vielen Dank für das Interview!