Black Sails Over Europe Tour, Ottweiler – 16.4.2009, Konzertbericht

Im April 2009 führte die Black Sails Over Europe Festival-Tournee in wechselnder Zusammenstellung die vier Musikgruppen Alestorm, Týr, Heidevolk und Adorned Brood durch verschiedene europäische Länder.

Am Donnerstag, dem 16. April gastierte die Festival-Tournee mit allen der vier Bands im Gasthaus Schulz in Ottweiler-Mainzweiler. Dort sollte die Tour als Warm-Up-Event für das diesjährige Hexentanz Festival dienen. Aus diesem Grunde wurde der dortige Tourtermin nicht nur als Black Sails Over Europe Tour sondern auch als Hexentanz Warm Up Party beworben.

Eindrücke von der Veranstaltung hält der folgende Konzertbericht fest.

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Das Gasthaus beziehungsweise der Club Schulz in Ottweiler-Mainzweiler hat schon einiges erlebt. Viele bekannte Künstler sind in den vergangenen Jahren dort aufgetreten, die man ansonsten wohl kaum in dem zu Ottweiler gehörenden Dorf Mainzweiler erwartet hätte.

Am 16. April 2009 sollten es mit der Black Sails Over Europe Tour sogar gleich vier Gruppen an einem Abend werden. Da es sich um einen Donnerstag handelte, wurde das Konzert naturgemäß weniger gut besucht als dies wohl an einem Wochenende der Fall gewesen wäre, mit der sich nur im zweistelligen Bereich befindenden Besucherzahl ergab sich dafür aber eine interessante, ja fast schon familiäre Konzertatmosphäre.

Den Einstieg in den Konzertabend beging pünktlich um 20 Uhr die nordrhein-westfälische Pagan/Folk-Metal-Gruppe Adorned Brood. Diese besteht seit über 15 Jahren und zählt damit zu den dienstältesten Bands in diesem Bereich. Die Black Sails Over Europe Tour bestritten Adorned Brood mit einem besonderen Lineup: Am Schlagzeug saß Mike, der die Band 1993 mitgegründet hatte und nun, über zehn Jahre nach seinem Ausstieg, für die aktuelle Tournee zu Adorned Brood zurückkehrte. Außerdem umfasste das Lineup der Gruppe den Keyboarder Niklas, der die Flötistin Ingeborg Anna vertrat.

Nach ihrem Intro begann die Gruppe ihren Auftritt mit dem selbstbetitelten Stück „Adorned Brood“. Ab der aller ersten Sekunde war die Band voll da, die Zuschauer sahen eine vor Energie nur so strotzende Darbietung. Erstmal warm werden? Sich ein, zwei Minuten Anlaufzeit gönnen? Nicht mit Adorned Brood! Stattdessen zeigten die fünf Musiker eine ungeheure Spielfreude und vom ersten Ton an unentwegtes Headbangen.

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Adorned Brood lieferten einen überzeugenden Einstieg 

Der enorme Elan der Band trug maßgeblich dazu bei, dass der Funke sofort auf das Publikum übersprang. Nach dem zweiten Stück „Am Grunde des Meeres“ erreichte das Konzert einen wahren Höhepunkt, als Adorned Brood ihre Version des bekannten „7 Tage lang“ („Was wollen wir trinken sieben Tage lang? Was wollen wir trinken, so ein Durst?“) anstimmten. Spätestens mit der Metal-Version dieses altbekannten Stückes, dessen Text jeder wohl irgendwo her kennt, konnten Adorned Brood auch den letzten Konzertbesucher für sich begeistern. Die Fans in den ersten Reihen headbangen wie die Weltmeister, die Stimmung im Saal war mehr als ausgelassen.

Auch im weiteren Konzertverlauf konnten Adorned Brood das Publikum durchgehend an sich binden. Zum Abschied hatte die Band mit „Drunken Sailor“ sogar noch ein weiteres Cover eines ebenso bekannten wie leicht mitzusingenden Trinkliedes im Programm. Im vorderen Teil des Publikums breitete sich ein kollektives Springen und Schunkeln (teilweise sogar beides zugleich) aus. Unter gebührendem Applaus und Jubel des Publikums verließen Adorned Brood dann um 20:35 Uhr die Bühne.

Nun folgte eine Umbaupause, die sich mit einer Dauer von zehn Minuten erfreulich kurz hielt. Die zweite Gruppe des Abends war die niederländische Pagan/Folk-Metal-Band Heidevolk. Diese betrat mit dem Stück „Krijgsvolk“ die Bühne und wurde sogleich gut empfangen. Weiter ging es mit den Liedern „Saksenland“ und „Walhalla Wacht“. Gespielt wurden auch „Het Wilde Heer“ und „Het Bier Zal Weer Vloeien“.

Der sehr melodische Pagan Metal von Heidevolk kam überaus gut an. Das markanteste Stilelement in der Musik der Niederländer ist hierbei die Tatsache, dass der melodische Gesang nicht von einem, sondern gleich von zwei Sängern kommt. Dieser Umstand verleiht Heidevolk einen enormen Wiedererkennungswert und gibt ihrem Sound eine einzigartige Note.

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Heidevolk fallen durch zwei Sänger auf 

Das Publikum zeigte sich von der Band, die im übrigen ausschließlich in ihrer Landessprache singt, überaus angetan.  Gegen Ende des Konzertes verlautete dann „Der nächste Song ist der letzte von uns“ von der Bühne. Das Publikum antwortete mit einem gemeinschaftlichen „oooooooh„. Daraufhin erging die Ankündigung „Aber wenn ihr wollt kommen wir ja wieder!“ (Publikum: „Jaaaaa!“).

Um 21:25 Uhr verließen Heidevolk dann die Bühne. Während sich ein Teil des Publikums nun auf den Weg zu den Toiletten und dem Merchandise-Stand machte, wollte der andere Teil Heidevolk noch nicht ziehen lassen. Laute Zugaberufe veranlassten die Niederländer dann auch tatsächlich, noch ein Stück zu spielen bevor sie das Feld räumten.

Eine viertel Stunde lang wurde nun die Bühne umgebaut. Kurz vor Ende der Umbauphase setzte sich dann auch die nächste Gruppe in Richtung Bühne in Bewegung. Diese war aber nicht Alestorm, nein, als nächstes sollten Týr spielen!

Damit hatte wohl niemand gerechnet. Auch für mich persönlich war es eine faustdicke Überraschung. Dass Alestorm seit dem Erscheinen ihres Debütalbums im letzten Jahr eine Bilderbuchkarriere hingelegt haben, ist allgemein bekannt. Dass Alestorm nun aber selbst vor Týr spielen sollten hätte ich mir nie träumen lassen.

Týr haben bereits vier Alben veröffentlicht und sind europaweit bekannt – seit Jahren. Dass Alestorm im Jahre 1 nach Veröffentlichung ihres Debütalbums vor Týr eine Europatournee als Headliner anführen ist schon fast eine Sensation.

Nun aber zum Auftritt von Týr. Die Viking-Metal-Band von den Färöer Inseln betrat um 21:45 Uhr mit „Hold The Heathen Hammer High“ die Bühne. Der Empfang seitens des Publikums war ausgesprochen gut. Die vier Färinger zeigten sich den Besuchern in voller Montur – es gibt wohl nur sehr wenige Bands auf der Welt, die ihre Konzerte in Kettenhemd und Lederharnisch absolvieren.

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Viking Metal in Harnisch und Kettenhemd: Týr 

Obwohl die für Týr charakteristische langsame, vergleichsweise gemächliche Spielweise den Sound der Band etwas weniger live-tauglich macht als die stimmungsträchtigeren Hymnen der anderen auftretenden Gruppen, fanden Týr großen Anklang. Zur Freude der Band hatte sich ein Fan sogar mit einer Flagge der Färöer Inseln vor der Bühne postiert.

Mit Stücken wie „Hail To The Hammer“ oder „Northern Gate“ wusste die Band ihre Fans zu begeistern. Sänger Heri scherzte wiederholt mit dem Publikum („It’s way too hot in here, maybe I shouldn’t wear all that armor…“) und erläuterte manchen Song näher. Unter anderem auch einen, der „to kick the Scottsman’s ass“ zum Inhalt hatte – na hoffentlich haben das Alestorm nicht gehört! 

Nach „Ramund Hin Unge“ machten sich Týr um kurz vor 22:40 Uhr daran, die Bühne zu verlassen, wurden aber von Rufen nach einer Zugabe aufgehalten. Heri erkundigte sich, was denn das Wort „Zugabe“ bedeuten würde. Nachdem man ihm den Begriff dann sinngemäß mit „one more“ übersetzt hatte, erfolgte die Zugabe dann auch. Das Publikum verabschiedete Týr im Anschluss unter großem Zuspruch.

Während der nun folgenden Umbauphase stimmte eine Gruppe Fans den „Drunken Sailor“ an. Alestorm-Sänger und -Keyboarder Christopher, der zum Soundcheck auf der Bühne stand, ließ sich auf den Spaß ein und spielte daraufhin die Melodie des Stücks auf seinem Instrument.

Um 22:55 Uhr begann dann das Konzert von Alestorm. Ein Konzert einer Band, die erst im Vorjahr ihr Debütalbum veröffentlicht hat und die noch vor einem Jahr niemand kannte. Die sprunghafe Karriere von Alestorm, die es in nur einem Jahr schafften, von einer völlig unbekannten Gruppe zu einer Band mit europaweit ebenso großem Erfolg wie Bekanntheitsgrad zu werden, ist wohl mit kaum einer anderen Band zu vergleichen. 

Die Stimmung beim Beginn des Auftritts von Alestorm war herausragend. Schon nach den ersten Minuten bewegten sich die Freudentänze vor der Bühne in Richtung Pogo, das Publikum war kaum noch zu halten. Sänger Christopher stellte Alestorm derweil mit den Worten „We are Alestorm and we sing about pirates!“ vor. Damit war das Wesentliche geklärt.

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Senkrechtstarter und Stimmungskanonen: Alestorm

Die wilde Power/Folk-Metal-Truppe brachte den Saal zum kochen. Selbst bezeichnen Alestorm ihre Musik auch gerne als „Scottish Pirate Metal“. Man könnte auch einfach Piraten-Party-Metal dazu sagen, denn die Musik von Alestorm ist komplett auf drei Dinge ausgelegt: Stimmung, Stimmung und Stimmung. Das Konzert in Ottweiler zeigte eindrucksvoll, dass dieses Konzept vollends aufgeht.

Bei Stücken wie „Wenches and Mead“ oder „Captain Morgan’s Revenge“ sang das Publikum teils nach Kräften mit. Alestorm rissen die Konzertbesucher derart mit, dass manchem Fan selbst die überschaubare Besuchermenge an diesem Abend nicht zu klein zum Crowdsurfen sein konnte.

Mit dem letzten Stück der Setlist, „Wolves of The Sea“, spielten Alestorm dann zu guter Letzt noch einen Titel, bei dem auch die erschöpftesten Fans noch mitsingen konnten („With a hei hei ho and a hei hei hey we’re hosting the flag to be free…“).

Um 23:45 Uhr verließen die Schotten dann die Bühne. Nach einer Zugabe riefen die Fans zwar vergebens, doch Alestorm hatten dem Publikum mit ihren enorm stimmungsvollen Party-Hymnen grandios eingeheizt.

Die Black Sails over Europe Tour war uneingeschränkt sehenswert. Wenn es nach dem Publikum in Ottweiler geht, wurden die „schwarzen Segel“ bestimmt nicht zum letzten Mal gehisst!

 

Konzertbericht: Stefan Frühauf, Stefan(at)dark-festivals.de

 

Hinweis: Die Fotogalerie zu diesem Konzert ist aufgrund technischer Umbaumaßnahmen im Jahr 2013 nicht mehr online.