Die Paganfest-Tour zählt zu den bekanntesten Festival-Tourneen überhaupt und ist seit langem eine feste Größe in der Metal-Szene. Die 2009er-Auflage der Tour führte in diesem Jahr Korpiklaani, die apokalyptischen Reiter, Unleashed, Alestorm, Ex Deo und Swashbuckle durch Europa.
Am 24. September 2009 hielt die Tournee im saarländischen Illingen Einzug. Dark-festivals.de war mit vor Ort.
Der Tourplan der Paganfest-Tournee 2009 ist schon eine amüsante Sache. Dort stehen, teilweise mit der Ergänzung ausverkauft, Namen von Städten wie München, Hamburg, Dortmund, Frankfurt, Paris oder Wien – und mittendrin doch tatsächlich Illingen. Eine Europatournee dieses Kalibers mitten in der Provinz, das hat man nicht alle Tage!
Am 24. September war dann aber genau das der Fall: Paganfest 2009 in der Illipse Illingen. Die hiesige Fangemeinde konnte sich freuen. Eröffnet wurde das Spektakel pünktlich um 18 Uhr von Swashbuckle. Die amerikanische Thrash-Metal-Band hat sich ähnlich wie Alestorm das Piraten-Image auf die Fahnen geschrieben, so stand das Trio stilecht in Piratenmontur inklusive Plüsch-Papagei vor den Konzertbesuchern.
Ohne Zeit zu verlieren donnerten Swashbuckle dem Publikum ihr Set gleich mit voller Kraft entgegen. Die Piraten hatten dabei die Menge sofort auf ihrer Seite, sodass der Forderung von Sänger Admiral Nobeard, ein Moshpit zu bilden, auch sogleich Folge geleistet wurde. Swashbuckle konnten durchgehend beste Publikumsreaktionen für sich verbuchen.
Admiral Nobeard wandte sich im Laufe des Konzertes an die Besucher, um den Titel des Paganfests für sich zu reklamieren. Dieses solle nur noch als Piratefest bekannt sein, wie er verkündete. Auch am Merchandise-Stand von Swashbuckle lies sich dieser Anspruch ablesen, denn auf den hauseigenen Paganfest-Shirts der Band war das Wort Pagan durchgestrichen und frech mit Pirate überpinselt.
Nach dieser Aufforderung zum Piratefest stimmten Swashbuckle ihr Stück „Cruise Ship Terror“ an, bei dessen Beginn zwei Entertainer die Bühne enterten. Einer davon trug ein Papageien-Kostüm, der andere war als Haifisch verkleidet. Beide legten wilde Tanzeinlagen auf das Parkett, die im Publikum auf reichlich Zuspruch stießen. Außerdem flog ein aufblasbarer Gummi-Hai in die Menge, an dem die Besucher sichtlich ihren Spaß hatten.
Im Folgenden verteilte sich die Menge über den ganzen Raum, um in der Mitte einen großen Moshpit zu bilden. Der Rest des Konzertes wurde von Tänzen im Moshpit und Rangeleien um den Gummi-Hai begleitet. Unter großem Applaus verließen Swashbuckle um 18:30 Uhr die Bühne. Die Piraten-Band hatte aus ihrer halben Stunde Spielzeit schlicht und einfach das Beste herausgeholt, was man aus dieser knappen Auftrittsdauer irgendwie fördern kann.
In der folgenden Umbaupause kündigten zwei Ständer mit Bannern des lateinischen Ausspruchs S.P.Q.R. das baldige Erscheinen von Ex Deo an. Die Epic-Death-Metal-Band legt ihrem musikalischen Schaffen nämlich die Geschichte des römischen Reiches sowie römische Mythologie zugrunde – ein angenehm unverbrauchtes Thema im Angesicht von unzähligen Bands mit Wikinger- oder Heiden-Thematik.
Obwohl erst 2008 gegründet, sind Ex Deo beileibe keine Unbekannten. Bei der Gruppe handelt es sich nämlich um das Nebenprojekt der québecer Death-Metal-Band Kataklysm. Um 18:45 Uhr trat die Gruppe nach einem langen, epischen Intro auf die Bühne. „Rome has arrived!“ ließ Sänger Maurizio die Menge mit Nachdruck wissen.
Ex Deo lieferten den Anwesenden eine gute Vorstellung. Viele Jahre Death-Metal-Erfahrung mit Kataklysm wissen auch in römischer Lederrüstung zu gefallen. Ex Deos Mischung aus harschem Death Metal und epischen Römer-Fanfaren konnte das Publikum ganz offensichtlich überzeugen. Kurz vor 19:15 Uhr verabschiedeten die Konzertgäste Ex Deo mit viel Applaus.
Eine viertel Stunde später wurde es Zeit für Alestorm, die zweite Piraten-Band des Abends. Für nicht wenige der Konzertbesucher dürften Alestorm – obwohl fern der Headliner-Position – einer der wesentlichen Gründe für den Besuch des Paganfests gewesen sein. Dies zeigte sich mitunter daran, wie schnell sich auf ein Mal die Halle füllte. Alestorm erfreuen sich seit ihrer Gründung ungebrochener Beliebtheit.
Die schottische Power-Metal-Band im Piratengewand hat eine der steilsten Karrieren der letzten Jahre hingelegt und im April trotz Newcomer-Status sogar die Black-Sails-Over-Europe-Tour als Headliner angeführt. Den Konzertbesuchern konnte es an diesem Abend gar nicht schnell genug gehen. Schon während dem Intro hallten laute „Alestorm! Alestorm!“-Rufe aus dem Publikum. Als die vier Musiker dann mit „The Quest“ die Bühne betraten, war die Menge hellauf begeistert.
Zu Stücken wie „Wenches and Mead“ oder „That Famous Ol‘ Spiced“ tanzten, schunkelten, headbangten und sangen die Anwesenden was das Zeug hielt. Beim Stück „Nancy The Tavern Wench“ erklomm dann Swashbuckle-Sänger Admiral Nobeard die Bühne. Nobeard – mit Piratenhut auf dem Kopf, Plüsch-Papagei auf der Schulter, Vollbart und rund wie ein Medizinball – weist allein von seinem Anblick her schon einiges an Unterhaltungswert auf, nun aber gab er auch noch den Gastsänger. Mit seiner rauen, Thrash-Metal-erprobten Stimme grölte Admiral Nobeard also das Stück „Nancy The Tavern Wench“, eine riesen Gaudi! Das Publikum konnte sich kaum halten und zollte dem stämmigen Swashbuckle den gebührenden Jubel.
Offensichtlich wird bei den beiden Piraten-Bands auch über die Grenzen verschiedener Musiklabels hinweg die Kollegialität sehr groß geschrieben, denn während des Stückes „Keelhauled“ zeigten Swashbuckle erneut Präsenz. So stürmte unter großem Zuspruch des Publikums der Tänzer in Papageien-Verkleidung auf die Bühne und verausgabte sich nach allen Regeln der Kunst, während Swashbuckle-Gitarrist RedRum Alestorm-Sänger Christopher – ob dieser wollte oder nicht – mit einer Ladung Bier bedachte.
Im weiteren Konzertverlauf teilte sich die Menge auf Geheiß von Alestorm in zwei Hälften, um bei „Captain Morgan’s Revenge“ aufeinander los zu stürmen und sich in einem tobenden Moshpit zu treffen. Der Saal kochte, die Stimmung erreichte ihren bisherigen Höhepunkt.
Als letzten Song stimmten Alestorm „Wolves Of The Sea“ an. Die Menge sang lauthals mit, einige Besucher enterten die Bühne und warfen sich zum Mengensurfen ins Publikum. Wer bitte braucht noch einen Beweis von Alestorms Begeisterungsfähigkeit? Um 20:10 Uhr verließen die Piraten dann die Bühne, woran auch erneute „Alestorm!“-Rufe nichts änderten.
Da sich ein Teil der Besucher nun erst einmal ausruhen musste, spielten die um 20:25 Uhr auftretenden Unleashed vor weniger Zuschauern als Alestorm. Der Stimmung tat dies aber keinen Abbruch. So fragte Sänger Tomas nach dem ersten Stück „Are you ready for Viking Death Metal?“ und konnte sich der Zustimmung des Publikums gewiss sein.
Auch wenn die Menge nicht derart mitging wie bei Alestorm, wussten Unleashed dennoch zu gefallen. Vor allem schlug beim Auftritt der Schweden die Stunde der Headbanger, die in den vorderen Reihen in Scharen ihre Köpfe kreisen ließen. Einige treue Fans zeigten sich auch durchgehend textsicher.
Gegen Ende des Konzertes hatte sich die Halle auch wieder mehr gefüllt, sodass Unleashed bei ihrem letzten Stück „Death Metal Victory“ einige Extra-Refrains zum Besten gaben. Mit dem Versprechen „Unleashed will be back!“ verabschiedeten sich die Schweden gegen 21:10 Uhr.
Um 21:30 Uhr erklang dann das Intro der apokalyptischen Reiter. Mit lauten„Reiter!“– und „Reitermania!“-Rufen fieberte die Menge dem Auftritt der Gruppe entgegen. Als die Musiker dann auf der Bühne standen war der Jubel groß. Die Fans waren von Anfang an gut dabei und sangen begeistert mit.
Als Sänger Fuchs beim Stück „Revolution“ die Fahne der apokalyptischen Reiter schwenkte, feierten ihn die Fans voller Elan. Auch zu Stücken wie „Riders On The Storm“ oder „Friede sei mit dir“ herrschte beste Stimmung. Ähnlich wie es auch bei Alestorm der Fall war hielt sich auch im Konzertverlauf der apokalyptischen Reiter kaum jemand an den Verkaufsständen oder draußen auf, fast alle Konzertbesucher zog es in die Halle.
Als letztes Stück wurde „Seeman“ angekündigt, bei dem eine junge Frau die Bühne betrat, die Fuchs dem Publikum als „Seemannsbraut“ vorstellte. Er wisse nicht mehr woher sie komme, sie sei aber wohl im Laufe der Paganfest-Tournee „irgendwie bei uns im Bus gelandet“. Die „Seemannsbraut“ versuchte sich im Folgenden als Tänzerin. Entgegen der vorherigen Ankündigung spielten die apokalyptischen Reiter mit „Reitermania“ noch einen weiteren Song. In dessen Verlauf wurde die „Seemannsbraut“ in einem Schlauchboot, wie es bei den apokalyptischen Reitern des Öfteren zum Einsatz kommt, über die Menge hinweg gegeben.
Nachdem sich die apokalyptischen Reiter dann von der Bühne begeben hatten, forderte das Publikum eine weitere Zugabe. Die Band kehrte in Folge dessen mit dem Tourmanager auf die Bühne zurück, der der Gruppe noch ein weiteres Lied erlaubte. Bei dieser Gelegenheit stimmte die Band zusammen mit dem Publikum auch gleich ein Happy Birthday für den Tourmanager an, da dieser Geburtstag hatte. Nach „Metal Will Never Die“ beendeten die apokalyptischen Reiter dann um 22:30 Uhr unter großem Applaus ihr Konzert.
Um 22:55 Uhr stand mit Korpiklaani dann der Headliner der Paganfest-Tour auf der Bühne. Als die Finnen, deren Folk-Metal stark von Humppa (finnischer Polka) beeinflusst ist, mit ihrem Stück „Vodka“ vor die Menge traten, wurde ihnen ein euphorischer Empfang beschert. Ihre Hymnen wie „Journey Man“ oder eben „Vodka“ klangen aus allem Mündern, einmal mehr zeigten sich Korpiklaani als absoluter Stimmungsgarant.
Das Mitsingen der Menge beschränkte sich dabei nicht nur auf die englischsprachigen Stücke, auch bei finnischen Titeln wie „Tuli Kokko“ tat man das möglichste. Korpiklaani konnten das Publikum durchgehend an sich fesseln. Der späten Uhrzeit und dem Werktag war zwar geschuldet, dass die Finnen insgesamt vor etwas weniger Menschen spielten als die apokalyptischen Reiter (wobei die Besucherzahl generell für Donnerstagabend nicht niedrig war), diese überzeugten sie aber umso mehr.
Mit „Beer Beer“ mobilisierten Korpiklaani die letzten Kräfte in den Reihen ihrer Fans und verließen dann die Bühne. Sofort stimmte das Publikum „We want more!“-Rufe an und das Sextett kam mit dem „Hunting Song“ zurück. Nach dessen Ausklang machten sich Korpiklaani unter tosendem Applaus dann endgültig daran, die Bühne zu verlassen. Sänger Jonne stellte vorher noch die einzelnen Bandmitglieder vor und sprach dem Publikum seinen ausdrücklichen Dank aus.
Um 0 Uhr war damit das Paganfest zu Ende. Zurück blieben viele zufriedene Gesichter nach einem wirklich gelungenen Konzertabend.
Konzertbericht: Stefan Frühauf, Stefan(at)dark-festivals.de
Hinweis: Die Fotogalerie zu diesem Konzert ist aufgrund technischer Umbaumaßnahmen im Jahr 2013 nicht mehr online.