Welle:Erdball – Operation: Zeitsturm

Vier lange Jahre hat es seit „Chaos Total“ gedauert, doch nun steht mit „Operation: Zeitsturm“ tatsächlich die Veröffentlichung des neuen Albums von Welle:Erdball bevor. Man könnte auch sagen die neue Sendung von Welle:Erdball, denn offiziell betrachtet sich die niedersächsische Electro-Band nach wie vor als Radiosender.

„Operation: Zeitsturm“ erscheint am 16. April zusammen mit dem gleichnamigen Spielfilm von und mit Welle:Erdball. Näheres zum Album erfahrt ihr in dieser Rezension.

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„Operation: Zeitsturm“ besteht aus 15 Liedern mit einer Gesamtspielzeit von gut 53 Minuten. Als erstes kann festgehalten werden: Im Vergleich zu vorherigen Alben beziehungsweise Sendungen der Band hat sich auch auf dem neuen Werk kaum etwas verändert – und das ist eine durchweg positive Feststellung.

Welle:Erdball stehen seit jeher für kuriose, elektronische Musik und das tun sie auch weiterhin. Dazu gehören auch auf „Operation: Zeitsturm“ wieder der Charme der Neuen Deutschen Welle und teils minimalistische Klangerzeugung mittels eines alten C64-Computers, dessen Geräusche einen an alte Atari- oder Sega-Spiele aus längst vergangenen Zeiten erinnern.

Der schräge Sound von Welle:Erdball ist und bleibt also ebenso unverwechselbar wie unnachahmlich. Auch qualitativ bleibt das neue Album keinesfalls hinter seinen Vorgängern zurück. Gesanglich steht naturgemäß auch auf „Operation: Zeitsturm“ Leadsänger Honey im Vordergrund. Wie in der Vergangenheit schon mit Stücken wie „Ich bin aus Plastik“ geschehen, gibt es mit „Marie-Sophies Reise“ aber auch auf der neuen Veröffentlichung ein Stück, das rein auf weiblichen Gesang setzt. Auch Instrumentalstücke („Zeitstrangveränderung“, „Chaos Total“) sind mit dabei.

Wie von Welle:Erdball gewohnt, spart die Band auch dieses Mal wieder nicht mit Gesellschafts-, Konsum- und sonst welcher Kritik. Paradebeispiel ist das Stück „Die falsche Front“. In diesem heißt es unter anderem „Steck deine ganze Zeit in deinen Fernsehschirm. Vergifte deinen Geist und dein Gehirn.“ oder auch „Schau dir dein Leben an, wir sind vernetzt. Die Wirtschaft kommt zuerst und zuletzt.“.  Zudem zitiert Honey in dem Stück mit mahnender Flüsterstimme aus dem Grundgesetz („Die Würde des Menschen ist unantastbar…“), auch Liedtitel wie „Geld regiert die Welt“ sprechen Bände.

Nicht nur klanglich, sondern auch inhaltlich bleiben Welle:Erdball auf „Operation: Zeitsturm“ also ganz auf alter Linie.

Zuletzt seinen noch zwei Stücke gesondert erwähnt, die besonders hervorstechen. Zum einen ist da das Stück „Wizard of Wor“, das nach einem Computerspiel für den Commodore 64 benannt ist. In diesem treiben Welle:Erdball ihren Computerspiel-Klang auf die Spitze und verwenden auch elektronische Sprachsamples. In einer anderen Version wurde das Stück auch bereits auf dem „Chaos Total“-Album veröffentlicht.

Das andere Lied, das ich noch erwähnen möchte, ist „Zauberfee“. In diesem präsentieren Welle:Erdball einen oberkitschigen Text mit einer großen Prise 50er/60er-Jahre-Nostalgie zu einer nach Heimorgel klingenden musikalischen Untermalung – Elektro-Schlager vom Feinsten!

Fazit

Ein empfehlenswertes Album. Nach ihrer vierjährigen Durststrecke werden Fans von Welle:Erdball nicht enttäuscht.

Wer elektronische Musik mag, wird an „Operation: Zeitsturm“ seine Freude haben.

 

Rezension: Stefan Frühauf, Stefan(at)dark-festivals.de