Studiobericht: Zu Besuch bei Adorned Brood im Kohlekeller Studio

Adorned Brood. Obwohl nicht zur Massenbekanntheit gelangt, schlägt Fans der härteren Metal-Schiene bei diesem Bandnamen das Herz höher. Die vornehmlich in Nordrhein-Westfalen beheimatete Gruppe ist schließlich auch nichts weniger als einer der Mitbegründer des deutschen Pagan Metal.

Ende des Jahres werden Adorned Brood ihr siebentes Album „Hammerfeste“ veröffentlichen. Die Aufnahmen zu der CD sind bereits abgeschlossen, derzeit befindet sich das Werk in der Produktionsphase. Dies nahm ich zum Anlass, im Kohlekeller Studio in der hessischen Ortschaft Seeheim-Jugenheim vorbeizuschauen, wo aktuell an dem Album gearbeitet wird.

Einen Einblick in die Studioarbeiten und Informationen zu „Hammerfeste“ aus erster Hand erhaltet ihr im folgenden Bericht.

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Grafik: myspace.com


Die Lage des Kohlekeller Studios erklärt auch gleichzeitig seinen Namen, denn die Räumlichkeiten befinden sich im Keller des Wohnhauses von Studiobetreiber Kristian „Kohle“ Kohlmannslehner. Bei ihm ließen es in den vergangenen Jahren unter anderem schon Bands wie Crematory oder Powerwolf krachen.

Wenn es um vollwertige Alben geht, kann ungefähr jeden Monat eine Band im Kohlekeller Studio bedient werden. Hinzu kommen dann noch Gruppen, die lediglich eine EP oder einzele Stücke aufnehmen wollen, oder aber ihr anderweitig aufgenommenes Material zum Mischen vorbeibringen. Im Kohlekeller Studio herrscht also ein stetiges Ein und Aus.

Am Tag meines Besuchs saßen gerade Till (Gitarre) und Dragutin (Gesang) von der Power-Metal-Band Elvenpath im Studio und führten ihr Vorgespräch mit Tontechniker Kai Stahlenberg. Dass sich eine Band vor den Aufnahmen das Studio schon einmal ansieht und dort mit den Verantwortlichen Details zum Album bespricht, ist durchaus üblich. Bei Bands aus anderen Ländern, die aus geographischen Gründen nicht zu einem Vorgespräch erscheinen konnten, sei es aber auch schon vorgekommen, dass die Musiker kaum eine Stunde nach ihrem ersten Betreten des Studios mit ihren Aufnahmen begonnen haben.

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Kristian „Kohle“ Kohlmannslehner betreibt sein Studio seit über zehn Jahren

Im Falle von Adorned Brood haben sich allerdings einige der Bandmitglieder das Studio vorher angesehen. Federführend bei der Auswahl des Studios war Adorned Broods Gitarrist Jan Jansohn, der stellvertretend für seine Band anwesend war und mir Rede und Antwort stand. Jan hat mit dem Kohlekeller Studio schon in der Vergangenheit gute Erfahrungen gemacht und mit seiner vorherigen Band bereits ein Album dort eingespielt.

Neben dem hochwertigen Equipment schätzt Jan am Kohlekeller vor allem die große Genre-Erfahrung des speziell auf Metal ausgerichteten Studios.

Die Aufnahmen von Adorned Brood sind im Kohlekeller erfolgreich verlaufen und waren zum Zeitpunkt meiner Anwesenheit bereits abgeschlossen. Tontechniker Kai arbeitete aktuell an der Abmischung. Ein Album wird immer zuerst komplett aufgenommen und anschließend abgemischt. Das Abmischen nimmt dabei drei bis vier Tage in Anspruch.

Eines der Lieder wird aber meistens schon während den Aufnahmen fertig abgemischt, um diverse technische Einstellungen schon vor Ende der Aufnahmen auf das Album ausgerichtet zu haben. Bei Adorned Brood war es das Titelstück „Hammerfeste“, das es in einer fast fertigen Version zu hören gab – ein echter Brecher!

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Kai Stahlenberg bei den Arbeiten an „Hammerfeste“

Während das finale Covermotiv des Albums noch nicht feststeht – Band und Plattenlabel müssen hier noch einige Differenzen überwinden – liest sich die fertige Trackliste des Werkes wie folgt:

1.  Hammerfeste
2.  Pagan Knights
3.  In Battle
4.  Death in Disguise
5.  Triumph
6.  Hellea
7.  Lead My Ship
8.  Kaperfahrt
9.  Bless our Warriors

Wie die Liedtitel erahnen lassen, handelt es sich erneut um ein fast ausschließlich englischsprachiges Album. Lediglich das Stück „Kaperfahrt“ und der Refrain von „Triumph“ sind deutsch. Bei „Kaperfahrt“ handelt es sich übrigens um die Neuinterpretation des gleichnamigen Volksliedes. Somit bleiben Adorned Brood auch auf „Hammerfeste“ ihrer 2006 auf dem „Heldentat“-Album begonnen Tradition treu, pro Album ein Volkslied zu vertonen.

Schon die unfertige Version, die es von „Kaperfahrt“ zu hören gab, machte gehörig Laune – „Sieben Tage lang“ und „Drunken Sailor“ bekommen einen würdigen Nachfolger! Als drittes Lied im Bunde konnte ich die Beta-Version von „Death in Disguise“ anhören. Bei diesem schlägt eines der neuen Elemente bei Adorned Brood durch: Die intensivierten Chöre.

Nach Angaben von Jan sollen diese das Gesamte fertige Album durchziehen. Für die Chorpassagen haben Adorned Brood gleich drei Gastsänger auf ihrem Album verewigt. Es handelt sich dabei um Florian alias „Die Blutaxt“ von Black Unicorn, Moritz Stübig von Vision Scope und den ausgebildeten Opernsänger (!) Ronny Richfelder.

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Adorned-Brood-Gitarrist Jan Jansohn im Kohlekeller Studio

Bei den Choraufnahmen singt auch Adorned Broods Flötistin Anne mit, die seit 2009 der Band angehört. Im Gegensatz zu ihrer Vorgängerin Ingeborg bleibt sie aber beim Hintergrundgesang, weiblicher Leadgesang fällt somit auf „Hammerfeste“ komplett weg. Die Flötenpassagen sollen dafür allerdings zunehmen. Neu sind auch die vielen Pianospuren, die auf Keyboarder Niklas – seit 2008 mit Adorned Brood unterwegs, seit 2009 fest – zurückgehen.

Neben dem durch Flöten, Chöre und Keyboard größer werdenden Bombast wird „Hammerfeste“ höchstwahrscheinlich eine deutlich druckvollere Produktion zuteil werden. Was bisher nur ansatzweise zu hören war, macht schon einen sehr viel versprechenden Eindruck. Aller Voraussicht nach kann sich die Metal-Gemeinde auf ein mehr als lohnendes, ebenso gut musiziertes wie produziertes Album freuen!

 

Bericht: Stefan Frühauf, Stefan(at)dark-festivals.de

 

Ein herzliches Dankeschön an Jan, „Kohle“ und Kai für den informativen Tag!