Faun – Eden

Für ein neues Album lässt sich die Pagan-Folk-Gruppe Faun auch mal Zeit. Mehr als je zuvor gilt das auch für ihr kommendes Werk „Eden“. Die Produktionszeit des Werkes ist nämlich wirklich enorm, erste Stücke der CD wurden bereits 2008 live auf Konzerten gespielt.

Über drei Jahre später und nach zwei mehrmonatigen Aufnahme-Sessions in diversen Tonstudios ist „Eden“ nun fertig. Ausgestattet mit einer gewaltigen Gesamtspielzeit von über 70 Minuten erscheint das Werk nun am 24. Juni.

Hat sich die Wartezeit gelohnt?

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Trotz des langen Produktions- und Aufnahmezeitraums wird „Eden“ von Faun als Konzeptalbum beschrieben. Die Idee hinter dem Werk ist demnach eine Betrachtung des Garten Edens aus verschiedenen kulturellen, musikalischen und mythologischen Perspektiven.

Konzept heißt in diesem Fall aber keineswegs stilistische Enge, denn wie von Faun gewohnt ist auch „Eden“ zu einem Meer aus Sprachen und Instrumenten geworden. So deckt die sprachliche Bandbreite unter anderem Deutsch, Latein oder mehrere skandinavische Sprachen ab. Die Quellen der verschiedenen Texte reichen hierbei von historischen Schriften über mittelalterliche Zaubersprüche bis hin zu Gedichten von Oskar Wilde.

In Szene gesetzt wird die Lyrik mit einem umfangreichen Instrumentarium auf Harfe, Dudelsack, Flöten, Xylophon, Drehleier, Nyckelharpa und verschiedensten Perkussions- und Lauteninstrumenten. Im Hintergrund agiert auch unaufdringlich der Synthesizer. Dieser wird derart behutsam eingesetzt, dass man ihn oft nicht bewusst wahrnimmt. Trotz elektronischem Hintergrund dürfte „Eden“ also selbst jene Folk-Fans nicht vergraulen, die bei dem Wort Synthesizer ansonsten gleich Reißaus nehmen.

So breit aufgestellt wie die Instrumente ist auch der Gesang. Neben weiblichem und männlichem Gesang in verschiedensten Intonationen gibt es auch diverse Choräle. Für das Stück „Lupercalia“ haben Faun zum Beispiel die englische Damengruppe Mediaeval Baebes als Chor engagiert.

Aus diesem reichhaltigen Fundus an Texten, Instrumenten und Gesängen kreieren Faun ein ruhiges, sanftes Klangbild, dessen atmosphärische Bandbreite von nachdenklich bis heiter, von mystisch-verträumt bis hypnotisch reicht. Von der Intonation ihrer Musik her lassen sich Faun dabei nicht festnageln. Mal scheint ihr Spiel keltisch, mal mittelalterlich beeinflusst; selten sind sogar arabisch-orientalische Aspekte auszumachen („Pearl“).

Wieder einmal legen sich Faun also weder regional noch epochal fest, ihr Stil der Folklore hält sich nicht an festen Definitionsgrenzen auf. Gemeinsam ist all den verschiedenen Einflussbereichen jedoch, dass Faun sich gleich in welcher musikalischen Ausprägung mit tadellosen spielerischen Fähigkeiten zeigen.

Für Folklore-Fans bleibt auf „Eden“ also wenig zu wünschen übrig. Geboten wird ruhige, atmosphärische Folk-Musik mit abwechslungsreicher instrumentaler und gesanglicher Gestaltung sowie einer stets mehr als beachtlichen musikalischen Umsetzung.

Als einziger kleiner Kritikpunkt bleibt die Feststellung, dass selbst die heiteren Stücke wie „Iduna“ ziemlich langsam gespielt werden. Was die Spielgeschwindigkeit angeht variieren Faun im Gegensatz zu sämtlichen anderen Aspekten ihren Albums nämlich kaum. Mehr schnelle Einwürfe hätten vielleicht etwas Auflockerung gebracht.

Fazit

Ein hochwertiges Album, das Fans der ruhigeren Folklore ohne Vorbehalte ans Herz gelegt werden kann.

Punkte: 8.5 / 10

 

Rezension: Stefan Frühauf, Stefan(at)dark-festivals.de