Black Troll Winterfest 2011 – Festivalbericht

Das Black Troll Winterfest wurde erstmals 2009 als winterliches Pendant zum Black Troll Open Air Festival ins Leben gerufen. Wie auch bei der Schwesterveranstaltung konzentriert sich die Bandauswahl des Indoor-Festivals vorwiegend auf Gruppen aus den Bereichen Viking Metal, Pagan/Folk Metal und Black Metal.

Am 12. November 2011 fand die dritte Auflage des Black Troll Winterfest statt – dieses Mal in Mülheim an der Ruhr. Der folgende Bericht lässt den Festivaltag Revue passieren.

Zurück in den Ruhrpott! Bezogen auf den Veranstaltungsort scheint genau das das Motto der jüngsten Ausgabe des Black Troll Winterfests gewesen zu sein. Das Licht der Welt erblickte das Festival nämlich 2009 in Essen. 2010 wurde die Veranstaltung dann im Osten Deutschlands ausgetragen. Anno 2011 stand nun also wieder der Ruhrpott auf dem Programm.

So luden die Veranstalter ihre Gäste dieses Mal nach Mülheim an der Ruhr – genauer gesagt in die RWE-Sporthalle. Diese erwies sich für das Black Troll Winterfest als gelungene Wahl und absolut tauglich. Der zweigeschossige Bau verfügte nämlich entsprechend seiner sonst vorwiegend sportlichen Nutzung über große Tribünen und damit mehr als ausreichenden Sitzgelegenheiten. Diese waren auch bitter nötig, denn mit sage und schreibe 15 Bands und einem Programm von 10:00 Uhr am Morgen bis weit nach Mitternacht hat der Umfang des wohl gemerkt eintägigen Festivals mittlerweile die Grenze des Zumutbaren erreicht.

Die guten Rahmenbedingungen der Halle wurden leider durch ein fragwürdiges Tür-Regelement überschattet. Wer einmal in der Halle war, der musste auch drin bleiben. Beim Verlassen des Festival-Geländes verloren die Eintrittskarten nämlich ihre Gültigkeit. Falls jemand während des Festivals die Halle verlassen hätte, wäre er oder sie also nicht mehr herein gekommen. Mal in die Bäckerei oder den Supermarkt gegenüber zu gehen, sich jenseits der Raucher-Terrasse die Beine zu vertreten oder ähnliche Vorhaben konnte man also glatt vergessen. Diese Regelung, die der Festivalleitung von Seiten der Stadt vorgegeben worden war, sorgte unter den Besuchern mitunter für Empörung – völlig zu Recht.

Das Musikprogramm des Tages wurde schon um 10:20 Uhr von Draugr eröffnet. Zu dem Auftritt der Italiener kann ich leider nichts sagen, denn ich kam erst eine halbe Stunde später in die Halle und sah sie lediglich von der Bühne gehen. Die nächsten Stunden waren fest in der Hand der noch recht unbekannten Bands, die sich – jeweils ausgestattet mit 30 Minuten Spielzeit – einem bis dahin noch ziemlich überschaubaren Publikum präsentierten.

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Chain Of Dogs spielten zur Mittagszeit

Davon, dass in den frühen Stunden noch nicht ganz so viel los war, ließen sich die „kleineren“ Bands ohnehin nicht beirren und gingen mit viel Elan zur Sache. Als zweite Band des Tages präsentierten sich zunächst Chain Of Dogs aus den Niederlanden als stimmungsvolle Truppe. Nicht zuletzt durch die eingesetzte Mandoline stand die Gruppe für einen markanten Sound und heizte ihrer kleinen aber feinen Fanschar gut ein. Danach traten Cruadalach aus Tschechien auf die Bühne. Mit ihren acht Musikern fiel die Gruppe schon allein wegen ihrer Größe auf. Doch nicht nur Quantität, auch Qualität stimmte, denn Cruadalach kamen mit ihrer schwungvollen Show gut an. Von den Instrumenten her war Cruadalach an diesem Tag übrigens die einzige Gruppe mit einem Cello.

Die nun folgenden Crimfall setzten weniger auf außergewöhnliche Instrumente, dafür aber voll auf den markanten Kontrast ihrer beiden Vokalisten. Mit ihrem gesanglichen Zweigestirn Mikko und Helena haben die Finnen nämlich sowohl einen Growl-Sänger als auch eine Klar-Sängerin an Bord. In Mülheim kam ihr Stil auf jeden Fall an und Crimfall konnten sich guter Publikumsreaktionen erfreuen.

Um 13 Uhr wurde es dann zeit für die Folk-Death-Metal-Band Northland. Die aus Spanien angereiste Gruppe, die erst 2010 ihr Debütalbum veröffentlichte und im Prinzip zu den unbekannten Namen des Festivals gezählt werden kann, lieferte einen Auftritt ab, der deutlich über den Erwartungen lag. Zum ersten Mal für diesen Tag war das Publikum gleich von Anfang an voll mit dabei, langsam wurde es vor der Bühne auch voller. Die Zuhörer bereiteten Northland gleich zu Beginn ihren Auftrittes einen starken Empfang und feierten über die gesamte Dauer der halbstündigen Show voll mit.

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Aussichtsreiche Newcomer: Northland

Anschließend standen zunehmend bekanntere Bands auf dem Programm. Hierzu kann man auch die ab 13:45 Uhr spielende Pagan-Metal-Band Odroerir zählen, die schon seit mehr als zehn Jahren besteht. Gerade in Anbetracht dessen begannen Odroerir ihr Konzert zunächst aber vor erstaunlich wenig Publikum. Mit der Zeit stießen aber noch mehr Konzertgäste hinzu und die Thüringer konnten die Anwesenden von sich überzeugen. Vor allem die Fans von melodischen und etwas ruhigeren Klängen kamen hier voll auf ihre Kosten. Nach einer abwechslungsreichen Darbietung, die von neuen Stücken wie „Des Thors Hammer Heimholung“ bis zu Klassikern wie „Menosgada“ reichte, verabschiedeten sich Odroerir gegen 14:15 Uhr.

Nach zehn Minuten Umbau waren dann Waylander an der Reihe. Die blau geschminkten Folk-Metaller brauchten eine gewisse Aufwärmphase um in ihr Konzert zu kommen, nahmen ihre Fans danach aber gut mit. Der Platz vor der Bühne war während des Auftritts von Waylander zwar nur durchschnittlich gefüllt, auch auf den Sitzrängen hatten die Iren aber ihre Zuschauer.

Gegen 15:10 Uhr sorgten dann Negator für ein Blastbeat-Gewitter und kreisende Köpfe. Die Spezialität der norddeutschen Gruppe ist nämlich Oldschool Black Metal, was in Mülheim auf geteilte Reaktionen stieß. So kamen die Fans der ganz harten Schiene bei Negator vollends auf ihre Kosten, der durchschnittliche Festivalbesucher konnte das aber nicht unbedingt behaupten. Auf eigenen Wunsch hielten Negator ihre Show nach dem ersten Lied im Dimmlicht ab („Macht mal die scheiß Partybeleuchtung hier aus… bitte.“). Zu sehen gab es also nicht besonders viel, dafür aber einen druckvollen Sound auf die Ohren. Während Negator einem Großteil der Festivalgänger zu eintönig waren, riefen ihre Fans in den ersten Reihen sogar nach einer Zugabe.

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XIV Dark Centuries setzten auf ihr neues Album

Auf Zugabewünsche konnten Negator mit Blick auf den engen Zeitplan natürlich nicht eingehen, denn schon um 15:50 Uhr stand die nächste Band auf der Bühne. Dabei handelte es sich um die Pagan-Metaller XIV Dark Centuries, die teilweise aus den gleichen Musikern bestand wie die vorher aufgetretenen Odroerir. Bei XIV Dark Centuries herrschte gleich gute Stimmung im Publikum und auch vor der Bühne füllte es sich merklich. Den Programmschwerpunkt legte die Pagan-Metal-Band deutlich auf ihr aktuelles Album „Gizit Dar Faida“. Am Anfang gab es aus dem Werk gleich mal „Zeit der Rache“ und „Schlachtgesang“ zu hören, später noch „Hinauf zum gold’nen Tor“ und zum Abschluss „Brennen soll das alte Leiden“. Die neuen Stücke kamen ganz offensichtlich gut an, denn bei ihrem Abschied von der Bühne konnten sich XIV Dark Centuries dem Jubel der Menge sicher sein.

Kurz nach 16:15 Uhr trat mit Suidakra dann die erste Gruppe mit einer Spielzeit von mehr als 30 Minuten vor das Publikum. Als erste Amtshandlung nebelte die Folk-Death-Metal-Band aus Nordrhein-Westfalen erstmal die komplette Bühne ein. Mit „Dowth 2059“ als Opener hauten Suidakra gleich einen ihrer absoluten Kracher raus. Die Menge hatten sie damit sofort am Haken. Suidakra lagen aber auch die ruhigen Töne, was sie mit der Unterstützung ihrer Gastsängerin Tina Stabel bei „Biróg’s Oath“ unter Beweis stellten. Die Publikumsreaktionen auf den Song und das Gastspiel waren sehr gut, die Reaktionen auf Klassiker wie „The IXth Legion“ selbstredend auch. Insgesamt zeigten sich Suidakra enorm gut aufgelegt, was von dn Zuschauern auch entsprechend honoriert wurde.

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In Bestform: Suidakra

Um 17:30 Uhr stand mit der Gruppe Týr von den Färöer Inseln dann ein sehr melodischer und progressiver Vertreter des Viking Metal auf dem Programm. Týr – dieses Mal ohne die Lederrüstungen und Kettenhemden von ihren früheren Auftritten – spielten das Titelstück ihres aktuellen Albums „The Lay Of Thrym“ und weitere aktuelle Stücke wie „Flames Of The Free“ oder das ruhige „Evening Star“. Dazu gab es Songs von vorherigen Alben wie „Northern Gate“ oder das sehr beliebte „Hold The Heathen Hammer High“. Ihr Publikum beigeisterten Týr mit diesem abwechslungsreichen Programm durchgehend. Beim Ende ihres Auftritts um 18:15 Uhr riefen die Týr-Fans folglich nach einer Zugabe, die mit Verweis auf den Zeitplan aber nicht gegeben werden konnte.

Die nun folgenden Moonsorrow machten es spannend. Das Intro der Pagan-Metaller zog sich nämlich über eine Länge von fast fünf Minuten hin. Währenddessen herrschte in der Halle eine absolute Stille, die sich nach Ende des langen Intros dann bei Moonsorrows Betreten der Bühne in einem begeisterten Empfang entlud. Die hohe Stimmung im Publikum blieb während des gesamten Auftritts von Moonsorrow erhalten. Auch bei den langen Liedern der Band zeigte die Menge keine Ermüdungserscheinungen und zollte den Finnen gebührend Applaus. Um 19:25 Uhr verabschiedeten sich Moonsorrow von ihren Fans.

Gegen 19:50 Uhr schlug dann die Stunde der irischen Pagan-Metaller Primordial. Optischer Mittelpunkt der ansonsten zivil gekleideten Band war ihr Sänger Alan, der weder an Schminke noch an Kunstblut gespart hatte. Schon nach den ersten Liedern von Primordial herrschte vor der Bühne Hochstimmung. Die Band nahm ihre Fans mit einem breit gefächerten Repertoire voll für sich ein. Als Primordial nach einer Stunde Spielzeit ihren Auftritt mit „Empire Falls“ beendeten hinterließen sie rundum zufriedene Gesichter.

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Ensiferum eroberten das Publikum im Sturm

Kurz nach 21:10 Uhr bereiteten die Festivalbesucher dann dem Co-Headliner Ensiferum einen begeisterten Empfang. Die Finnen legten mit „From Afar“ auch gleich eines ihrer stärksten Stücke der vergangenen Jahre vor. Die Menge vor der Bühne war sofort euphorisch und konnte sich über ein abwechslungsreiches Set freuen, das eine Reise von aktuellen Stücken wie „Stone Cold Metal“ bis zu alten Liedern wie „Old Man“ vom Debütalbum antrat. Dazwischen setzte es dann populäre Stücke wie „Blood is the Price of Glory“ oder „Token of Time“. Leider fehlte aus unerfindlichen Gründen der beliebte Live-Klassiker „One More Magic Potion“. Dafür mobilisierten Ensiferum mit „Iron“ als letztem Stück noch ein Mal alle verbliebenen Kräfte ihres Publikums. Dieses verabschiedete die Band mit tosendem Applaus.

Für die nun folgende Umbaupause zu Immortal waren nach der Running Order eigentlich 35 Minuten eingeplant, was ja schon länger gewesen wäre als die Spielzeit der meisten Bands. Tatsächlich mussten die Fans aber eine geschlagene Stunde lang auf Immortal warten. Das vorbereitete Bühnenequipment musste aufgrund eines Fehlers noch ein Mal komplett ab- und wieder aufgebaut werden. Anschließend zog sich dann auch der Soundcheck in die Länge. Die Fans nahmen die Verzögerung zunächst mit Geduld, wurden ab 23 Uhr aber zunehmend unruhig.

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Würdige Headliner und lebende Legende: Immortal

Um 23:10 Uhr standen Immortal dann endlich auf der Bühne. Zwar spielte die norwegische Black-Metal-Legende aufgrund der fortgeschrittenen Uhrzeit vor etwas weniger Publikum als Ensiferum, das tat der Stimmung aber keinen Abbruch. Ihre Fans bereiteten Immortal zunächst einen gigantischen Empfang. Für die Wartezeit entschädigte die Band ihre Fans nun mit einer anderthalbstündigen, energiegeladenen Show, die die Anwesenden zu begeistern wusste. Eines wurde dabei schnell klar: Trotz den 20 Jahren im Geschäft haben es Immortal immer noch voll drauf! So bildeten sie mit ihrer druckvollen Vorstellung, viel Spielfreude, pyrotechnischen Einlagen und vor allem vielen begeisterten Fans einen mehr als würdigen Abschluss des Black Troll Winterfest 2011.

Als kleines Fazit möchte ich noch einmal anbringen, dass sich der Besuch des Festivals auf jeden Fall lohnte. Auch Makel wie die Einlassregelung konnten die Freude an einem so vielseitigen, hochwertigen Bandaufgebot nicht trüben. Dass das Black Troll Winterfest eine Zukunft hat scheint mir daher gewiss. Nur lasst es in den kommenden Jahren vielleicht drei, vier Bands weniger sein. Über 14 Stunden Programm ist für einen Tag einfach zu viel – das sieht man schon daran, dass viele der Gäste erst zum zweiten Drittel der Bands kamen und auch nicht wenige die Show des Headliners nicht bis zum Ende abwarteten.

Darüber hinaus spreche ich sicher nicht nur für mich wenn ich sage: Ich komme gerne wieder!

 

Bericht: Stefan Frühauf, Stefan(at)dark-festivals.de