Studiobericht: Adorned Brood – Kuningaz

Adorned Brood ist eine der dienstältesten Pagan-Metal-Bands Deutschlands und hat ihr Genre hierzulange wesentlich mit geprägt. Am 23. November veröffentlicht die Gruppe ihr neues Album „Kuningaz“ („König“). Das nunmehr achte Album der Band wurde in den vergangenen Wochen aufgenommen und steht nun vor seiner Fertigstellung.

Wie schon beim 2010er-Album „Hammerfeste“ luden mich Adorned Brood auch dieses Mal wieder ins Kohlekeller Studio nach Seeheim-Jugenheim ein. Dort gab es nicht nur Informationen aus erster Hand, sondern auch eine Rohfassung des Albums auf die Ohren. Im Vergleich zum Vorgängeralbum hat sich bei „Kuningaz“ einiges getan – was genau erfahrt ihr in diesem Studiobericht.

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Kohlekeller Studio


Das Kohlekeller Studio in Seeheim-Jugenheim ist genau die richtige Adresse für alles, was kracht. Besitzer Kristian Kohlmannslehner und Tontechniker Kai Stahlenberg haben das Studio über die Jahre zu einer der ersten Adressen für Metal in allen möglichen Variationen gemacht. Adorned Brood waren nach 2010 nun zum zweiten Mal im Kohlekeller.

Bei all den Neuerungen auf „Kuningaz“ könnte man das fast schon für die einzige Konstante halten. Das stimmt so natürlich nicht – Fakt ist aber, dass sich stilistisch vieles gewandelt hat. So konnte Adorned Broods Gitarrist Jan Jansohn, der erneut ins Studio eingeladen hatte, gleich über eine ganze Reihe von Änderungen berichten.

Mit die größte Neuerung ist, dass auf „Kuningaz“ viel mehr akustische Instrumente verwendet werden. Vor allem eine Bratsche tritt nun deutlich in den Vordergrund und prägt die Atmosphäre des Albums sehr deutlich. Neben der bereits bekannten Flöte kommen außerdem verschiedene akustische Lauteninstrumente zum Einsatz. In den bisherigen Hörproben kommt der Bratsche, die Adorned Brood ja eigentlich gar nicht im Lineup haben, eine zumindest annähernd so große Bedeutung zu wie der Flöte.

Auffallend ist, dass Bratsche und Flöte nicht einfach nur im Hintergrund der Metal-Instrumente spielen. Stattdessen gibt es viele rein akustische Parts, in denen sich Gitarre, Bass und Schlagzeug zugunsten der Folk-Instrumente zurücknehmen. Diese akustischen Parts innerhalb der Metal-Stücke erinnern stark an die frühen Werke von Adorned Brood. Das sieht auch die Band selbst so und begreift „Kuningaz“ dahingehend als Anknüpfungspunkt an ihre Frühphase.

Doch nicht nur die größere Bedeutung der akustischen Instrumente ist neu auf „Kuningaz“. Das Album ist stellenweise auch ein gutes Stück wuchtiger. Dafür ist vor allem ein Besetzungswechsel bei Adorned Brood verantwortlich. Ihr bisheriger Schlagzeuger Mike war vor einiger Zeit aus der Band ausgestiegen, da er beruflich viel unterwegs sein musste. Sein Nachfolger Mischa kommt ursprünglich eher aus dem Black-Metal-Bereich. Das hört man auf „Kuningaz“ nun deutlich, denn im Vergleich zu „Hammerfest“ donnern jetzt viel mehr Blastbeats aus den Boxen.

Dass „Kuningaz“ ein größeres Augenmerk auf die akustischen Elemente legt, heißt also keinesfalls, dass es deshalb weicher geworden ist. Vielmehr haben Adorned Brood ihre stilistische Bandbreite in beide Richtungen erweitert – ins Weiche und ins Härtere. Hinzu kommen auch noch moderne Einflüsse wie ein komplexeres Riffing und diverse Soundeffekte. Insgesamt sind Adorned Brood mit „Kuningaz“ also viel breiter aufgestellt als man das bisher von ihnen kennt.

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Jan Jansohn gab Auskunft über „Kuningaz“. Foto: Florian Hans

Etwas weniger stark vorhanden sind die vielen Chor-Passagen, die für „Hammerfeste“ sehr prägend waren. Die sind zwar immer noch da, werden aber etwas mehr nach hinten gemischt. Mit einer anderen Tradition haben Adorned Brood dafür ganz gebrochen, denn im Gegensatz zu früheren Alben wurde auf „Kuningaz“ kein Volkslied mehr gecovert.

Das kann man als alter Fan durchaus schade finden, denn Adorned Broods Interpretationen von Stücken wie „Sieben Tage lang“ oder dem „Drunken Sailor“ waren immer sehr beliebt. Jene Fans, die Freude an solchen Trinkliedern hatten, möchte Jan Jansohn aber beruhigen. Zwar enthalte „Kuningaz“ kein Cover mehr, mit „We’re Men“ sei aber trotzdem ein Party-Stück mit an Bord.

Zum Beweis gab es gleich eine vorfertige Version von „We’re Men“ zu hören – die Nummer geht richtig gut ins Ohr und hat einen genialen Refrain! Nur den Text sollte man nicht allzu ernst nehmen, denn der ist im Prinzip eine Parodie auf das viel besungene Männlichkeitsgefühl von anderen Metal-Bands.

Die bisherige Trackliste von „Kuningaz“ liest sich wie folgt, wobei sich einzelne Titel der Lieder auch noch ändern können.

1. Einkehr (Intro)
2. Kuningaz
3. My Tranquillity
4. Victory or Valhall
5. Hugin
6. We’re Men
7. Kreuzes Last
8. Just A Fight
9. Munin
10. A War Poem
11. We Are Legion
12. Wigand (Bonus)

Wie die Trackliste verrät ist auch ein Bonus-Stück dabei, nämlich eine Neuaufnahme von „Wigand“ aus dem Jahr 1998. Das Bonus-Stück ist auf dem Digipak des Albums enthalten, die normale Version hat elf Tracks. Auch ohne das Bonus-Stück kommt „Kuningaz“ auf eine Spielzeit von über 50 Minuten, da die Stücke insgesamt etwas länger geworden sind als auf „Hammerfeste“. Mit „Wigand“ dürfte das Digipak dann die Grenze von einer Stunde Spielzeit erreichen.

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Die Hörproben machten allen Spaß

Auf der Tracklist ist schon ersichtlich, dass „Kreuzes Last“ das einzige deutsche Stück des Albums ist. Die restlichen der von Sänger Markus Frost geschriebenen Texte sind auf Englisch. Mit „Hugin“ und „Munin“ (so heißen die beiden Raben des Odin in der nordischen Mythologie) sind auch zwei komplett akustische Stücke vorhanden, was den größeren Akustik-Anteil abermals unterstreicht.

Für das Intro „Einkehr“ zeichnet sich erneut der Komponist Robert Spatny verantwortlich, der auch das Intro zu „Hammerfeste“ schuf. „Einkehr“ enthält sowohl Folk- als auch Orchester-Instrumente und reißt in seinem Verlauf die Melodien von verschiedenen Stücken auf „Kuningaz“ an.

Allein das Intro enthält an die 60 Klangspuren und verdeutlicht die gestiegene Komplexität des Albums. Das konnte auch Tontechniker Kai Stahlenberg bestätigen, für den sich die Arbeiten an „Kuningaz“ durch das Mehr an Instrumenten und Klangspuren sehr anspruchsvoll gestalteten. Auch Stahlenberg empfindet „Kuningaz“ durch seine neuen Black-Metal- und Folklore-Einflüsse im Vergleich zu den Vorgängern als weniger „typisches“ Pagan-Metal-Album.

Adorned Brood haben es auch zu ihrem erklärten Ziel gemacht, mit „Kuningaz“ nicht nur Pagan-Metal-Fans anzusprechen, sondern auch bei Freunden von Black, Folk und sogar Power Metal Anklang zu finden. Sorgen macht der Band bisher nur noch die Live-Umsetzung. Ein Problem ist die Bratsche, die auf der Bühne wenn möglich vom Keyboard gespielt wird, vielleicht aber auch eingesampelt werden muss.

Live wird „Kuningaz“ aber auch wegen seinem hohen spieltechnischen Niveau zur Herausforderung. Schon die Hörproben im Kohlekeller Studio haben den hohen technischen Anspruch erahnen lassen. Was Riffs und Gitarrensolo angeht haben Adorned Brood ihre Messlatte nämlich deutlich nach oben gelegt. Solche anspruchsvollen Soli wie die auf „Kuningaz“ hat man von der Band bisher nicht gehört.

Zu guter Letzt seien noch die Gastmusiker auf „Kuningaz“ erwähnt. Wie schon öfter in der Vergangenheit haben sich Adorned Brood nämlich auch dieses Mal Verstärkung geholt. Den tiefen Growl-Gesang hat Florian alias „Die Blutaxt“ von Black Unicorn übernommen, die klare Stimme singt Moritz Stübig von Jan Jansohns neuer Band All Will Know. Beide Sänger waren auch schon an „Hammerfeste“ beteiligt. An der Bratsche ist außerdem Mario Pontigo zu hören.

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Kai Stahlenberg, Jan Jansohn

Insgesamt macht „Kuningaz“ im Studio einen hervorragenden Eindruck. Das Album ist stilistisch sehr viel breiter gefächert als die Vorgängeralben. Hierdurch wird es wahrscheinlich sehr abwechslungsreich. Vom spielerischen und technischen Niveau – vor allem was Soloeinlagen angeht – gehört es zu dem besten, was Adorned Brood je geboten haben. Noch nicht fertig abschätzen kann man die Komposition. Im Studio gab es bereits einige Hits zu hören –  inwieweit sich das gute Songwriting samt knackigen Refrains und schöner Melodieführung über das ganze Album halten kann, wird aber erst die fertige CD zeigen. Die gehörten Ausschnitte stimmen aber auf jeden Fall hoffnungsfroh.

Meine Prognose: Sehr gut!

 

Bericht: Stefan Frühauf, Stefan(at)dark-festivals.de

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