Eis – Wetterkreuz

Bei Eïs hat sich in den letzten Jahren einiges getan. Das zeigt sich schon allein am Namen der Band, denn ihr letztes Album „Galeere“ erschien 2009 noch unter dem Namen Geïst. Ein Jahr später musste die Gruppe dann ihre Umbenennung in Eïs hinnehmen. In der Folgezeit verließen dann auch noch zwei Gitarristen und der Sänger die Band.

Heute steht Bandleader Alboin daher selbst am Mikrofon. Zusammen mit Gründungsmitglied Marlek führt er die Band fort. Vor wenigen Tagen haben Eïs nun ihr viertes Album „Wetterkreuz“ veröffentlicht. Freunde von atmosphärischem Black Metal können sich auf einiges gefasst machen.

eis_-_wetterkreuz

Eïs – der Name ist hier wahrlich Programm. Selten hat eine Band so konsequent ein dermaßen kaltes Klangbild erschaffen und durchgezogen wie Eïs auf ihrem neuen Album. Die fünf Lieder, die zusammen auf eine Laufzeit von gut 48 Minuten kommen, schaffen frostige, dystopische und dabei zu jeder Zeit atmosphärische Klangwelten. Das Fundament besteht dabei immer aus riffigem, insgesamt melodisch gehaltenem Black Metal und deutschsprachigem Gesang mit metaphernreichen Texten. Hierüber legen Eïs gerne Windeffekte und packen sachte Streichinstrumente und Elektronik in den Hintergrund, um das eisige Klangkonzept zu unterstreichen.

Das erste Stück „Mann aus Stein“ liefert dabei einen denkbar epischen Einstieg. Man hört das bedrohliche Rauschen des Windes, in das plötzlich eine fahle, blasse Stimme schneidet. Die unheimliche Stimme hält einen gespenstischen Monolog, dabei spielt im Hintergrund eine leise Geige und der Wind bläst unentwegt. Großartig umgesetzt – Gänsehaut garantiert!

Nach dem Monolog bricht dann das eigentliche Lied los. Vor einer Wand aus Blastbeats liefern die Gitarren ein packendes, kaltes Riffing. Solche Instrumentalpassagen werden „Wetterkreuz“ in der nächsten dreiviertel Stunde prägen. Dazwischen fallen der harsch geschriene Gesang, gelegentlich aber auch gesprochene Passagen ein. In den ruhigeren Abschnitten bleiben unaufdringlich, aber immer wahrnehmbar die Streicher präsent. Der „Mann aus Stein“ jedenfalls geht zehn Minuten lang dahin, dreht eine Riff-Schleife nach der anderen und begeistert immer mehr. Im letzten Teil des Stücks kommt noch eine Art Glockenspiel hinzu, das mit seinem filigranen Klingen einen bemerkenswerten Kontrast zu der Wand aus Riffs und Blastbeats bildet. Phantastisch!

Das zweite Stück des Albums heißt „Auf kargen Klippen“. Zum Einstieg ist wieder das Rauschen des Windes zu hören. Dazu gesellen sich dann Trommelschläge, ein Chor und schließlich Streichinstrumente. Nach knapp anderthalb Minuten ist das Intro vorbei und Eïs feuern wieder aus allen Rohren los. Nach der ersten Klippe aus Blastbeats und Riffs folgt ein gesprochener Textvortrag. Danach steigert sich das Riffing in enorm eingängige Loops hinein, die nicht nur durch ihre Intensität, sondern auch durch eine griffige Melodie mitreißen. Dazwischen tritt immer wieder ein gesprochener Textvortrag auf, der dem Stück weiter Atmosphäre gibt.

Lied Nummer drei ist das Titelstück „Wetterkreuz“. Das Lied beginnt mit surrealen Ambient-Klängen vor dem alt bekannten Windesrauschen. Gitarre und Schlagzeug kommen erst nach und nach dazu, es geht insgesamt sehr langsam voran. Erst ab Minute 3 setzt dann der Gesang ein und auch das instrumentale Klangbild wird offensiver. Im Folgenden ist das Stück vergleichsweise simpel strukturiert und sehr hart aufgebaut, mithin also das genaue Gegenteil seines Intros, fällt gegen Ende aber wieder in ruhigere Sphären ab.

Das nun folgende „Am Abgrund“ hat kein wirkliches Intro und ballert sofort drauflos. Es ist streckenweise geradliniger arrangiert als die anderen Lieder. Interessant ist, dass man gegen Minute 7 denkt, das Stück sei zu Ende, es sich dann aber wieder aufbaut und eine weitere Schleife dreht. Insgesamt ist „Am Abgrund“ nicht ganz auf dem herausragenden Niveau von „Mann aus Stein“ und „Auf kargen Klippen“, hat aber sicher seine Daseinsberechtigung.

Den Abschluss von „Wetterkreuz“ bildet „Bei den Sternen“. Auch hier kommt wieder Ambient zum Einsatz. „Bei den Sternen“ ist quasi das Downtempo-Stück des Albums. Es bietet lange, relativ gemächliche Instrumental-Passagen. In seiner Mitte gewinnt das Stück aber deutlich an Geschwindigkeit und Härte und steigert sich in unerwartete Höhen.

Das also war „Wetterkreuz“ – ein Album, das definitiv im Gedächtnis bleibt. Eïs bieten dem Hörer ein eindringliches Klangerlebnis, das mit seiner Inszenierung wirklich in der ersten Liga spielt. Die Band zeigt dabei nicht nur eine hohe klangliche Bandbreite auf, sondern verbindet auch die Rohheit und Härte es Black Metal mit einem enormen atmosphärischen Tiefgang. Beachtenswert ist dabei auch das hohe Maß an Geradlinigkeit, mit dem Eïs ihr dystopisches Konzept durchziehen und „Wetterkreuz“ zu einem Gesamtkunstwerk machen.

Fazit

Ein intensives, atmosphärisches, sehr gutes Album.

Punkte: 9 / 10

 

Rezension: Stefan Frühauf, Stefan(at)dark-festivals.de

2 Gedanken zu „Eis – Wetterkreuz

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