Agrypnie – Aetas Cineris

Die Black-Metal-Band Agrypnie wurde vor einigen Jahren von Torsten, dem Sänger der zwischenzeitlich aufgelösten Nocte Obducta gegründet. Mit ihrem viel beachteten dritten Album „16[485]“ spielte sich die Gruppe im Jahr 2010 in die erste Riege der anspruchsvollen deutschsprachigen Black-Metal-Bands vor.

Dementsprechend sehnlich warten die Fans seitdem auf ein Nachfolgealbum. Nachdem 2011 bereits eine EP erschien, folgt nun endlich das vierte Album von Agrypnie. Es trägt den Titel „Aetas Cineris“ und erscheint nach einigen Verschiebungen Mitte März.

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„Aetas Cineris“ ist mit 77 Minuten Laufzeit – typisch für Agrypnie – wieder ein echter Brocken geworden. Am grundsätzlichen Konzept der Band hat sich im Vergleich zu den vorherigen Werken nichts geändert: Auf dem Plan steht deutschsprachiger Black Metal beziehungsweise Post Black Metal mit einem sehr breit gefächerten Klangbild von ruhigen Passagen bis hin zu heftigem Blastbeat-Feuer.

Eine große Stärke des neuen Albums ist erneut die Atmosphäre. Agrypnie kreieren einen fesselnden Sound mit einer dystopischen Epik. Schneidige Gitarrenriffs sorgen für eine klangliche Kälte und einen melodischen Kontrast zu den Blastbeats. Sehr gelungen werden repetitive Passagen eingesetzt, die vor allem auf das Konto der Gitarren gehen. Schon der Opener „Trümmer“ klingt in langen, sich Schleife um Schleife wiederholenden Riffs aus, die einiges an Atmosphäre schaffen. Der Schlussteil von „Dezember“ nutzt hingegen zunächst die Akustikgitarre, setzt dann aber in einem Crescendo mit einem Mal in offensive Gitarren- und Schlagzeugwände über.

Solche markanten Arrangements sind der Atmosphäre von „Aetas Cineris“ sehr zuträglich. Die Band lässt Momenten wie diesen auch genügend Raum, da auf dem Album auch immer wieder lange Instrumentalpassagen Platz finden. Auffallend ist dabei, dass Agrypnie – ähnlich wie zum Beispiel auch Eïs – die gesamte Atmosphäre aus ihren originären Metal-Instrumenten ziehen. Chöre oder Orchester braucht die Band dafür gar nicht. So sind auch die Hintergründe der Lieder sehr dezent arrangiert. Mit einigen diffusen Ambientklängen oder sachtem Klavier ist es schon getan, mehr als das ist einfach nicht nötig.

Von der atmosphärischen Inszenierung her ist „Aetas Cineris“ also in jedem Fall über alle Zweifel erhaben. Die Komposition kann sich ebenfalls hören lassen. Stücke wie zum Beispiel „Sinnflut“ warten mit sehr gelungenen Refrains auf, die den Hörer beim ersten Durchlauf mitreißen. Was diesen Gesichtspunkt angeht, behält „16[485]“ trotzdem leicht die Nase vorn. Im Vergleich zum neuen „Aetas Cineris“ bot „16[485]“ einfach eine noch höhere Dichte an packenden Refrains und Melodien und war damit ein Stück weit zugänglicher als „Aeatas Cineris“. Das spricht allerdings nicht gegen „Aetas Cineris“, sondern einfach nur für „16[485]“.

Ein Problem hat „Aetas Cineris“ dagegen mit der Abmischung. Die Gesangsspur wurde im Vergleich zu den Instrumenten schlicht und einfach zu leise gemischt. In den ruhigeren Passagen macht sich das kaum bemerkbar, sobald Sänger Torsten aber gegen Hightempo und Blastbeats anschreien muss, geht dieser Kampf manches Mal verloren. Geht es nämlich auf der instrumentalen Seite heiß her, wirkt der Gesang schnell wie hinter einem Wasserfall. Das Textverständnis ist hierdurch leider eingeschränkt. Das ist gerade deshalb schade, weil die Texte bei Agrypie eben kein typisches Black Metal Klischee-Blabla sind, sondern wirklich etwas zu sagen haben. Fans der Band können auf „Aetas Cineris“ über den zu leisen Gesang aber womöglich hinwegsehen, zumal das Album ja nicht zu knapp von packenden Instrumentalpassagen lebt.

Gut steht „Aetas Cineris“ in Sachen Abwechslung dar. Allein die enorme Bandbreite von sehr ruhigen bis hin zu sehr harten Passagen lässt einiges an Variation aufkommen. Dazu kommen dann Ambient- und Akustikeinwürfe sowie die zahlreichen instrumentalen Teile. Mit „Kosmos [Alpha]“ und „Asche“ sind übrigens auch zwei rein instrumentale Stücke vertreten. Na gut, fast rein instrumental – „Asche“ erhält nach fast zehn (!) instrumentalen Minuten dann doch noch eine Gesangsspur. Während „Asche“ vor allem auf die Akustikgitarre setzt, fällt „Kosmos [Alpha]“ über sechs Minuten hinweg als reines Ambient-Stück auf. Ob das auf einem Black-Metal-Album nötig ist sei dahingestellt, im Angesicht von 77 Minuten Gesamtlaufzeit stören diese wenigen Minuten Zerstreuung aber auf keinen Fall.

In der Gesamtschau ist „Aetas Cineris“ ein in vielerlei Hinsicht bemerkenswertes Album. Im direkten Vergleich präsentierte „16[485]“ das Konzept mit konsequenterem Songwriting aber noch ein Stück weit zugänglicher. Als einziges echtes Manko zeigt sich auf „Aetas Cineris“ die mäßige Gesangsabmischung, von der sich Fans wohl aber nicht abhalten lassen.

Fazit

„Aetas Cineris“ ist ein gutes, stimmungsvolles Black-Metal-Album. Die Bestmarke von Agrypnie heißt aber auch weiterhin „16[485]“.

Punkte: 8.5 / 10

 

Rezension: Stefan Frühauf, Stefan(at)dark-festivals.de

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