Lustre – Wonder

Lustre ist ein weitgehend unbekanntes Musikprojekt aus Schweden. Mastermind Nachtzeit veröffentlicht unter diesem Projektnamen seit 2008 Musik. Auf dem Programm steht atmosphärischer Ambient Black Metal.

Am 23. September erscheint Lustres neues Album “Wonder”. Hier gibt es die Details dazu.

lustre - wonder
“Wonder” besteht aus den vier Liedern “Moonlit Meadow”, “Green Worlds”, “A Summer Night” und “Petrichor”. Die Lieder haben allesamt Längen zwischen neun und zehn Minuten – also ziemlich lang. Da es nur vier sind kommt das Album jedoch nur auf eine Laufzeit von etwa 37 Minuten – also ziemlich kurz.

Vom Sound her hat man sich bei Lustre wohl ein Beispiel an der berühmtesten Ambient-Black-Metal-Band genommen: Summoning. Genau wie beim großen Vorbild finden sich nämlich auch bei Lustre stark hallende Drums und eine lediglich langsame bis mittlere Spielgeschwindigkeit. Genau wie die Österreicher setzen auch Lustre auf ein eher düsteres Klangbild, das in schöner Regelmäßigkeit von hellen Melodien durchzogen wird.

Anders als Summoning, die Ambient Black Metal mit einem guten Schuss Epic Metal spielen, lassen Lustre aber den Epic-Aspekt weg. So hört man bei Lustre weder Fanfaren noch heroische Chöre. Stattdessen konzentriert sich “Wonder” voll auf seine mystische, düstere Atmosphäre. Die wurde vor allem durch zahlreiche, sich wiederholende Klangschleifen umgesetzt.

Teils über die komplette Länge eines Liedes hört man eine bestimmte Tonfolge, die so arrangiert eine geradezu hypnotische Wirkung entfaltet. Atmosphärisch ist “Wonder” also durchaus einnehmend. Markante Refrains oder wie auch immer geartete Höhepunkte sollte man jedoch nicht suchen, denn das Konzept der Band zielt eben auf einen sehr gleichmäßigen, stimmungsvollen Sound, der lieber zum Dahintreiben einlädt als mit Ohrwurm-Refrains auf sich aufmerksam zu machen.

Das Ziel einer stimmigen Atmosphäre und eines hypnotischen Sounds zum Gedanken schweifen lassen haben Lustre erreicht. Wünschen würde man sich dabei aber einen höheren technischen Standart und vor allem mehr Abwechslung. Die Technik ist durchgehend solide, viel mehr aber auch nicht. Vor allem die Abmischung wirkt gelegentlich unsauber. Gerade bei “A Summer Night”, das etwas härter herüberkommt als die anderen drei Stücke, gerät die Abmischung doch hörbar an ihre Grenzen.

Stichwort andere drei Stücke: “Moonlit Meadow”, “Green Worlds” und “Petrichor” sind an sich gut und stimmungsvoll, laufen im Prinzip aber vollkommen gleich ab. Die Melodieführung wird in allen drei Liedern von einem Xylophon übernommen – oder von einem elektronischen Effekt, der sich wie ein Xylophon anhört, ich kann es nicht genau sagen. Dieser Xylophon-geführte Sound trabt immer in der gleichen Spielgeschwindigkeit vor sich her und bleibt zudem größtenteils instrumental. Wenn doch mal eine Stimme zu hören ist, dann scheint es sich um textloses Schreien zu handeln. Auch aus dieser Richtung heißt es also: Atmosphärisch ja, abwechslungsreich nein.

Gewisse Effekte, die das zu schematisch ablaufende Klangbild auflockern, kommen zwar vor, sind dann aber auch immer dieselben. So schaltet sich im Verlauf eines Liedes auch mal der Klang eines Cembalos ein – dieser Effekt kommt dann aber eben auch in mehreren Liedern vor. Hier wird es in Zukunft die Aufgabe von Lustre sein, mehr und verschiedene Klangelemente einzusetzen. Wenn man noch einmal Summoning zum Vergleich heranzieht, die von Blechbläsern über Flöten bis hin zu verschiedenen Lauten-Instrumenten eine ganze Armada an Klangeffekten auffahren, dann wirkt Lustre dagegen geradezu minimalistisch. Bei einem Konzept, das auf eine breite Klangfläche bei meistens gleicher Spielgeschwindigkeit setzt, ist das zu wenig an Variation.

Fazit

Das Musikprojekt Lustre präsentiert sich auf “Wonder” mit gelungenen Arrangements und einer dichten Atmosphäre. Bisher geschieht die Umsetzung aber noch zu wenig abwechslungsreich. Auch technisch ist die Musik von Lustre noch nicht ganz ausgereift.

Alles in allem zeigt sich “Wonder” als immerhin solides Album – mal sehen, was die Zukunft noch bringt.

Punkte: 6 / 10

 

Rezension: Stefan Frühauf, Stefan(at)dark-festivals.de